06.09.2025 - Equinox Rite, Kulturhaus Überherrn + Ancient + Order of Nosferat + Iku-Turso +++
Review

06.09.2025 - Equinox Rite, Kulturhaus Überherrn + Ancient + Order of Nosferat + Iku-Turso +++

Equinox – jener Moment, in dem Tag und Nacht in vollkommenem Gleichgewicht stehen und die Nächte bald wieder länger werden. Im Kulturhaus Überherrn fand zu diesem Anlass das Equinox Rite statt. So öffneten sich die Pforten auch diesen September für die Herbstausgabe des Festivals. Zwei Mal jährlich lockt es stets mit einem ziemlich starken Lineup all jene an, die dem Schwarzmetall und Pagan frönen.

  • von Ghostwriter
  • 19.09.2025

Die Bühne teilten sich diesmal die Stuttgarter Band Zanpanzar, das finnisch-niederländische Monster von Iku-Turso, Wrang aus den Niederlanden, das unheilvolle Kollektiv Tsatthoggua aus Deutschland, die finnisch-deutschen Vampire von Order of Nosferat und die Pioniere von Ancient aus Norwegen.

ZANPANZAR - MYSTISCHER BLACK METAL AUS STUTTGART

Den Abend eröffneten die Stuttgarter Zanpanzar – im Gepäck hatten sie ihr neues Album "Heart of The Sunwinds", dem sie auf der Bühne alle Ehre machten. Zanpanzar präsentierten einen Stil, der sich von den restlichen Bands etwas absetzte – was auch daran lag, dass ursprünglich Carn Dûm vorgesehen waren, das Lineup sich aber kurzfristig geändert hatte. Trotzdem fügte sich der Auftritt als eigenständiger Akzent in den Abend ein. Zanpanzar fielen definitiv auf: Musikalisch lieferten sie eine Mischung aus Black Metal, gothic-esquen, atmosphärischen, progressiven und neoklassischen Elementen. Doch nicht nur die Musik der Stuttgarter zog die Aufmerksamkeit auf sich; auch die Bühnenpräsenz und Aufmachung der Band, allen voran Frontmann Shargaz Isidor, dessen imposantes Outfit an barocke Zeiten erinnerte und zum Konzept der Band passte. Technisch einwandfrei gestaltete die Band ein ca. 30-minütiges Set, das definitiv im Kopf bleiben wird.

IKU-TURSO – DAS MONSTER AUS FINNLAND

Die zweite Band des Abends war Iku-Turso. Es war ihr erster Gig außerhalb Finnlands und gleichzeitig überraschend, sie doch schon so bald in Deutschland live zu erleben. Der Bandname stammt aus dem finnischen Epos Kalevala - dort ist es ein Ungeheuer aus den Tiefen des Meeres, eine sinistre Gestalt der alten Mythologie. Und wie auch dieses archaische Ungeheuer, das sich aus den Tiefen des Nordmeeres erhebt, verkörpert die Band dasselbe Konzept auch auf der Bühne. Ihre Melodien trugen den kalten Nordwind direkt in die Menge und erschufen eine epische Atmosphäre. Auf der Bühne waren Iku-Turso einfach eine Urgewalt, deren Auftritt vom ersten Moment an gefesselt hat. Die Show begann erst vor einer überschaubareren Menge, doch schon bald füllte sich die Halle und die Leute ließen sich ebenfalls von der Show der Finnen mitreißen. Die Band lieferte eine Mischung aus traditionellem Black Metal mit Folk-Elementen, Blastbeats und Dungeon Synth. Acht Songs erklangen an diesem Abend, und besonders erfreulich war, dass sie den Song "Pagan Beasts" live spielten. Überraschenderweise wurden die Vocals von Count Revenant (Sarkrista/Order of Nosferat) persönlich übernommen. Ebenfalls von der Order-Crew waren Anzillu an den Drums und Ari an der Gitarre – der ein exzellentes Corpse Paint trug (ja, sowas sollte erwähnenswert sein) und der ebenfalls bei Curse Upon A Prayer aktiv ist. In dem Sinne: Kiitos Iku-Turso mahtavasta keikasta!

