11.08.-13.08.2022 - Party.San Metal Open Air 2022 - Flugplatz Obermehler Schlotheim + Dismember + Mayhem + Alcest +++
Review

11.08.-13.08.2022 - Party.San Metal Open Air 2022 - Flugplatz Obermehler Schlotheim + Dismember + Mayhem + Alcest +++

Obwohl auch 2021 alles getan wurde, das PSOA stattfinden zu lassen, war von Seiten der Politik und aufgrund der Verordnungen kein Staat zu machen. Nach zwei Jahren Durststrecke standen jedoch für die 2022er Ausgabe des Party.San alle Maschinen auf Vollgas. Eine kleine Undergrounded-Abordnung war für euch am Start!

  • von Haimaxia
  • 19.08.2022

Fluchen wir ja immer über Großveranstaltungen wie den Itzehoer Ackerzirkus und die für uns ob seiner Ausmaße mittlerweile auch ungenießbare bayrische Sommerbriese, so ist das Party.San im Grunde genau die Größe, die sich weder als verschwörerisches Zwergen-Underground-Event, noch als aufgeblasenes Mega-Event bezeichnen kann. Man findet sich gut zurecht, hat keine enormen Laufwege, kann im Grunde jeden Programmpunkt sehen und sich daran erfreuen - und trotzdem gibt es im Billing keine bescheuerten Ausfälle, sondern bleibt sich und der Extreme treu: Zünftige Death- und Black Metal-Auswürfe bleiben im Fokus, die Organisatoren Jarne und Erik, die Party.San GmbH und Cudgel geben sich immer Mühe "nahbar" zu bleiben und man hat sich offenbar schon vor Jahren gesagt: "Bis hierhin darf das Party.San wachsen - und nicht weiter."

Wobei man sogar sagen muss, dass ein Teil unseres Teams (zum ersten Mal beim Party.San dabei, neben zwei Veteranen) sogar skeptisch war, ob das Event nicht im Hinblick auf die Größe zu viel für Undergrounded wäre, wo wir doch sonst bei Clubkonzerten und Veranstaltungen hängen, die eher im dreistelligen oder sogar bloß zweistelligen Besucherbereich sind. Doch es zeigte sich in aller Deutlichkeit, dass das Party.San Metal Open Air trotz einiger großer Namen eben die Standarte des Undergrounds und der Liebe zur harschen Musik hochhält.

Tag 1

Unerbittlich war die ballernde Sonne schon am Donnerstag - und es zeichnete sich früh ab, dass das Wetter sich bis zum Sonntag auch nicht sonderlich ändern würde: Für die einen perfektes Sommerfeeling, für die anderen eine gehörige Party im eigenen Sud, und ohne Kopfbedeckung und zwischen Bier, Cuba Libre und Schnaps auch mal einige Literchen Wasser würde das Event zum Überlebenskampf ausarten.

Viele Besucher waren bereits Mittwoch angereist und schlugen ihr Camp auf den teils reservierten Flächen auf (ein erstaunlich gut funktionierendes Konzept, von dem sich andere Festivals eine Scheibe abschneiden können) - und trotzdem war der Donnerstag mit gut gefülltem Programm für manche noch der stressige Anreisetag. Unsereins nistete sich bei unseren Braunschweiger Freunden vom Hotel666 ein und man fand sich, nachdem die beiden Kanonenstöße der Esmiralda und ihrer Schwester über den Plan mähten und das PSOA 2022 eröffnet wurde, zunächst an der Tentstage zum Black Metal-Opener Hangatyr ein. Birdflesh und Revel in Flesh eröffneten das Festival auf der Hauptbühne derweil ohne Kompromisse, doch die Thüringer Combo um Frontmann Silvio konnte als erster Black Metal-Act durchaus überzeugen - trotz der Tatsache, dass Hangatyr derzeit ohne Live-Drummer unterwegs sind und das Schlagwetter komplett vom Band kam. Natürlich fehlte ein essentielles Puzzlestück für das Gesamtbild, aber gerade die Songs ihres 2020er Albums "Kalt" sorgten für einen mehr als schönen Auftakt. 

