Lighthouse - I
Review

Lighthouse - I

Eine wahre Undergroundperle wurde unserem Team in den letzten Tagen zugespielt: Der wohlklingende Name Lighthouse steht für melodischen Black Metal mit ordentlich Tiefgang. Wir haben uns das Debüt des 4ers aus München namens "I" zu Gemüte geführt und sind echt beeindruckt.

  • von Wolle
  • 07.07.2022

Die Band, die seit 2018 aktiv ist, hat es geschafft sich aus der schier unübersichtlichen Masse an Veröffentlichungen dieser Tage hervorzuheben. Zum offiziellen Release des Debüts "I" am 09.07.2022 via Teufelszeug Records (u.a. Anheim, Entgeist) dürfen wir euch einen kleinen Einblick gewähren. 

Gibt man die Koordinaten für das Intro "54°26'33"N,11°01'09"E" in Google ein, so kommt man zu einem Leuchtturm auf der Ostsee-Insel Fehmarn. Warum die Band gerade diesen ausgesucht hat, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, denn rund um die Münchner gibt es Stand jetzt kaum Infos im Netz zu finden. 

"The Lighthouse" ist als Opener eine unheimlich atmosphärisch dichte Nummer. Die Gitarrenwände scheinen einen zu überrollen und ziehen den Hörer mit soghafter Wirkung tief ins Meer hinab. Erdrückend und schwermütig ist dieser Hassbatzen, der da aus den Boxen dröhnt. Die Vocals werden authentisch und mit viel Aggression vorgetragen und reihen sich perfekt in den Song ein. Untermalt wird die Stimmung durch Kapitän Ahabs berühmte Rede aus einer der wohl bekanntesten Moby Dick-Verfilmungen, die gegen Ende des Songs zu doomigen Ambient-Passagen vorgetragen wird. 

"Beyond" drückt von Anfang an das Gaspedal ordentlich durch und nimmt auch während des restlichen Songs erst gegen Ende wieder Druck weg. Ein Stück, das eher an einem vorbeizieht, als wirklich Wirkung zu entfalten - schade, denn prinzipiell hätte von der Melodie her einiges an Potential darin gesteckt. Doch er wirkt auch nach mehrmaligen Durchlauf etwas eintönig

Mit "The Bird That Came To An End" wird dem Hörer eine kleine Verschnaufpause gegönnt, bevor es mit "As the Trees" wieder zügig vorangeht. Auch dieser Song fährt mit hohen Tempo voraus, kommt aber bei weitem melodischer als "Beyond" daher.  "Collapsing Light" ist ein Wechselspiel aus Raserei, ruhigeren Passagen und verspielten Elementen, die in ihrer Gesamtheit einen wunderbaren Song zaubern. Verzweifelt und voller Aufbruchsstimmung. Ein absoluter Anspieltipp. 

Mit "54°24'09"N,11°18'39"E", ebenfalls Koordinaten auf der Insel, endet dieses knapp 38-minütige Output der Münchner mit einem unheilvollen Outro. 

Trackliste:

1.54°26'33''N,11°01'09''E 01:25
2.The Lighthouse 09:15
3.Beyond 05:55
4.The Bird That Came To An End 01:44
5.As The Trees... 09:26
6.Collapsing Light 07:41
7.54°24'09''N,11°18'39''E 01:47
 

8
PUNKTE
Bewertung

Lighthouse konnten bereits 2020 mit ihrer EP bei Undergrounded punkten und so waren die Erwartungen an den Nachfolger natürlich groß. Es braucht mehrere Anläufe, um "I" in seiner Gesamtheit zu erfassen, doch wer sich die Zeit gibt, wird seine Freude an diesem Silberling haben. Und doch bleibt ein fader Beigeschmack. Wirklich hängen bleiben trotz Qualität des Gesamtwerks bloß "The Lighthouse" und "Collapsing Light". Diese bestechen durch ihre atmosphärische Dichte und ihren Abwechslungsreichtum - aber genau das wird in den anderen Tracks leider ein wenig vermisst. Ein professioneller Umgang mit ihren Instrumenten, ein Gespür für Melodien und Atmosphäre kann man Lighthouse zweifelsfrei attestieren. Auch die druckvolle Produktion ist ein Gedicht und im Gesamtkontext passend. Vergleiche sind schwierig, stellenweise erinnern die Songs an Saor oder Ruadh, aber das ist auch nicht so wichtig. Lighthouse haben ihre Eigenständigkeit, werden daher viele Black Metal-Hörer begeistern und können sich mit dieser Scheibe sicherlich von der Masse abheben. Man darf gespannt sein, was wir von Lighthouse noch zu hören bekommen. 

Band

  • Lighthouse

Album Titel

  • I

Erscheinungsdatum

  • 09.07.2022
Wolle

Alles fließt, nichts ist fest.

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