13.05.2023 - Death, Holy Death Tour 2023 - Horna + Runenwacht + Frosted Undergrowth - Helvete Oberhausen
Review

13.05.2023 - Death, Holy Death Tour 2023 - Horna + Runenwacht + Frosted Undergrowth - Helvete Oberhausen

Am 13. Mai fand im Szene-Zirkel Helvete Oberhausen ein außergewöhnliches Black Metal-Konzert statt, bei dem Horna auf ihrer kleinen, aber feinen “Death, Holy Death”-Tour ihre Songs präsentierten. Der Abend war ein wahrer Höhepunkt für Fans der Extreme...

  • von Haimaxia
  • 22.05.2023

Vor allem war auf dieser Tour ein Aspekt besonders: Dass die Finnen um Shatraug und Spellgoth für jedes ihrer Konzerte eine oder mehrere andere, teils regionale Bands in ihr Vorprogramm aufnahmen. Beim Gig im Ruhrpott waren u.a. die Baden-Württemberger Runenwacht und Frosted Undergrowth aus NRW am Start.

Schon früh war klar, dass das Helvete heute aus allen Nähten platzen würde, nachdem bereits via Social Media von einem Soldout geraunt wurde - und so war auch früh klar, dass bei dem gut gefüllten Keller des Metalclubs beim Aufwallen der stürmischen Musik und hin und wieder einem Moshpit vor der Bühne die Location zu einem Hochofen würde. Trotz der Tatsache, dass ein Sommer unerbittlicher Außentemperaturen noch ein wenig entfernt ist, durfte man mit Fug und Recht behaupten, dass der Abend im Helvete einen der schweißtreibendsten Gigs brachte, den man seit langem im Oberhausener Club erleben durfte.

Die erste Band des Abends, Frosted Undergrowth, konnte die heiße Luft im Keller trotz ihres Namens nicht herunterkühlen und eröffnete die Show mit einer energiegeladenen Performance, die die Temperaturen in die Höhe schießen ließ. Mit ihrem martialischen Black Metal-Sound entführten sie das Publikum in eine eisige Welt, lieferten eine mehr als solide Show ab und erhielten viel Zuspruch, obschon ihr Bekanntheitsgrad sich noch in Grenzen hält - doch man stellte unter Beweis, dass sie es verdienen, in der Black Metal-Szene gehört zu werden. Leider war der Sound insbesondere am Anfang -leider wie so oft im leicht langgezogenen Kellergewölbe des Helvete- nicht gerade vorteilhaft für die Band, was man aber nach einigen Stücken in den Griff bekam. (Ein Problem, welches auch Runenwacht und Horna haben sollten.)

Erst vergangenes Jahr veröffentlichten Frosted Undergrowth ihr zweites Album "Towards Hollow Kingdoms" über das renommierte Label Dominance of Darkness Records (u.a. Ghörnt, Karner & Moorgeist), in dessen Portfolio die Truppe perfekt passen will. Vor allem ein starker Song wie “Northern Fullmoon” vom aktuellen Werk blieb im Gedächtnis - ansonsten blieb die Band -eigentlich als Trio unterwegs, an diesem Abend aber zu Viert auf der Bühne- eher in puristischen Gefilden, ohne viele Schnörkel: Corpsepaint für die visuelle Antiästhetik, die der bedrohlichen Atmosphäre hilft, Musiker, die ihr Handwerk verstehen, und durch Mark und Bein gehende Vocals… was will man mehr von einem Auftakt für den Abend, selbst wenn dieser einen nicht gänzlich überrascht?   

Frosted Undergrowth / Anna Apostata

Als nächstes betraten Runenwacht die Bühne und sorgten für einen wahren Sturm. Wer die Band noch nicht live erlebt hat, für den wurde ihr furioser Black'n'Roll-Stil ein einzigartiges Erlebnis - die Band vereinte rasende, aggressive Gitarrenriffs und rockige Elemente zu einer dynamischen Mischung, die beim Publikum definitiv einen Nerv traf.