Etwas mehr im Fokus der Black Metal-Connoisseure lagen aber wohl die Portugiesen von Gaerea, denen die Hauptbühne zwar einerseits sehr schmeichelte, allerdings auch viel von ihrer sonst okkulten Atmo stahl. Gegen 16 Uhr stand die Sonne zudem unerbittlich über der Bühne und das wollte nicht so recht für eine entsprechende Stimmung sorgen. (Übrigens ein Problem, das viele Bands des gesamten Festivals hatten, aber auch, wenn wir ehrlich sind, bei diversen Sommer-Events vorkommt) Man präsentierte während der Show neues Material vom im September erscheinenden neuen Album "Mirage", u.a. den Song "Salve", der bereits vorab veröffentlicht wurde, und stellte unter Beweis, dass Gaerea meisterhafte Hypnotiseure sein können.

Nyktophobia / Phil Keller

Nyktophobia auf der Zeltbühne rissen im Gegensatz zu den einlullenden Gaerea-Sounds mit blankgeschabtem Melo-Death einiges ab. Frontsau Tomasz Wisniewski konnte das Publikum ordentlich animieren und haute provokante Sprüche à la "jetzt braucht ihr sicherlich erstmal ein bisschen Ruhe" heraus, nur um seine Zuhörerschaft noch mehr anzustacheln und zum Abgehen zu bewegen. Nyktophobia sind ganz schöne Partymacher und lieferten auch auf dem PSOA gehörig ab. So muss melodischer Death Metal eigentlich auch sein - nicht so weichgespült wie z.B. eine Truppe wie In Flames Anno 2022 geworden ist. Ihre letzte Split mit Night in Gales war schon stark, aber vor allem das 2020er Album "What Lasts Forever" war imposant, und ein Song wie "Beyond The Horizon" kann auch mal eben das riesenhafte Zelt einige Grade heißer werden lassen.

Total Hate / Phil Keller

Während High Spirits als einzige richtige Heavy Metal-Combo auf der Hauptbühne einheizten, die sich in weißen Anzügen präsentierten und so auch ein wenig aus dem Line-Up des Party.San herausfielen, sammelten sich schon viele Jünger wieder im Bierzelt, um der Misanthropie und dem Hass bei Total Hate zu frönen. Wieviel Hass kann eine Band eigentlich speien? Bei Total Hate kann man nur sagen: es gibt nicht genug Hass. Das, was die Jungs um Fronter Adrastos auf die Bühne brachten, war an Intensität kaum mehr zu überbieten. Kompromisslos wurde der Oldschool-Black Metal zelebriert, so wie es sein muss. Man versteift sich nicht auf großartiges Gefrickel oder moderne, hippe Songstrukturen, sondern bringt Black Metal auf den Punkt. Da kann sich so manch eine größere Kapelle noch mal eine Scheibe von abschneiden. Mit Stücken wie „Psychopath“ von der letzten bisherigen Scheibe „Throne Behind a Black Veil“ oder dem eingängigen „Sinister Reflections“ von der "Lifecrusher", der Secrets of the Moon anlässlich ihres baldigen Bühnenabgangs gewidmet wurde, konnten die Jungs aus Nürnberg vollends überzeugen.

Secrets of the Moon / Phil Keller

Secrets of the Moon wiederum, die auf dem diesjährigen Party.San ihre finale Festival-Show spielten (es sollen nur noch einige wenige ausgewählte Club-Shows folgen), hatten leider zu Anfang etwas Probleme mit dem Sound - jedenfalls klang ein eröffnendes "Seven Bells" nicht so stark wie gewohnt. Man stellte auch während des Festivals fest, dass Sound-Qualität oft ein wenig davon abhing, wo man sich denn vor der Bühne positionierte, ein leidliches Problem. Trotzdem überzeugten SotM mit einer ihrer letzten Farewell-Shows im Laufe des Gigs, nicht zuletzt wegen der starken Songauswahl, auch wenn der Band mit nur 45 Minuten Spielzeit nicht viel Zeit blieb. Fans älterer Werke sollten genauso auf ihre Kosten gekommen sein ("Miasma" wurde sehr gefeiert), wie die der letzten Alben. Das Highlight markierte nach dem eher ruhigen "Earth Hour" der emotionale und auch textlich herausragende Song "Man Behind The Sun" - und zum Finale gab es statt des üblichen "Lucifer Speaks" ein Stück, welches der 2013 verstorbenen Marianne aka LSK gewidmet wurde: "Queen Among Rats", ein Song, der nicht oft im Repertoire von Secrets of the Moon live gespielt wurde. Ein würdiger Abschied? Die Hard-Fans waren da, zumindest aus unserem Zirkel, trotzdem eher gespaltener Meinung, was aber vielleicht eher an der Songauswahl, als an der Qualität der Performance lag. 

