Hrast - Beyond The Ethereal Horizon
Review

Hrast - Beyond The Ethereal Horizon

Wolfsgrimm Records ließ den Januar erst kürzlich mit einem physischen Release des 2021er Werks “Beyond The Ethereal Horizon” der Band Hrast ausklingen. Zuvor nur digital via Bandcamp veröffentlicht, konnte sich die Combo bisher bloß einem fein destillierten Publikum präsentieren. Wir haben uns die Platte vorgenommen.

  • von Haimaxia
  • 07.02.2022

Viel bekannt ist nicht über die Band, erschien jetzt aber bei mehr und mehr Menschen auf dem Radar. Derzeit scheinen die drei Musiker (und hier wird auch nur gemutmaßt, schließlich präsentieren sich auf Bandcamp drei Personen vor verwaschener Waldkulisse) einen Schleier des Mysteriösen über ihre Musik zu legen, um diese ganz für sich sprechen zu lassen. Klar ist eigentlich erstmal nur, dass das Projekt in Bayern beheimatet ist und sie sich für ihren Bandnamen der kroatischen bzw. einer südslawischen Sprache bemüht hat (Hrast, kroat. “Eiche”).

Eingeleitet wird “Beyond The Ethereal Horizon” von getragenen Pianoklängen beim Intro “Echoes”, zu denen sich zunächst Klänge von Wind gesellen, ehe Gitarren die Atmosphäre begleiten und ein berühmtes Gedicht von Robert Lee Frost vorgetragen wird: Hierbei handelt es sich um kein geringeres Werk als “Fire and Ice”, rezitiert vom ikonischen Shakespeare-Schauspieler Richard Burton. Und dieser Einstieg könnte nicht genialer gewählt sein: Nach dem eindringlichen letzten Vers des Neunzeilers, der gemeinhin als Kompression vom berühmten “Inferno” von Dante Alighieri gesehen wird, steigen Hrast dann mit ihrem atmosphärischen Black Metal-Sturm ein und machen dabei eine höchst professionelle Figur.

Schon der eigentliche Opener “These Woods Crush Omnipresence” ist überwältigend in seinen Ausmaßen, sodass Hrast sich als facettenreiche Klangschmiede unter Beweis stellen können. Wo es noch vergleichsweise schnörkellos beginnt, hat der Mittelteil mit seinen sanften Orgelklängen im Background beinahe einen okkulten Stoner/Doom-Anstrich, ehe man wieder in die Sphären des Black Metal zurückkehrt.

Das nachfolgende “Panacea” ist dabei nicht minder beeindruckend in seiner abwechslungsreichen Art, sowie in seiner bestechend schönen und gleichzeitig tiefschürfenden Lyrik - und auch hier wird Hrasts Hang dazu Einflüsse aus diversen Werken der Literatur in ihre Musik einzubauen deutlich. verwenden sie doch eine Textzeile aus William Blakes “The Marriage of Heaven And Hell”, die in den restlichen Text unbemerkt eingebettet wird und exzellent zum Konzept passt: “And the just man rages in the wild where lions roam.” 

Wen sich Hrast zum Vorbild nehmen und ob man das überhaupt in Worte fassen will, welche Assoziationen dem Hörer beim Genuss der Platte kommen könnten, ist dabei eher schwierig zu benennen. Zwänge man sich dazu, könnte man bestimmt Parallelen aufzählen, aber dass einem nicht sofort akkurate Beispiele in den Sinn kommen, spricht durchaus für die Band. Ihre Melange aus ausufernd langen Songstrukturen, melancholischem Grundton, selten in übermäßig schnellem Tempo, und allgegenwärtigem Black Metal-Lack zwischen den üblichen Aspekten, weiß sehr zu gefallen. 

Hervorzuheben ist auch der Song “The Winds Which May Haunt Thee”, bei dem Hrast unter Beweis stellen, wie gut sie eine trauergetragene Stimmung mit ihren Riffs geradezu malen können - deren Impact wird mitunter durch die ausgeklügelt gesetzten Pausen noch verstärkt. Im Höhepunkt des starken Songs wird Hrasts Debüt auch am aggressivsten, obwohl der Song gleichsam verletzlich anfing - und obwohl man für jedes Stück der Platte das Prädikat “gutes Songwriting” attestieren könnte, so will es hier doch am besten passen. Dass dabei ein starker Stilreichtum präsentiert wird und man sich auch on top noch experimentierfreudig zeigen kann, zeigen die Bayern auch bei “By The Footsteps In The Fallen Snow”, das über weite Strecken zunächst wie ein Neofolk-Stück wirkt, ehe die Gitarrenriffs dominanter werden und auch hier später ein Reißfluss von Musik ausgepackt wird - das muss man wirklich gehört haben.  Und wenn man denkt, dass das Ende der Fahnenstange langsam mal erreicht sein müsste, kommen Hrast am Ende noch mit dem französischen Stück “Le Mort de l’Hiver” daher und verleihen allen genannten Qualitäten nochmals Nachdruck (zumal Französisch, gleich, ob man die Sprache mag, oder nicht, einfach gut zum Black Metal passen will). Die “Zwischenspiele” sind auch dramaturgisch gut gesetzt und ein ”Nav” und das finale “Elysium” veredeln das Ganze, auch wenn diese mehr Beiwerk sind. 

Gibt es auch Dinge, die bei Hrast weniger gut funktionieren? Die Liste ist kurz. Streitbar ist im Grunde nur der Stil der Vocals, der sich mit dem epischen Anstrich und den anspruchsvollen Lyrics, die in ganz und gar nicht alltäglichem Englisch gehalten sind,  etwas zu beißen scheint, da er mit seinen raspelnden und sägenden Growls im Marduk-Style eigentlich zu weit roheren und weniger atmosphärischen Spielarten des Black Metal besser passen will. Doch Hrasts inhärente Stärke ist genau die Verbindung davon, was vielen an atmosphärischem Black Metal nicht schmecken will, ohne die Vehemenz und Schlagkraft der Musik dabei außer Acht zu lassen.

Trackliste:

01. Echoes

02. These Wounds Crush Omnipresence

03. Panacea

04. The Winds Which May Haunt Thee

05. Nav

06. By The Footstops In The Fallen Snow

07. La Mort D'Hiver

08. Elysium

9.5
PUNKTE
Bewertung

Hrasts Erstlingswerk besticht in seiner Eleganz, die sich gut im vordergründig gar nicht so tiefsinnigen Black Metal-Gewand versteckt hält. Eine unbedingte Empfehlung ist der Genuss der Lyrics während des Hörens, um bei dieser Platte aus allen Vollen schöpfen zu können. Definitiv eine Combo, die man weiter auf dem Schirm haben sollte, vor allem weil der Black Metal-Esprit hier bewährte Aggression und starke Innovation vereint. 

Band

  • Hrast

Album Titel

  • Beyond The Ethereal Horizon

Erscheinungsdatum

  • 28.01.2022
Haimaxia

He whispers, when the demons come. Do you make peace with them or do you become one of them?

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