06.09.2025 - Veit Vanadium Tribute, Helvete Oberhausen + Nuclear Magick + Wrack + Bloody Vengeance +++
Review

06.09.2025 - Veit Vanadium Tribute, Helvete Oberhausen + Nuclear Magick + Wrack + Bloody Vengeance +++

Vor einem Jahr verstarb Veit Vanadium im Alter von nur 37 Jahren – und damit verlor die Metal-Szene NRWs einen besonderen Akteur. Ob als Musiker bei Nuclear Magick und Zwielicht, als Organisator, Technik-Enthusiast oder schlicht als Freund und Weggefährte: Veit hinterließ Spuren, die tiefer reichen, als mancher Außenstehende ahnen mag. Am 6. September 2025 wurde ihm nun rund ein Jahr nach seinem Tod Tribut gezollt: Im Helvete Oberhausen versammelten sich Wegbegleiter, Fans und Freunde, um mit Musik das Andenken an ihn hochzuhalten.

  • von Haimaxia
  • 10.09.2025

Die Veranstalter kündigten den Abend mit eindringlichen Worten an:
"On September 6th, 2025, we come together to honour the legacy of Veit Vanadium – musician, concert organiser, gearhead and brother in spirit. Though he has left this world, his music and memory still burn brighter than a thousand suns."

Damit spielten sie natürlich auf das Herzensprojekt des Musikers Nuclear Magick an, welches für diesen Abend wiederbelebt wurde. Für faire 25€ an der Abendkasse bot sich ein Billing, das mit den Bands Wrack, Bloody Vengeance, Magoth, Morsch und natürlich Veits eigenen Projekten reichlich Black- und Death-Metal-Wucht versprach.

Die Planung, so Veranstalter Wishbone Ψ(r,t) (u.a. Kopf von Wrack und Mitglied bei Nuclear Magick) und Fleshly Tomb (u.a. Fleshly Tomb Productions, ex-Zwielicht), begann bereits kurz nach dem Tod von Veit Vanadium vor rund einem Jahr, abgestimmt mit Familienmitgliedern. Da der familiäre Abschied eher klein gehalten wurde, wurde Wishbone Ψ(r,t) als Sprachrohr zur Szene auserkoren, wie er selbst angab. Ursprünglich wurde bereits für das Frühjahr ein Event dieser Art geplant - allerdings mussten sich nach dem Verlust Veits Nuclear Magick zunächst sammeln und in dieser Kürze wäre ein solches Tribute-Konzert nicht zu stemmen gewesen. Aber viele Helfer waren beteiligt, dieses Tribute-Konzert zu realisieren - darunter die Veranstalter der Odyssey To Blasphemy-Konzertreihe, sowie Idiots Records und Teile der anderen beteiligten Bands.

Konzeptionell war der Abend so angelegt: Je später der Abend, desto näher die Bindungen zu Veit Vanadium. Von befreundeten Bands bis hin zu seinen eigenen Projekten.

Magoth – Urgewalt aus dem Bonner Untergrund

Magoth eröffneten das Tribute – ohne Kitsch, ohne Rücksicht, dafür mit jener kompromisslosen Härte, die den Black-Metal-Nachwuchs so roh wie berechtigt auszeichnet. Brachiale Riffsalven, rasende Drums und eine Stimme, die den Raum in Rauch setzte. Veit fühlte sich diesen Jungs besonders verbunden – nicht nur durch den engen Kreis des NRW-Undergrounds, sondern auch durch persönliche Nähe, die er zu Magoth gepflegt hatte. Diese Bande waren deutlich spürbar: Magoth brachten nicht einfach ein Set, sie brachten eine Hommage, die auf Augenhöhe stand. Auch besondere Schauwerte bot die Band mit ihren Outfits und dem Bühnenaufbau - dämonische Hörner und okkulte Symbolik in Form von Leuchtelementen. Mit Songs von ihrem letzten Album "Invictus" (2020), aber auch neueren Stücken wie "Declaring Eschaton" punktete die Band schon früh am Tage - und da erlangt auch ein eigenes Resümee der Band nach dem Gig, das via Social Media veröffentlicht wurde, beeindruckenden Nachhall: "We truly felt he was watching us from somewhere and we are sure his face was filled with a bright smirk as all our other fellow bands and us were giving our all to make his farewell as loud and fierce as possible."