Machten danach Sinners Bleed und Exhorder das Gelände unsicher, hatten wir uns mal auf dem Gelände umgeschaut: An kulinarischen Köstlichkeiten, egal ob zünftig vom Grill, Asiatisch/Afghanisch oder veganer Foodtruck dürften eigentlich die Gasto betreffend keine Wünsche bei den Besuchern offen geblieben sein - und auch die Händlerfraktion bot Sammlern einige Gelegenheiten zum Stöbern. U.a. waren mehrere Labels mit ihren Ständen am Start, so z.B. Supreme Chaos Records, Immortal Frost Productions und Season of Mist. Am Stand von Powermetal.de fanden Meet & Greets statt, und die Schlange vor dem offiziellen Merchstand war eigentlich bis zum letzten Festivaltag immer von fernher erkennbar. Vor allem wurde unsererseits oft der sympathische Kaffeewagen im galaktischen Zentrum des Festivalgeländes frequentiert.

Eine spirituelle Einkehr schoben die Österreicher Anomalie um Frontmann Marrok ein, die es einfach immer schaffen, ihre Hörerschaft ordentlich in den Bann zu ziehen und einzulullen: Ja, es ist stellenweise harscher Black Metal, aber dessen filigrane Songstrukturen, die rituelle Art der Show und die intelligenten, stets zum Nachdenken anregenden Texte - all das macht eine Live-Show von Anomalie wirklich beeindruckend und im wahrsten Sinne des Wortes traumhaft. Vom eröffnenden "Trance I: The Tree" des letzten Werks "Tranceformation" bis zum eindringlichen, finalen, in lateinischer Sprache gehaltenen Mantra "Adora quod incendisti, incende quod adorasti" bei "Visions I: Towards The Sun" schaffte es die Band hier zu einem echten Juwel im Tagesprogramm zu werden. Wer es auf einem Festival wie dem Party.San schafft, in nur 35 Minuten einem vor der Bühne Stehenden die Augen wässrig zu machen, der kann nichts falsch machen.

Whoredom Rife / Phil Keller

Während auf der Hauptbühne gerade die letzten Songs von Der Weg Einer Freiheit mit ihrem aktuellen Album "Noktvrn" ausklangen, ging es auf der Zeltbühne wieder richtig düster zu: Die Trondheimer von Whoredom Rife brachten die eisigen Winde ihrer Heimat nach Schlotheim. Mit Corpsepaint und Kunstblut beschmiert enterten die Mannen um Frontsänger K.R. die Bühne und hatten bereits mit dem Opener „Gospel of Hate“ vom 2019er Knalleralbum „Winds of Wrath“ das Publikum überzeugt, Fäuste reckten sich gen Zeltdach und die Stimmung stand auf dem Höhepunkt. Mit „From Nameless Pagan Graves“ von der 2020er Split mit den Landsmännern Taake rannten Whoredom Rife nur noch offene Türen ein. Wo Total Hate noch sehr oldschool klangen, hatten Whoredom Rife eher einen melodischeren und etwas moderneren Zugang zu den schwarzmetallischen Klängen gewählt, aber dieser gefiel dem Publikum in Schlotheim auch sehr gut. Mit dem letzten Song „Gitt til Odin“ von der selbstbetitelten EP „Whoredom Rife“ schlossen die Männer einen grandiosen Auftritt auf der Zeltbühne ab, der definitiv Lust auf mehr gemacht hat! So gehört die Truppe aus Trondheim mit Sicherheit zu den Highlights im Black Metal-Morast des PSOA 2022.

