Vorlust - Lick The Flesh
Review

Vorlust - Lick The Flesh

Bay Area. Mit diesen beiden Worten hat man beim geneigten und versierten Metalhead praktisch schon die Weichen der Erwartung gesetzt, bevor überhaupt die erste Note eines Releases ertönt. An dieser Stelle möchte ich aber direkt, vielleicht sogar mit einer diebischen Freude, ein paar gewollte Enttäuschungen platzieren.

  • von Ghostwriter
  • 21.07.2022

Nein, es handelt sich nicht um Thrash, bzw. nicht direkt. Vorlust, mit ihrem Debüt „Lick The Flesh“ und einer sehr präsenten Fronterin Namens Marcelle Marais aka „Cunnus“, sprengen mit ihrer Version von Blackened/Death/Doom/Dominatrix-Metal so ziemlich jede Dimension und Erwartung. Wer etwas googelt wird schnell die Seite von Marais finden, die ein paar sehr provokative, gesellschaftskritische und schockierende Artpieces enthält, die mit Sex, 70ies Rock und 80ies Horrorpunk-Flair bestechen. „Lick The Flesh“ könnte durchaus auch aus dieser Ära kommen, was die paar wenigen verfügbaren Promopics suggerieren. Dies und die bisher veröffentlichten Demos und EPs mit Titeln wie „Entropic Lust“, „Pisskrystals“ oder „Venoumous Scent“ täuschen allerdings, wie Eingangs erwähnt, nicht über die Qualität der Musik hinweg, die es definitiv in sich hat. 

Alle Songs stammen samt und sonders aus der Feder von „Cunnus“ und drücken sich mit einer gewalttätigen Geschwindigkeit, unbedingten Rifferverliebtheit und niederknüppelnden Blastbeats in den Schädel des Hörers. Dann omnipräsent die räudig-raue und unerwartet tiefe Stimme von Marcelle, die immer wenn die Gitarren kurz ruhen, in einem growligen Sing-Sang ohne viel Melodie absolute Dominanz anzeigt. Diese Antithese zum Metal-Mainstream-Multipop, wie man ihn von Nuclear-Blast oder Sony Kombos kennt, taugt mir extremst und auch die optisch gewagte Präsentation passt wie die Faust in die Magengrube. Natürlich wird hier mit einiger Haut gearbeitet, aber eben nicht um irgendwelche primitiven Pornhub-Gelüste zu befriedigen, sondern um eine bizarren Antithese zu Schönheit und Anmut mit Ansage zu schaffen, die eher in einem Mad-Max oder Splatter-Film Universum Platz finden würde. 

Einziger Kritikpunkt vielleicht an der Kürze des Werks, das mit den beiden Pieces „Templo De Carne und „I Am Woman, I Am Beast“, die eher als atmosphärische Soundscapes dienen, durchaus noch den einen oder anderen Track vertragen hätte. Versöhnlich hier aber der Preis, der mit 7 Dollar für den Download durchaus angemessen erscheint und als Tape bereits jetzt ausverkauft ist.

Trackliste:

1. 13th Circle
2. Venomous Scent
3. Creatura
4. Templo de Carne
5. Tormenta
6. Divine Agony 
7. I am Woman I am Beast

8.5
PUNKTE
Bewertung

Kurzum: Vorlust schaffen mit „Lick The Flesh“ ein wunderbar räudig-ambitioniertes Blackened-/Death-/Thrash-Werk, das von vorne bis hinten überzeugt und richtig Spaß macht.

Band

  • Vorlust

Album Titel

  • Lick The Flesh

Erscheinungsdatum

  • 15.07.2022
Ghostwriter

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