Morsch – Sludge/Death Metal-Uressenz

Als Newcomer mit gerade einmal einer Demo im Gepäck lieferten Morsch eine Performance ab, für die man Jahrzehnte Bühnenpräsenz vermuten würde. Kein Wunder, schaut man sich andere Projekte der Akteure an: Darunter zu nennen wären Kriegszittern, Ch'Ahom oder Hexer. Ihr schleppender, räudiger Death-Sludge-Sound waberte durch den Raum, und besonders hervorzuheben war M. am Schlagzeug – archaisch präzise, konzentriert und doch wütend impulsiv. Die Demo war ratzfatz ausverkauft – ein kraftvolles Statement, das zeigte: hier entsteht etwas, das sich nicht wegwischen lässt. Auch hier reichte Veits Einfluss hinein: Als Unterstützer der jungen Generation, der abseits seiner eigenen Projekte neugierig und solidarisch blieb, stand er in engem Austausch mit den Mitgliedern, die auch aus seinem Freundeskreis stammen und mit denen er schon früher zusammen Musik machte. 

Zwielicht – Ruhrpott-Black Metal at its finest

Wer Zwielicht nur von größeren Bühnen kennt, zum Beispiel von diesjährigen Acherontic Arts oder dem Under The Black Sun, staunte wohl nicht schlecht: Ihr Auftritt im Helvete war ein direkter Stich ins Fleisch, voll dicker Atmosphäre und glatter Katharsis. undergrounded.de attestierte ihnen einen ihrer besten Club-Gigs überhaupt – trotz technischer Probleme, weil der Schlagzeuger sich kaum selbst hören konnte. Doch genau diese widrige Situation verwandelte sich in rohe, ehrliche Intensität: Die Songs vom letzten Werk "The Aphotic Embrace" waren stark in Szene gesetzt. Für viele war dieser Auftritt vielleicht der stärkste Moment des Abends, denn hier kam auch Veits eigene musikalische Geschichte zum Tragen. Unter dem Namen Zurn hatte er bei Zwielicht selbst Bass gespielt – das machte diesen Gig zu einem fast schmerzhaften Spiegel des Verlusts, nicht nur, weil auch Stücke aus seiner Zeit bei der Band gespielt wurden, welche nicht veröffentlicht wurden, darunter "Sodom Rising", so die Veranstalter.

Bloody Vengeance – amtlicher Kriegslärm

Die Jungs von Bloody Vengeance legten die Latte auf übermenschliches Niveau. Ihre Darbietung war eine brachiale Wand aus Death Metal und Black Metal – keine Chance zum Luftholen, keine Fläche unberührt. Gerade die gutturalen Vocals von Bandkopf Kadeniac avancierten zu einem überrollenden Panzer, der das Publikum regelrecht verschlang. Das aktuelle Werk "Ruido de guerra" fiel uns ja schon auf dem diesjährigen Hole in the Svn-Festival auf und man muss einfach betonen, was diese Band live für eine Wucht entfalten kann - die einen nennen die Musik platt und schnörkellos, die anderen freuen sich ob der gnadenlosen Attitüde. Kadeniac war u.a. Live-Musiker bei Nuclear Magick auf deren gemeinsamer Tour mit Diocletian durch Europa. Aber nicht nur hier ist Kadeniac live zu sehen gewesen: Aktuell ist der Teufel auch bei den legendären Blasphemy mit auf der Bühne, sowie bei Death Worship und anderen Bands gleicher Couleur.

Wrack & Nuclear Magick – Emotionaler Black Metal-Trip zu Ehren Veits

Wrack widmeten sich Veits musikalischem Erbe mit ehrlicher Rührung: Neben Songs ihres letzten Albums "Altäre der Vergänglichkeit" (2023) spielten sie mit „Wintersturm“ auch ein Stück ihrer Demo "Trinität" von 2007. Frontmann Wishbone Psi, der den Abend auch mitveranstaltete, führte hier zwischen den Songs wie ein Chronist durch die Geschichte der Band: Er stellte Gastmusiker vor, ordnete sie in die Epochen von Nuclear Magick und Wrack ein, und bei einem Song wechselten Bassist und Drummer sogar ihre Positionen, um der entsprechenden Band-Ära gerecht zu werden. Besonders ergreifend: das Stück „13 Monde“ aus dem Debüt-Werk "Gram und gleißende Wut", ein Veit-Favourite, wie der Sänger später verlauten ließ, das er als schwer interpretierbar bezeichnete, wurde dennoch mit größter Inbrunst gespielt. Den Schlusspunkt bildete ein Stimmenchor: der gesamte Helvete-Keller skandierte Veits Namen immer wieder – Gänsehaut pur.