Einer der besonders inniglich erwarteten Acts des Tages war Alcest aus Frankreich um die Musiker Neige und Winterhalter, die ähnlich wie Anomalie, aber in einer ganz anderen Herangehensweise mit ihren Stücken verzaubern. Machten "Le Jardins de Minuit" und "Sapphire" vom 2019er Album "Spiritual Instinct" den Anfang, waren vor allem der "Les Voyages de l'Âme"-Opener "Autre temps" und "Délivrance" die großen Highlights der Show. Irgendwie scheinen Alcest bei allen noch so harten Metal-Jüngern einen besonderen Nerv zu treffen, sie in einer besonderen Magie zu wiegen - nicht anders ist zu erklären, dass man gerade noch auf Wellen von Aggression und Hass surfen konnte, sich aber dann im Dunkel der Abenddämmerung diesen urschönen Vibes des französischen Projekts hingeben kann. Und das gilt nicht mal für alle: Nicht wenige können mit dem Shoegaze-Touch und dem zerbrechlichen, auch mal Schwäche zeigenden Sound nicht viel anfangen und tun ihn als Hipstergeklimper ab. Wer sich aber verlieren kann in den Songs von Neige, dem Wechsel zwischen hohem Gesang und rar gesäten Growls, für den ist ein Alcest-Konzert immer eine wahrlich magische Erfahrung. 

Mayhem / Phil Keller

Nach einem finalen Death Metal-Rausch mit Carnation auf der Zeltbühne machte sich der erste große Headliner, niemand Geringeres als die legendären Mayhem, für ihren Gig auf der Main Stage bereit. Niemand muss die Norweger rund um Necrobutcher, Hellhammer und Frontkehle Attila Csihar mehr groß vorstellen oder deren Geschichte aufrollen: Ohne Kompromisse entluden sich auf der Bühne Black Metal-Fluten alter Schule und brachten wenig Überraschungen mit sich. Trug Attila anfangs noch eine Robe und kamen zunächst eher neuere Songs wie "Voces ab alta" oder "Falsified and Hated" von den Veröffentlichungen seit 2019 in der Setlist vor, machten vor allem die richtigen Retro-Hasserzeugnisse hier gehörig Freude: "Life Eternal" und natürlich der Klassiker "Freezing Moon" sind einfach herrlich, auch fast 30 Jahre nach Release, und dann machten Mayhem auch noch einen Ausflug in die berüchtigte "Deathcrush"-EP, welche verheißungsvoll mit dem kurzen Drum-Intro startete. Hier wurde auch die Robe abgelegt und das okkulte Image war weggeblasen. In dem Moment, in dem der Titelsong startete und das dissonante Gekeife losging, wechselte auch mal eben das Hintergrundbanner zum ikonischen Hellrot besagter EP - sehr stimmungsvolles Timing! Eine Festival-Show von Mayhem Anno 2022 bedient alle Epochen ihres Schaffens. Ob sie alte Stärke beweisen, ist allerdings eine Frage, die man besser nicht stellen sollte - dennoch würde zumindest unser Team immer wieder Gigs besuchen, ehe einst der Tag kommt, da es keine Live-Auftritte mehr gibt.

Wer noch Lust hatte und sich von Death Metal-Geballer in den Schlaf bringen lassen wollte, blieb in Anschluss für das Ende von Tag 1 zu Cannibal Corpse vor der Bühne. Auch die US-Amerikaner um den Corpsegrinder George Fisher höchst selbst muss man niemandem vorstellen - und wer bis dato noch keine Show der Veteranen gesehen hat, ist entweder 15 Jahre alt oder selbst Schuld. Während die ikonischen Vocals von "Hammer Smashed Face" oder auch neuen Stücken wie "Condemnation Contagion" über das Gelände walzten, zogen viele sich bereits zu Schlummertrunk oder nächtlicher Camp-Party wieder in die eigenen Lager zurück. Was für ein erster Tag!

