VVITCH & Bleak Light - Capnomacy (Single)
Review

VVITCH & Bleak Light - Capnomacy (Single)

Wie nennt man eigentlich das Geräusch, wenn man ein Pro Co EG-20 Excelline Kabel aufschneidet, den Plus-Leiter mit einem RJ45 Kabel crimpt und das dann mit einem Hammer in eine Steckdose klopft? Oder halt, nein. Wie nennt man das Geräusch, wenn man seinen Fender Violinmaster Telecaster Relic LTD Masterbuilt (30.000 Euro) über Blue Tooth mit einem HiFi-Verstärker CTA-100 (30 Euro) verbindet -

  • von Ghostwriter
  • 23.11.2021

und dann die Wohnung verlässt um den (taubstummen) Nachbarn mit einer rostigen Schaufel zu verprügeln, der schon wieder viel zu laut seine Lieblingsserie „startende Diesellaster“ auf DMAX guckt? Würde man diese beiden Geräusche mit der Lesung von Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ kombinieren (vorgetragen von einem Orang Utan, der sich gerade von einem Schlaganfall erholt), hätte man in etwa das klangliche Erlebnis der Single „Capnomancy“ von VVITCH.


Kurz: Es passiert nichts auf dieser EP. Nichts. Und hier wäre weniger wirklich mehr gewesen. Capnomacy ist diese Art Werk, bei der das Coverartwork (vom gleichen Orang Utan auf Gimp zusammengeknödelt) noch das Highlight ist und ich spare euch die 20 Minuten eurer Lebenszeit und fasse euch die Scheibe mit den Höhepunkten kurz prägnant zusammen:


Die erste Minute ist für die stolze Gilde der Abwasserspezialisten reserviert, die unter einer Kirche irgendwo im Vatikan verschiedene Rohre auf Rost prüfen. Gegen 01:04 beginnt ein langsames Kirchenglocken Gongen und es wird irgendwas im Hintergrund geflüstert. Dann setzt ein weit entferntes Gespräch ein, wo sich jemand wahrscheinlich über Stuckdecken beschwert, unterlegt mit etwas Kirchenorgeln. Dies geht bis ca. 04:20. Ab 04:35 stellt jemand seinen Bass viel zu Nahe an die Bassbox und drückt auf dem Effektpedal unter Zupfen einer Saite auf „Ja bitte“. Das geht dann so bis ca. 16:04, bis jemand völlig überraschend „Au Weia“ auf selbem Pedal drückt und die Quälerei bis ca. 19:22 so weitergeht, nur eben ein bisschen anders brummend. Wer bis hierhin gekommen ist, wird ca. eine Minute lang mit etwas belohnt, das ich als Musik bezeichnen würde. Inklusive Riff, Drums und etwas Synthie Gedudel, das genauso abrupt endet, wie man sich vorher ewig lang gequält hat.

Ehrlicherweise machen mich die 20 Minuten wirklich wütend und es stellen sich diverse Fragen, nicht zwingend in derselben Reihenfolge:

Warum?

Warum ich?

Meint der/die das Ernst?

Bekomme ich meine Lebenszeit wieder?

Wie hoch sind die Schmerzensgeld Ansprüche?

Bekomme ich meine Lebenszeit wieder?

Habe ich gerade an einem psychologischen Test teilgenommen, ohne einzuwilligen?

Ist das Jazz und ich bin nicht intelligent genug das Genie dahinter zu erkennen?

Hat hier jemand das falsche File hochgeladen?

Bekommt man ein Lied, wenn man die 20 Minuten fünf mal so schnell abspielt?

Gibt es Menschen die so etwas tatsächlich unironisch anhören?

Und Geld dafür bezahlen?

Zusatz: Nach dem Schreiben des Artikels und beim Zusammensuchen der Infos, durfte ich feststellen, dass die Scheibe eine Split ist! Eine Split! Da waren also zwei "Bands" involviert und somit mindestens zwei Menschen, die mit dem Endprodukt zufrieden waren und sich gedacht haben: "Jup, das hört jemand und ja, es zahlt jemand dafür!"

Trackliste:

01. Capnomancy
02. Eternal Misery

0.5
PUNKTE
Bewertung

Wenn es Menschen gibt, die so etwas genießen, möchte ich den Planeten verlassen. Alle anderen googeln nach „Dark Ambient“, „Irgendwas mit Drone bitte“ oder sagen: „ALEXA - bitte Aufnahme starten und töte den Pudel mit Elektroschocks“ - und haben dann einen besseren Vormittag bzw. bessere 20 Minuten als ich sie hatte.

Band

  • VVITCH & Bleak Light

Album Titel

  • Capnomacy

Erscheinungsdatum

  • 02.11.2021
Ghostwriter

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