30.04.2022 - Goldgrube Kassel - Lamp of Murmuur + Dödsrit + Servant
Review

30.04.2022 - Goldgrube Kassel - Lamp of Murmuur + Dödsrit + Servant

Überraschungen im deutschen Underground sind vermeintlich selten geworden. Dies mag vielleicht der Covid-Situation und dem Umstand geschuldet sein, dass unzählige kleine Clubs, in denen früher Konzerte und Events stattgefunden haben, schließen mussten. Oder dass aktuell alle Veranstalter gleichzeitig versuchen, ihre Events nachzuholen und man hier keine echten Neuerungen mehr erwartet. Schafft man es aber, sich aus der Lethargie zu befreien und nicht nur auf Altbekanntes oder Bewährtes zu warten und sich aus der Komfortzone zu bewegen, findet man sie trotzdem, die lokalen Perlen die es wert sind beachtet zu werden.

  • von Phil
  • 02.05.2022

Der von außen praktisch nicht als Location zu erkennende Club „Goldgrube“ befindet sich tief in den Gedärmen der Stadt Kassel und existiert in der aktuellen Form seit ca. 5 Jahren. In der Größe auf etwas 200 Personen ausgelegt, werden hier nach der Lockerung der Covidregularien erstaunlich vielseitige und regelmäßig stattfindende Undergroundkonzerte angeboten. So war dieses Wochenende mit Servant, Dödsrit und Lamp Of Murmuur ein interessanter Black Metal Mix angetreten, um die Location bis auf den letzten Quadratzentimeter zu füllen. 

Der Opener Servant präsentierte ein Set, das aus Songs des im letzten Jahr veröffentlichten Debütalbums "Blessed by the Light of a Thousand Stars" bestand. Insgesamt eine ordentliche, aber leider etwas generische Kombination, bei der viel Einfluss von unseren schwedischen Nachbarn Dark Funeral, Watain oder auch Dissection kommt und fast schon etwas abgekupfert wirkte. Dazu litt der Auftritt auch ein wenig an den inflationär genutzten Synths und Backingtracks aus der Dose. Die Zugaberufe nach dem Auftritt von Servant sollten aber an der Stelle unterstreichen, dass sich hier die Geister scheiden und der Abend einen ersten Höhepunkt erfuhr. Wir attestieren der Band trotzdem eine Zukunft, wenn man sich etwas mehr auf einen eigenen Sound konzentriert und die zur Schau gestellte Spielfreude beibehält.

Nach kurzer Umbaupause betrat Dödsrit die Bühne und legte ohne großartiges Intro direkt los und es war von Sekunde eins an klar, dass die Messlatte hier um Einiges angehoben wird. Die gesetzten Akzente bewegten sich einerseits auf einem atmosphärisch, teilweise fast kosmisch-psychodelischen Level, hinzu kamen aber auch kraftvolle energiegeladene Passagen, die nahtlos mit träumerischer Sicherheit ineinander übergingen. Das Publikum wurde fast zu einem weiteren Instrument degradiert, das mal in ekstatisches Headbangen und dann wieder entrücktes tranceartiges hin- und herwiegen geworfen wurde. Die Enge des Raums zog die ersten Reihen fast schon magnetisch immer näher an die Band und es passte kaum ein Blatt zwischen Performer und die Menge. Diese wurde, anders als bei Servants um die konkrete Beifallsbekundung betrogen, da dem Publikum zwischen den Tracks praktisch keine Pause gegönnt wurde und Dödsrit ihr komplettes Set gefühlt in einer einzigen durchgängigen Performance präsentierte. Der frenetische Beifall am Ende des Auftritts entlud seine Energie und schickte die Band deutlich zufrieden zurück in den Backstage, wo sie allerdings nicht lange bleiben sollte.

Keine 15 Minuten später betrat im Grunde die gleiche Personalie die Bühne, da Lamp Of Murmuur ein Ein-Mann-Projekt ist und das Live Line-Up hier (bis auf den Frontmann) aus identischen Künstlern bestand. Durch die Aufmachung, gehüllt in Kutten mit Kapuzen sowie schwarze Masken, die nur die Augen freiließen, fiel dies aber nicht weiter auf und hier sollten auch die Gemeinsamkeiten enden. Die Kombo feuerte eine rohe Lo-Fi Black Metal Granate der ersten Güte ab, die den Gästen nochmal alles an Energie abverlangen sollte. Es dauerte keine 5 Minuten und es bildete sich bereits ein für die Größe des Clubs angemessener Mosh Pit, der aber die erste Reihe, die nur aus fliegenden Haaren und wütenden Fäusten bestand, nicht daran hinderte fast die kleine Bühne zu entern. Die schnelle Gitarrenarbeit in Kombination mit treibenden Drums und den markigen Screams von Sänger M entzündete die Masse immer wieder und nötigte ihr den gebotenen Respekt ab. Einzig und allein für Sammelwütige war es mehr als ärgerlich, dass Lamp Of Murmuur den kompletten Bestand an Tonträgern am Merch Stand bereits am Wochenende auf dem Roadburn Festival verkauft hatte und man nur noch das aktuelle Demo Tape von M’s anderem Projekt Silent Thunder erstehen konnte. 

PUNKTE
Bewertung

Alles in allem war der Abend in der Goldgrube Kassel ein voller Erfolg, der nicht zuletzt durch den faktischen Sold-Out und die grandiose Abmischung des Sounds möglich wurde. Dem geneigten Leser empfehlen wir an der Stelle die Eventankündigungen der Location im Auge zu behalten, die bereits jetzt in den nächsten Wochen und Monaten andere grandiose Line-Ups versprechen.

Phil

To the Bone!!!

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