Tag 2

Nachdem der Donnerstag feucht-fröhlich bis in die tiefen Nachtstunden abgefeiert wurde, versammelte man sich am Freitag bereits zu früher Stunde, noch etwas verkatert, wieder vor der Hauptbühne, um sich pünktlich um 12 Uhr zum „Grindcore-Frühstück“ gegenseitig mit Klobürsten zu verhauen. Dieses Jahr war es allerdings ein wenig anders, denn aus dem „Grindcore-Frühstück“ wurde ein „Nekrocore-Frühstück“: Nemand Geringeres als die Kadaverficker aus Dortmund betraten pünktlich um Zwölfe die Bühne und heizten ordentlich ein. Die Jungs um den beliebten „YouTube-Star“ Goreminister gaben direkt Vollgas und hatten so manche Überraschung dabei, denn es waren einige Gäste auf der Bühne zu bestaunen: Der „Beer-Ghoul“, der das wunderbar leckere „Leichenwasser“ unter den Anwesenden verteilte, oder der „Kackemann“, der fleißig mit Häufchen um sich warf, während das „Stuhlgewitter“ von der Bühne verkündet wurde und zu guter Letzt noch der „Pommes-Mann“ erschien, der genau wusste, dass das Publikum vor der Bühne etwas feste Nahrung in Form von „Inferno Pommes“ gebrauchen konnte. Dazu noch beliebte „Hits“ wie „Gore-Joghurt & Viecher Müsli“ oder „Adrenochrome Orgy“ und da bleibt eigentlich nur zu sagen: „Nekrocore is Love“! Wer zudem im Besitz des Programmhefts ist, dem sei ans Herz gelegt, sich mal durchzulesen, wie das Party.San selbst die Kadaverficker bewarb - wir sind aus dem Schmunzeln nicht mehr herausgekommen.

Direkt im Anschluss an die Fickerz stürmten die Stockholmer Todesmetaller von Lik auf die Bühne und sorgten direkt für einen ersten Abriss des Festivals in Sachen Oldschool-DM aus Schweden. Während die Sonne unerbittlich das Asphaltfeld vor der Mainstage aufheizte, waren es vor allem Songs wie "Funeral Anthem" oder "Corrosive Survival", die zum Headbangen anregten. Allerdings tat dabei die drückende Hitze der Stimmung keinen Abbruch: Der Platz vor der Bühne war trotz Temperaturen aus der Hölle und wenig Schatten bereits gut gefüllt und die Performance von Lik wurde vom anwesenden Publikum so gewürdigt, wie sie es verdient hatten. Die Setlist bestand aus einem bunten Mix aus ihren bisherigen drei Studioalben und ließ eigentlich kaum Wünsche offen. Bei der Professionalität und der Qualität ihres musikalischen Schaffens, das sich kaum hinter Genre-Größen wie Dismember oder Entombed verstecken muss, darf man eigentlich zurecht fragen, warum Lik nicht einen „besseren“ Slot bekommen haben. Denn 12:45 Uhr war doch etwas früh für eine so grandiose Band wie die Stockholmer um Fronter Tomas Åkvik, die eindeutig ein noch größeres Publikum verdient hätten. Wem Lik bis dato noch gänzlich unbekannt waren, dem sei ein genaueres Reinhören dringend empfohlen.

Wer bisher noch nichts von den Blackened Death Metallern 1914 gehört hat, muss die vergangenen Jahre unter einem Stein gelebt haben. Auf dem In Flammen Anno 2019 noch im Zelt untergebracht (welches sie ordentlich abgerissen haben), wurde der ukrainischen Band auf dem diesjährigen Party.San mit staatlicher Sondergenehmigung die große Bühne geboten; und die haben sie genutzt! Nach dem Intro „War In“ vom im vergangenen Jahr erschienenen Album „Where Fear and Weapons Meet“ folgte mit „FN. 380 ACP#19074“ der nächste Brecher, bevor sich Sänger und Oberleutnant Ditmar Kumarberg Zeit für einige Worte zum Angriffskrieg gegen seine Heimat Ukraine nahm. Nach seiner Brandrede ging es energisch weiter und 1914 lieferten, was von ihnen erwartet wurde: Eine brachiale Mischung aus Death und Doom Metal, die sich, untermalt von donnernden Gitarren und tiefem Bass, wie eine Welle aus pechschwarzer Boshaftigkeit langsam und mahlend in den Gehörgängen ausbreitet, ohne schleppend zu wirken. Trotz der Hitze, die Freitag um 13:45 auf dem Asphalt herrschte, war der Platz vor der Bühne gut gefüllt und man kann nur hoffen, die Ukrainer auch im kommenden Jahr auf Festivals und Konzerten in Deutschland begrüßen zu dürfen.