WRANG – EIN KRAFTPAKET AUS DEN NIEDERLANDEN

Zum Glück gab es Umbaupausen, denn mit Wrang stürmte die nächste Band voller Power auf die Bühne! Alle, die Wrang schon einmal live erlebt haben, wissen genau, was jetzt kommt: solch eine geballte Energie erlebt man selten. Besonders Vocalist Galgenvot, der einfach eine Maschine auf der Bühne ist. Es gibt keine andere Art, es sonst zu beschreiben. Von Anfang bis Ende, in jeder einzelnen Show. Auch diesmal schoss Galgenvot (ebenfalls aktiv bei Order of Nosferat und Sarastus) über die Bühne. Mit blinder Wut und kompromissloser Intensität keifte er sich durch das Set und wirbelte die Crowd ordentlich auf. Wrang öffneten mit dem Song "Doodgeslagen onschuld" vom Album "De vaendrig". Ein fünfeinhalbminütiger Track mit hohem Tempo und aggressiven Riffs. Direkt weiter ging es mit "Haatspraak" von der gleichnamigen EP. Spätestens jetzt konnte niemand mehr stillstehen. Eine unverblümte Brachialität des Songs, aber diesmal etwas schwerer im Gehör, erschuf aber dennoch eine Klanglandschaft voller Dynamik und Intensität. Mit im Gepäck durfte natürlich auch "Domstad Swart Metael" nicht fehlen, der auf dem gleichnamigen Album 2019 erschienen ist. Das Tremolo-Riff ist hier einfach fanatisch. Insgesamt spielten Wrang sechs Songs – und alles in allem eine gute Auswahl quer durch ihre Diskographie. Die Band ist einfach wie eine Wand, die auf einen zurast und im Dunkeln trifft – völlig unvermittelt.

TSATTHOGGUA – DER GOTT DES BDSM AUS ESSEN

Das Ensemble Tsatthoggua weckt zwei Assoziationen hervor: eine Gottheit aus dem Cthulhu-Mythos und eine in den 90er Jahren in Essen gegründete Black/Thrash Metal Band. Kaum war das Banner der Band auf der Bühne erschienen, entfaltete sich ein infernalisches Gemetzel aus Leder, Peitschen, Blastbeats und rasenden Songs mit vielen Tempowechseln. Die Band verkörpert die BDSM-Ästhetik in all ihren Facetten, was ihre Präsenz umso imposanter machte und die Aufmerksamkeit aller fesselte, vor allem all jener, die die Band noch nicht kannten. In ihrem einstündigen Set gaben Tsatthoggua alles und nahmen die Bühne vollkommen für sich ein, sodass die Halle förmlich zu glühen begann. Frontmann North Wind peitschte sich selbst, während im Hintergrund die Instrumente eine finstere Klangkulisse erzeugten. Die rohe Spielart der Band, durchzogen von Thrash-Elementen brachte alle ins Schwitzen – selbst jene, die mit schmerzenden Füßen am Rand saßen.