Als ehemalige Band Veits hielten Nuclear Magick im Anschluss den emotionalen Scheitelpunkt des Abends. In der letzten Besetzung der Band waren Gitarrist Sulphur und Wishbone Psi am Bass und an den Vocals zu sehen, sowie Zwielicht-Drummer Demogeron. Die Grundidee für Nuclear Magick wurde auch im Wrack-Proberaum geboren - und dass die Front-Vocals hier auch von Wishbone Psi übernommen wurden, war Ehrensache. Klassiker wie „Nuclear Necromancy“ und „Strontium 90“ der ersten Demo wurden kraftvoll reaktiviert. Immerhin waren Nuclear Magick zuletzt 2023 beim Unholy Metal Mayhem und davor sogar erst 2019 auf dem In Flammen in alter Besetzung  mit Veit live zu sehen. Gastmusiker wie u.a. Kadeniac (von Bloody Vengeance), Christian Grassi (als neuster Gitarrist, den Veit höchst selbst noch zum Ensemble dazuholte) und Din-Tah Aeon (Aeon Sable) vervollständigten das Ensemble. Höhepunkt war „Into the Bomb“, ein unvollendetes Stück, das Veit hinterlassen hatte, und das nun anhand seiner Notizen vervollständigt wurde. Vor einem großformatigen Porträt Veits verneigte sich die Band – und mit ihr das gesamte Publikum. Kein Applaus, nur stilles, gemeinsames Einverständnis. Ehrliche Trauer und ein ehrlicher, würdiger Abschied, wie wir finden. Nicht, dass es nicht schon einmal Abschiedskonzerte oder Tribute-Shows zu Ehren der Gefallenen im Black Metal-Genre, egal, wie groß und bekannt die Musiker waren, gegeben hätte - hier wurde der Verlust für alle Akteure allerdings fühlbar und denkwürdig. 

Ein Fazit

Das Helvete lockte an diesem Abend Leute aus ganz Deutschland nach Oberhausen, die in irgendeiner Weise eine Verbundenheit mit Veit spürten. Aber auch aus dem Ausland reisten Leute an, um dabei zu sein: Die Veranstalter gaben an, dass Gäste aus den Niederlanden, aus Polen, aus der Schweiz und aus Belgien da waren. Das Veit Vanadium Tribute war kein Konzert, es wurde zu einem musikalischen Epitaph, verpackt in sechs Facetten des Undergrounds. Jeder Act lieferte eine eigene Schattierung – von roher Wucht über musikalische Elegie bis hin zu intimer Katharsis. Und es war klar: Veit ist gegangen, aber was bleibt, ist sein Echo – laut, ungefiltert, unvergessen.

Als wir spät in der Nacht das Helvete verließen, lag immer noch diese Schwere in der Luft – aber auch Trost. Vor allem diejenigen, die den Verstorbenen wirklich kannten, denen es eine Herzensangelegenheit war, sagten: In diesen Stunden war spürbar, dass Veit nicht einfach verschwunden ist. Er lebt fort – in den Klängen, in den Erinnerungen, in der Szene, die er mit aufgebaut hat. Man freute sich, wie viele Freunde und Weggefährten da waren, aber auch Menschen, die Veit zu Lebzeiten nicht gekannt haben. Veranstalter Wishbone Ψ(r,t) selbst formulierte es so:

"Für mich war tatsächlich das Konzert ein besserer Abschied, als die Beerdigung. Live zu spielen, das Bild von Veit neben mir auf der Bühne - das ließ mich mehr realisieren, dass er fort ist und hat mir noch mehr geholfen, Abschied zu nehmen."

Auch zur Zukunft von Nuclear Magick äußerte er sich: "Vocals für neue Songs sind von Veit bereits aufgenommen worden." Konkretere Pläne sind allerdings noch nicht bekannt.

Fotos: Anna Aposta

Bericht: Haimaxia

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Haimaxia

He whispers, when the demons come. Do you make peace with them or do you become one of them?

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