Nornír / Phil Keller

Nach Malevolent Creation auf der Hauptbühne war es gegen 15:20 auf der Zeltstage wieder Zeit für schwarzmetallische Klänge: Nornír aus Freiberg in Sachsen waren angereist, um dem Party.San einen weiteren schwarzen Anstrich zu verpassen. Dass es sich bei der Truppe um Sängerin Lethian schon länger nicht mehr um einen kleinen Geheimtipp handeln dürfte, zeigte auch der Füllstand des Zeltes: Die Reihen waren bis hinten dicht und die Stimmung top! Unglaublich, was für ein Kult schon jetzt um die Sachsen herrscht! Dargeboten wurden wieder einmal Stücke des 2019 erschienen Debütalbums „Verdandi“ - vor allem „Isvinden i nord“ kann live, sowie auf Platte immer wieder überzeugen. Kleiner Wermutstropfen war sicherlich die mit 35 Minuten doch recht knapp bemessene Spielzeit, der womöglich auch das grandiose „Yggdrasil og nornene“ zum Opfer fiel, obwohl es doch ein richtiges Highlight des Albums darstellt. Bei dem Gig gab es diesmal auch keine Kurztrips in akustische Klänge - die brauchte es aber auch gar nicht. Alles in allem ein wahrlich solider Auftritt der Sachsen-Kombo - und sogar neues Material gab es mit dem Stück "Pest", das außerordentliche Lust auf eine neue Platte macht!

Bütcher / Phil Keller

Im Anschluss an Nornír strömten viele Besucher zunächst zur Hauptbühne, um die Killer Onslaught bei der Arbeit zu begutachten - unterdessen betraten die belgischen Peitschmeister von Bütcher die Bühne und platzierten direkt mal zwei große, rostige Speed Metal-Wheels auf Ständern, um klarzumachen, wohin die Reise gehen würde. Gezogen von 666 Ziegen rollte der Streitwagen über das Publikum vor der Zeltbühne und Frontmann R. Hellshrieker, dessen abgeranztes, kaputtes T-Shirt -im Grunde mehr Anstands-Leibchen als Kleidungsstück- nur noch von hauchdünnen Fäden zusammengehalten wurde, lud zu einem rauschhaften Trip. Bei rasanten Songs wie dem Opener "Face the Bütcher" oder "45rpm Metal" gab es vor der Bühne gelinde gesagt kein Halten mehr - unser Team sah hier auch die ersten Crowdsurfer des Events. Das diabolische Lachen des Mannes am Mikro, dessen sichtlich schwere Eisenkette, mit der er immer wieder posierte, seine perversen Ansagen und Fragen à la "Did you get fucked up last night?", gefolgt von einem verschmitzten "Did you fuck last night?" - all das sorgte für eine zügellose und unzüchtige Stimmung. Nach dem überlangen Song "666 Goats Carry My Chariot", der in voller Länge präsentiert wurde, und dem finalen Stück "Blakk Krusader" war klar: Der Award für die mitreißendste und wohl schweißtreibendste Show des Festivals wird von uns definitiv an Bütcher verliehen!

Messiah / Phil Keller

Nach Misery Index und einer weiteren Black Metal-Perle mit Thron fanden sich viele Besucher vor der Hauptbühne ein, um die Veteranen von Messiah aus der Schweiz zu sehen. Die Death/Thrash-Urgesteine gaben mit ihrem neuen Sänger Marcus Seebach im Gepäck neben alten Klassikern wie “Space Invaders“ und “Akasha Chronicles“ auch Songs des aktuellen Albums “Fracmont“ zum Besten. Ein guter Querschnitt durch die Bandgeschichte in einer mehr als soliden Setlist verpackt. Als krönender Abschluss durfte natürlich trotz brütender Hitze und kochender Stimmung “Extreme Cold Weather“ nicht im Repertoire fehlen und die Eidgenossen von Messiah ernteten den wohlverdienten Applaus der Menge, die deutlich gezeichnet nun wieder den Weg zu schattigeren Plätzchen suchte.