ORDER OF NOSFERAT – VAMPIRIC WRATH UNLEASHED

Weiter ging es mit der nächsten Band: Order of Nosferat. Schon beim ersten Ton entzündete die Band ein regelrechtes Feuerwerk. Als sich die ersten Töne durch die Venue zogen, füllte sich die Halle rasch. Kein Wunder, denn die Band versteht es, die Menge zu fesseln. Den Auftakt setzten Order of Nosferat mit "Crossing the Shadowland" vom jüngsten Album "Towards the Nightrealm of Orlok". Die keifenden Vocals gingen durch Mark und Bein und Frontmann Revenant lieferte eine intensive, leidenschaftliche Performance ab. Präzise und kraftvolle Gitarrenriffs hallten durch die Halle, während die Keyboards für die perfekte Atmosphäre sorgten und der Show zusätzliche Tiefe verliehen. Kaum verklangen die Töne vom ersten Song, entfesselte die Band den nächsten Brecher: "Vampiric Wrath Unleashed" (vom gleichnamigen Album, erschienen 2022)! Wer den Song kennt, weiß, was Sache ist – alle, die ihn noch nicht kennen, werden es spätestens beim Hören verstehen. Alleine der Beginn ist elektrisierend! Wenn der Song mit scharfkantigen Gitarrenriffs anfängt und sich langsam aufbaut, wenn das Schlagzeug langsam einsetzt und mit Blastbeats unterstützt und die Synths mit den Vocals einsetzen: wow! Man kennt es ja, dass Songs, die sich auf Platte so gut anhören, live dann nicht so überzeugend sind. Das war hier absolut nicht der Fall. Einen kollektiven Gänsehautmoment gab es, als der Song "My Final Breath" gespielt wurde – der im Vergleich zum restlichen musikalischen Repertoire der Band sehr viel ruhiger und melodischer ist, fast schon dramatisch und düster.

ANCIENT – OLD SCHOOL BLACK METAL AUS NORWEGEN

Als letztes betraten Ancient die Bühne. Die seit den 90ern aktiven Norweger dürften einigen definitiv ein Begriff sein. Mit einem wunderbaren Oldschool-Set im Gepäck, das sich mit voller Intensität und Leidenschaft entfaltete, spielten sich Ancient durch schnelle Parts, langsame Passagen, und lieferten harsche Vocals. Die Band trat als eingespieltes Team auf, das die Bühne mit ihrer imposanten Präsenz füllte und eine Kombination aus kraftvollen Gitarrenriffs, melodischen Synthesizern und treibendem Schlagzeug entfesselte. Die Lichtshow unterstützte die Stimmung und tauchte die Crowd in ein Meer aus Schatten und Licht. Die rauen und eindringlichen Vocals von Lord Kaiapas, der schon von an 1995-1999 am Mirkofon bei den Norwegern zu hören war, passten perfekt zu den epischen und düsteren Klängen der Band. In Kombination mit dem Oldschool-Set fühlte man sich, als wäre man in der Zeit zurückgereist. Zum krönenden Abschluss gab die Band dann noch das Bathory Cover "13 Candles" zum Besten. Ein grandioser Abschluss! Ancient lieferten alles in allem einen energiegeladenen und mitreißenden Auftritt ab, der sowohl langjährige Fans als auch alle begeisterte, denen die Band zuvor noch kein Begriff war. Ihre Mischung aus atmosphärischen Passagen und melodischem Black Metal zeigt, warum sie eine etablierte Band in der Szene sind. 

Das Kulturhaus Überherrn ist eine exzellente Venue für einen Abend wie diesen. Es gab Platz für Sitzgelegenheiten und dadurch, dass das Gebäude so weitläufig ist, stolpert man sich nicht so über die Füße und die Menge verläuft sich dadurch immer ganz gut. Das Kulturhaus war groß genug, um zahlreiche Merch-Tische unterzubringen, an denen man nach Herzenslust noch stöbern konnte. Denn neben Shirts und Vinyl, gab es auch kunstvoll verzierte Tierschädel, die definitiv ein Blickfang an den Ständen waren. Und auch für das leibliche Wohl war gesorgt: Zwei Chili-Varianten standen hier zur Auswahl – das klassische Chili con Carne und eine vegane Chili sin Carne. Allerdings waren diese mit einem Preis von 7 Euro pro Portion auch etwas überteuert. 

Gastbericht: HellxMaryx

Fotos: Phil

PUNKTE
Bewertung

Die Herbstedition des Equinox Rite 2025 in Überherrn erwies sich erneut als ein gelungenes Ritual. Von mystischen Klängen und nordischen Urgewalten, über kompromisslose Energie bis hin zum Oldschool-Feeling. Jede Band brachte ihre eigene Note auf die Bühne und verwandelte den Abend in eine Symphonie des Schwarzmetalls.

Ghostwriter

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