Mittlerweile erfreut sich Mundart und auch heimische Folklore im Black Metal sowohl in Deutschland als auch bei unseren Nachbarn in den Alpen gesteigerter Beliebtheit. Das war aber nicht immer so und so war es ein besonderer Anlass am 07.06.2025, der uns eine Hand voll feinst ausgesuchter Bands und Künstler bescherte, die uns unter anderem die Kunst der Mundart einflößten, wie es keine anderen Kapellen auch nur Ansatzweise schaffen würden. Die Rede ist natürlich von Aran, der unter dem Banner “A Hoagascht“ mit einem Live-Aufgebot ausgesuchter Musiker das letzte Studioalbum von Lunar Aurora auf die Bühne bringen sollte. Als Gründungsmitglied einer der Pionier-Bands von Mundart im Black Metal war es genau der richtige Ort um dieses Kult-Release noch einmal aufleben zu lassen. Ebenso steht die Ausnahmeband Gràb für dieses spezielle Markenzeichen, die das Release ihres zweiten Langspielers “Kremess“ an diesem Abend zelebrierten. Zudem konnte man Grift aus Schweden für eine Akustik-Show mit ins Boot holen und mit den Österreichern Gjoad und Rauhnåcht als Support den Sack zu machen und das Line-Up perfekt komplettieren.
Die Vorahnung hier einem mehr als beeindruckenden Abend beizuwohnen sollte sich mehr als bestätigen. Doch als erstes wurde man von der angereisten Masse, die sich vor der Halle in einer langen Schlange anstellte überrascht. Zur Erleichterung über den anfänglichen Ärger, kein zweites Wegbier fürs Anstehen mehr zu haben, kam man verblüffend schnell vorwärts und so war es dank der perfekten Organisation des Veranstaltungsteams eine Minuten-Sache, bis man den Einlass überwunden und endlich an das kühle Helle ran konnte. Dafür auf jeden Fall erst mal ein großes Lob! Die Halle füllte sich daher schnell, auch wenn viele erst einmal den Weg zum Merch-Stand im Vorraum auf sich nahmen um eines der begehrten Exklusiv-Stücke von Lunar Aurora zu ergattern. Auch in der Halle selber war schon ein ziemliches Getümmel und während Gjoad in den Abend startete, traf man doch noch das ein oder andere bekannte Gesicht und es war allerseits ein großes Hallo in Obertraubling. Mit ihrem atmosphärisch aufgeladenen Darkfolk, der ab und an auch ein wenig in etwas doomigeren Post-Rock abtaucht, geleiten die Salzburger stimmungsvoll in den Abend und können schon die ein oder anderen Akzente setzen.
Die Stimmung der doch schon recht gut gefüllten Halle bleibt aber doch erst einmal noch eher ruhig und auch die nachfolgenden Rauhnåcht müssen sich ihren Applaus deutlich erarbeiten. Was der ebenfalls aus dem Salzburger Land stammende Live Konstellation, rund um Mastermind Stefan Traunmüller, aber auch sehr gut gelingen sollte. Begonnen wurde das Set mit “Einsam Ist’s, durchs Moor zu gehn“ von der 2014 Veröffentlichten Scheibe “Urzeitgeist“, von der auch der Titelsong zum Besten gegeben wurde. So richtig wollte der Funke aber doch noch nicht überspringen bis der letzte Song “Auf zur Schlacht“ dann doch nochmal die ein oder anderen Lebensgeister im Publikum aufweckte.
So richtig zum Brodeln brachte den Saal dann erst Gráb, die als nächstes die Bühne betraten und neben neuen Stücken vom frisch veröffentlichten Album “Kremess“ auch das Intro “Sched Oreidig“, “Nachtkrapp“ und den Titeltrack ihrer Debütscheibe “Zeitlang“ zum Besten gaben. Letzteren widmete die Band Peter Kubik, der vielen durch Abigor bekannt sein dürfte und an dem Song während der Entstehungsphase des Albums maßgeblich mitgearbeitet hat, bevor er sich letztes Jahr dazu entschieden hat diese Welt zu verlassen. Mit “Waidler“, “Vom Grab im Moos“, “Kerkermoasta“ und “Dà letzte Winter“ wurden dann vier Titel des aktuellen Albums zelebriert, bevor zur Krönung des Sets mit “A Dåg im Herbst“ noch einmal ein Song vom letzten Album aufgespielt wurde. Was für ein grandioser Auftritt, der die Menge komplett abholte und für Begeisterung auf ganzer Linie sorgte!