Space Chaser / Phil Keller

Schlotheim, 12.08.2022, 19:30 Uhr Ortszeit, das Partyzelt ist gut gefüllt, die Stimmung bierselig, Iron Flesh und ein wenig Abwechslung mit den Pagan Metal-Kriegern Heidevolk sind ausgestanden - doch alles wartet auf die Berliner Thrash-Stilikonen Space Chaser um Rampensau Siegfried Rudzynski, die nicht erst seit ihrem letzten Output „Give us Life“ zu den bekannteren Vertretern ihres Genres gehören. Die „Skate Metal Punks“ ließen auch keine wertvolle Zeit ihrer knappen 35 Minuten Setlist verstreichen, sondern schöpfen direkt aus dem Vollen: Mit dem Dreiergespann „Cryoshock“, „Juggernaut“ und „Remnants of Technology“, ebenfalls vom aktuellen Album, zeigten die Berliner Jungs gekonnt, dass ihre aktuelle Scheibe das Lob der Presse durchaus verdient hat. Das Publikum wusste die Leistung durchaus zu würdigen und so ließ der unbändige Applaus nach den Songs nicht lang auf sich warten. Die Jungs spielten sich richtig in Fahrt und so blieb man nach dem Auftritt zwangsläufig mit einem Grinsen im Gesicht zurück, denn das was da abgeliefert wurde, hat richtig viel Spaß gemacht!

Direkt im Anschluss traten auf der Main Stage die US-Amerikaner Uada auf - Teile unseres Teams sahen die Black Metal-Truppe bereits eine Woche zuvor auf dem Zappenduster Open Air in Münster in lauschiger Atmosphäre bei viel zu hellem Licht und auf einer im Vergleich winzigen Bühne (hier unsere Eindrücke dazu). Während des Sonnenuntergangs war zumindest eine bessere visuelle Atmosphäre gegeben - aber auf der Riesenbühne zündete die Band weniger gut. Natürlich lag das nicht an der Performance: "Djinn" als herausragender Opener wusste, wie schon auf dem Rest der Tour, live viel mehr zu begeistern, als noch auf Platte - und die Stücke vom Debüt-Album wie "Black Autumn, White Spring" sind einfach atemberaubend. Und trotzdem scheint die Schere zwischen denen, die Uada vergöttern, und denen, die nur ein müdes Gähnen für die Amis übrig haben, weiter und weiter auseinanderzugehen. Okkultes Setting und Live-Stärke par excellence konnte man Uada auf dem Party.San weniger attestieren - so war der Gesamtauftritt, trotz einiger starker Lieder, eher im Bereich des "Okay" zu verorten.

Nach Profanity und einer herausragenden Show von Asphyx, die wieder mal unter Beweis stellen konnten, dass ihnen in Sachen Death Metal niemand was vormachen kann, gab es mit Graceless trotzdem noch einen Death Metal-Emporkömmling auf der Nebenbühne, den man nicht vergessen durfte: Die Niederländer um Frontkehle Remco Kreft blicken auf zwei starke Alben zurück, ihr dritter Streich "Chants from Purgatory" steht Ende September an - und bei allem, was lieb und teuer ist, was hat dieser Vierer von einer Death Metal-Dampfwalze abgeliefert! Vor allem ein "Retaliation of the Wicked" konnte seitens der sympathischen Holland-Combo überzeugen. Und wenn irgendjemand behauptet, dass Kreft, auch bereits bei Bodyfarm auf der Stage zu sehen gewesen und Mitglied bei Soulburn und Just Before Dawn, bei seiner kleinen Körpergröße diese nicht mit seinen Vocals wettmachen kann, dann lügt er. So! 

