01.02.2023 - Turock Essen + Harakiri For The Sky + Schammasch + Groza
Review

01.02.2023 - Turock Essen + Harakiri For The Sky + Schammasch + Groza

Seit Ende Januar ist das Tour-Package um Harakiri For The Sky und Schammasch endlich on the road, um die Tour nachzuholen, die bereits 2022 stattfinden sollte, wegen der Corona-Bestimmungen jedoch noch einmal verschoben werden musste - nun mit Groza als Dritte im Bunde, nachdem Gaerea wegen anderer Termine entfielen.

  • von Haimaxia
  • 06.02.2023

Auf dem Tour-Stopp im Ruhrgebiet, genauer gesagt im Essener Turock, konnten alle drei Bands der prall gefüllten Location vergangenen Mittwoch ordentlich einheizen. Mit einem verfrühten Beginn legten zunächst Groza los - wie der Headliner HFTS aus dem Hause AOP Records hat District 19 eine starke Einleitung zum Tour-Programm finden können. Groza schienen -seit sie auf dem Radar der Black Metal-Szene aufgetaucht sind- keinen Hehl daraus zu machen, dass sie sich sowohl in ihrer Show-Optik, als auch vom Sound her vor niemand Geringerem als den Polen Mgła verbeugen - eine Tatsache, die ja auch an dem Bandnamen und den schwarzen, entmenschlichenden Stoffmasken deutlich wird. Seit ihrem 2021er Album “The Redemptive End” stellte das Quartett aus Oberbayern aber unter Beweis, dass man der Band trotz der Ähnlichkeit keineswegs ihre Individualität absprechen darf: Gerade der Titelsong oder das gnadenlose, wie eine Kaskade über die Besucher hereinbrechende “Homewards”, mit dem der Opener-Gig auch geschlossen wurde, waren immens in ihrer Wucht.

Groza / Anna Apostata

Nicht wenige im Saal kauften ihr Ticket jedoch in erster Linie wegen der okkulten Avantgardisten Schammasch aus dem schweizerischen Basel, deren Live-Konzerten ein gewisses intensives und hypnotisches Renommee vorauseilt. Stücke des 2019 erschienenen, aktuellen Werks “Hearts Of No Light”, auf dem auch der Fokus der Setlist lag, haben Anhänger der Band vor der pandemiebedingten Konzertflaute nur auf wenigen Festival-Gigs im selben Jahr sehen können - dass eine zugehörige, ausgedehnte Tour bis 2023 auf sich warten lassen würde, hatte auch niemand ahnen können, als die Platte neu war. Frontmann C.S.R. konnte mit seiner beschwörerischen Art in den Vocals der komplex aufgebauten Songs jedenfalls eine besondere, im positiven Sinne einlullende Atmosphäre kreieren - gerade die den Songs vorausgeschickten, markanten Prologe, mit denen von Stück zu Stück geleitet wurde, hatten es dabei in sich. Vom eröffnenden “Ego Sum Omega” über das ältere “Golden Light” bis zum finalen “Chimerical Hope” hielten Schammasch ihre facettenreichen Liturgien mit dichter Atmosphäre ab. Auch interessant, Schammasch mit Live-Unterstützung von u.a. Agrypnie- und Theotoxin-Drummer Flo Musil zu sehen, der erst vor wenigen Wochen bereits auf der Archgoat-Tour bereits auf langer Konzertreise war. 

Schammasch / Anna Apostata

Während sich Schammasch und Groza noch hinter einem Schleier des Okkulten und hinter Roben und Masken verstecken konnten, sah man den Musikern von Harakiri for the Sky, welche im Nachgang als Headliner auf die Bühne traten, ihre enorme Spielfreude deutlicher an: Trotz ernster Sujets in den Texten (man denke nur an "69 Dead Birds For Utøya", in dem der Protagonist an den Tragödien dieser Welt verzweifelt, oder "Homecoming: Denied!", welches Themen wie Depressionen und Suizid aufgreift) präsentieren die Österreicher sich stets energisch und liefern eine intensive Show, so auch am Mittwochabend im Turock. Vor vier großen Holzpfählen auf der Bühne, auf denen jeweils die ausgeleuchteten Kürzel HFTS prangten, startete die Show mit "Sing For The Damage We've Done" des 2021er "Mære"-Albums, auf dem auch von der Songauswahl das Hauptaugenmerk lag, und die zuvor noch im Raum schwebende okkulte Atmosphäre war wie weggeblasen und wurde durch emotionale Tiefe und Post-Black Metal-Fluten ersetzt. 

Im Herbst '22 erschienen mit "Harakiri for the Sky MMXXII" und "Aokigahara MMXXII" ja auch erst die Neuaufnahmen der zwei ersten Werke der Band um Sänger J.J., dessen markante Vocals seine Projekte, u.a. auch Karg, für das Label AOP Records zu äußerst beliebten Einträgen machen. Vor allem letzteres Album schien zu einem Fan-Liebling zu avancieren, nicht zuletzt wegen genannter Songs. Es müssen bei Harakiri oft nur die ersten Samples eines Songs oder die ersten Gitarrenakkorde mancher Songs ertönen und schon geht ein Raunen oder Jubeln durchs Publikum, so warmherzig begrüßten die Fans die Österreicher - und man schien mit der Songauswahl mehr als happy zu sein. Vor allem beim finalen Cover des berühmten Placebo-Chansons “Song to Say Goodbye” ging manchen das Herz noch einmal vollends auf - wie gut man das Original in den Stil von HFTS ummünzen kann, ist bemerkenswert, ebenso, wie gut sich der Song auch vom Text her in die Show der Jungs einbauen lässt. 

Harakiri for the Sky / Anna Apostata

Fotos: Anna Apostata

Bericht: Haimaxia

PUNKTE
Bewertung

Als Fazit lässt sich noch einmal hervorheben, dass die Combo aus allen drei Bands einen intensiven und wirkmächtigen Eindruck hinterließ - vor allem für Liebhaber von emotionalen Texten, schlagkräftiger und keineswegs banaler Lyrik und okkulter Atmosphäre gab es einen interessanten Schulterschluss zweier Strömungen im Black Metal-Spektrum, der durch das starke Package abgedeckt wurde.   

Band

  • Groza, Schammasch, Harakiri for the Sky

Erscheinungsdatum

  • 01.02.2023
Haimaxia

He whispers, when the demons come. Do you make peace with them or do you become one of them?

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