Mit dem Auftritt von Grift kam dann erst mal wieder etwas Ruhe in die Halle, denn das schwedische Multitalent Erik Gärdefors präsentierte dem Publikum ein Solo Akustik-Set, dass trotz der ruhigen Stimmung voller Energie und Atmosphäre steckte und die Zuhörer, die sich darauf einließen, in seinen Bann zog. Selbst Dan Capp, der vorher noch bei Gràb die Gitarre geschwungen hatte, zog es auf die Bühne um gemütlich auf dem Amp sitzend ein Bierchen zu genießen und den wundervollen Melodien zu lauschen, die Grift auf die Bühne zauberte. Besonders “Det Gröna Goldet“ ist mir eindrucksvoll im Gedächtnis geblieben und die Zeit verging quasi wie im Fluge. Sogar viel zu schnell, was aber auch daran lag, dass der Auftritt 15 Minuten früher beendet wurde, wie auf der Running Order angekündigt. In meinen Augen einer der wenigen Wehmutstropfen an diesem denkwürdigen Abend.
Dann war es Zeit für A Hoagascht ihre sehnlichst erwartete Show zu starten. Aran hat sich zur Verstärkung den Gràb Fronter Matthias Jell an die Vocals geholt, der auch großen Einfluss auf die Verwirklichung des Projekts hatte und quasi der Vater des Gedanken war. P.P.LpsIn von Asphagor wurde am Bass verpflichtet und mit Stefan Botz kam ein alter Weggefährte Arans zum Einsatz, denn er hat auch schon auf dem Andacht Album von Lunar Aurora die Axt geschwungen. Lediglich an den Drums nahm mit Manuel ein mir zumindest noch unbeschriebenes Blatt seinen Platz ein, wurde seiner Aufgabe aber mehr als gerecht und begeisterte mit durchweg präzisen Salven aus den Fellen. In der selben Reihenfolge wie auf dem Langspieler selbst, wurden die Songs arrangiert und mit viel Liebe zum Detail dargeboten, selbst die Synths klangen buchstäblich wie auf dem Studioalbum. Hier wäre es natürlich noch schöner gewesen, man hätte sie visuell auf der Bühne auch mit einem Keyboarder präsentieren können, aber natürlich ist die Umsetzung hier komplex und man kann auch nicht immer alles haben. Nach “Im Gartn“ und “Nachteule“ leuchteten die “Sterna“ und mit ihnen auch die Augen im Publikum in die man ringsum Blicken konnte. Helle Begeisterung machte sich breit und die Menge ging mit und kündigte die Songs in Reihenfolge sogar mit an. Mit “Beagliachda“ und “Håbergoaß“ kamen wir dann langsam zum Sidepunkt und das Publikum wurde buchstäblich Eins mit der packenden Atmosphäre, die den Sound von Lunar Auroa so unverkennbar prägten und die Mannen von A Hoagascht perfekt auf der Bühne in Szene setzten. Auch bei “Wedaleichtn“ und “Geisterwoid“ funktionierte das Live Setting bestechend gut, bevor mit “Regn“ der letzte Song vom Album sein Debüt im Rampenlicht feierte. Aber ganz war noch nicht Schluss. Nach frenetischen Zugaberufen der elektrisierten Menge ließ es sich die Band nicht nehmen um nach einer kurzen Umfrage noch einmal die “ Håbergoaß“ auf die Bretter zu holen, was bei manchen Betrachtern als “Vergebene Chance“ angesehen wurde, denn natürlich hätte man noch gerne den ein oder anderen älteren Song aus dem Repertoire von Lunar Aurora gehört. Doch einerseits wurde ja von Anfang an kommuniziert, dass man hier ausschließlich dem Hoagascht Album Tribut zollen will und ich denke im Nachhinein, dass die Entscheidung mit Sicherheit ihre Gründe hatte.
Auf jeden Fall kann man festhalten, dass es ein unvergesslicher Abend in Obertraubling war, der für Viele noch lange im Gespräch bleiben wird und man kann nur hoffen, dass es hoffentlich noch eine Fortsetzung dieses Projekts und seiner Musik geben wird!