Ihr 2021er Album ”Krieg ernährt Krieg” präsentierten die drei Musiker mit den Brechern “Im Wandel der Zeit” und “Stutenfresser” - aber auch ältere Stücke wie “Blut und Stahl” oder “Goldner Hirsch und Goldner Löwe” stellten unter Beweis, wie gut roher Black Metal, ein paganer Anstrich und ein peitschender Drive bei Runenwacht einhergehen. Ein Glück, dass die Jungs aus dem Neckar-Raum den Zuschlag für die Show bekommen haben!

Runenwacht / Anna Apostata

Der Headliner des Abends, Horna, enttäuschte die Besucher ebenfalls nicht. Die finnische Black Metal-Band eröffnete ihre Performance mit den bedrohlichen Songs "Kun lyömme jumalan kodin liekkeihin" und “Sinulle, mätänevä Jehova” von ihrer zweiten Demo “Hiidentorni” aus dem Jahr 1997. Diese Songs läuteten den okkulten, satanischen Abend ein und beeindruckten bereits zu Beginn mit ihren düsteren Texten, welche in finnischer Sprache das Entzünden des Hauses Gottes, die Schändung der Jungfrau Maria und das Ableben der Anhänger des Christentums proklamieren. Diese bedrohliche Atmosphäre wurde vom Publikum aufgesogen und verstärkte die Intensität des Auftritts, nicht zuletzt auch aufgrund der Bühnenpräsenz, welche die Bandmitglieder von Horna und insbesondere Spellgoth höchst selbst mitbrachten. 

So konnte er die Zuschauer mit seinen intensiven Drohgebärden und seinen Ansagen zwischen den Songs fesseln und führte das Publikum in englischer Sprache durch das düstere Repertoire der Band. Vor allem blieb eine seiner mit viel Pathos, aber auch eindringlich-bedrohlichem Unterton vorgetragenen Ansagen zum folgenden im Gedächtnis: “Since I was 13 years old I walk a path of thorns and razors - the path of satan.”

Natürlich gab es auch neuere Stücke zu hören: Gleich nach dem Ausflug in die 90er Jahre wurde auch mit “Saatanan Viha” und “Haudattujen tähtien yönä” das 2020er Album “Kuoleman kirjo” gewürdigt. Mit dem “antichristian punk song” “Synkän Muiston Äärellä”, wie die Band ihn titulierte, wurden Grüße an die Niederländer von Heretic gesandt - bei einer so herrlich verruchten Black’n’Roll-Nummer mit bohrenden Riffs ist die Widmung gar nicht so verrückt, wie es im ersten Moment scheint. Schlussendlich entließen die Finnen das schweißgebadete Publikum mit “Mustan kirkkauden sarastus” und verließen die Bühne, als hätten sie gerade verbrannte Erde hinterlassen. Immer wieder stark!

Horna / Anna Apostata

Fotos: Anna Apostata

Bericht: Haimaxia

PUNKTE
Bewertung

Mit ihrem markanten Sound und verzerrten Gitarrenriffs entfachten Horna ein wahres Feuer im Helvete. Der Kult um die kontroverse Band ist schon beeindruckend - und dass Horna die Blasphemie im Raum greifbar werden lassen, wurde auch wieder deutlich. Die Songauswahl war dabei ein gelungener Mix aus alten Klassikern und neuen Stücken, der die Vielseitigkeit und Entwicklung der Band zur Schau stellte - und entsprechend rasante Songs voller Aggression wurden auch mit großer Hingabe im Keller des Helvete gefeiert. Trotz der extremen Hitze und der vollen Location konnte die Energie des Publikums nicht gebrochen werden. Im Gegenteil, die Intensität der Darbietungen von Horna, Runenwacht und Frosted Undergrowth wurde eigentlich nur noch verstärkt. Auch wenn am Ende ein paar Stimmen laut wurden, die bemängelten, dass Horna schon einmal mehr Publikumsinteraktion an den Tag legten und insgesamt mehr überzeugten - für unser Team reihte sich der Gig ins schon jetzt exzellente Konzertjahr ein.

Band

  • Horna, Runenwacht, Frosted Undergrowth

Erscheinungsdatum

  • 13.05.2023
Haimaxia

He whispers, when the demons come. Do you make peace with them or do you become one of them?

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