Danach ging es mit den ruhigeren und viel seichteren Klängen von Katatonia auf der Main Stage weiter. Im Grunde auch nicht im Fokus unseres Teams und sonst stets als weniger spannend im Gedächtnis verortet war es aber genau dieser Party.San-Gig der Schweden um Anders Nyström und Jonas Renkse, der eben sehr wohl eine Schneise im Kopf hinterließ: Natürlich sind Katatonia schon lange keine Death Metal-Band mehr - und nach Erzählungen in unseren Zirkel haben sich die Jungs auch bei einem früheren Party.San-Gig schonmal gefragt, warum sie eigentlich zwischen all den niederschmetternden Death- und Black Metal-Sounds spielten und ob sie überhaupt dahin passten, aber irgendwie war die Stimmung in unserem Team für diese Eskapade von melodischem Doom und Progressive Metal genau das Richtige. Verrückterweise stand ja sogar Lik-Basser Niklas Sandin bei Katatonia im Ensemble auf der Bühne - vllt. noch ein Grund für Lik eher früh zu zocken. Die Setlist von Katatonia war im Grunde natürlich bei der großen Diskographie für die Anhängerschaft der Schweden lückenhaft und unbefriedigend - trotzdem fand jeder Song Anklang und machte die Band für diejenigen, die die Truppe bisher weniger auf dem Schirm hatten, um einiges interessanter. Nach z.B. "Deliberation" und "Old Heart Falls" wurde es bei "Forsaker" oder dem "Viva Emtpiness"-Opener "Ghost of the Sun" hypnotisch und wirkmächtig - von den bekannteren Stücken "My Twin" und "Lethean" mal ganz zu schweigen. Weiter als bis ins Jahr 2003 gingen die Skandinavier allerdings in ihrer Diskographie nicht zurück. Insgesamt war die Show sehr beeindruckend!

Wie bereits Tag 1 endete auch der Freitag mit einem Death Metal-Headliner auf der Main: Carcass aus Liverpool bliesen noch einmal ordentlich die Schädelknochen durch, ehe eine surreale Ruhe über dem Gelände einkehrte, die nur noch von den fernen Klängen der allabendlichen Metalparty im Zelt durchbrochen wurde. Nach so viel grandioser Musik konnte man entweder im Campingstuhl oder -wenn man es denn geschafft hatte- auch im Zelt ruhig einschlummern.

Tag 3

Wer sich zum Samstagfrühschoppen bereits gegen 10 Uhr zur Tentstage begab (beziehungsweise begeben konnte, nach 2 oder bereits 3 durchzechten und durchsoffenen Nächten), konnte mit den spaßigen Caroozer und ein wenig Stoner-Klängen von Motorowl in den Tag starten - auf der Main Stage ging es erst mit Slaughterday und Purgatory gegen Mittag los.

Dass sich im Team von Undergrounded ein paar gewaltige Anhänger der Black/Death-Offensiven von den Kanadiern Panzerfaust befinden, haben wir schon mehrfach untermauert. Auf gemeinsamer Tour mit Uada und Saor sahen wir auch deren Show bereits in Münster und waren dort schon angetan. Auf der viel größeren Hauptbühne des PSOA konnte die Band um den bekutteten Goliath und den Gitarrist und Sänger Brock Van Dijk endlich wieder ihr besonderes Bühnenkonzept fahren, bei dem alle drei Musiker im Vordergrund stehen und die Sänger-Kanzel, von der aus die eindringlichen Lyrics in die Köpfe der Zuhörer fluten sollten, hinter dem Drummer errichtet wurde. So stand das gesamte Artillerie-Aufgebot in Sachen Instrumentierung an der Bühnenfront. Gelegentliche Feuerstöße, welche in milder Dosieirung als Pyrotechnik für diverse Bands der Main Stage eingesetzt wurden, untermalten die ausufernden, starken Songs der Kanadier und die große Bühne wollte gut zur Stimmung passen. Erneut eröffnete man mit "The Day Of Trinity" von Episode I ihrer Albumtrilogie "The Suns of Perdition" und markierte das erste deutliche Highlight des Tages damit - auch das neue Stück "Tabula Rasa", zu dem der maskierte Frontmann zwischendurch beschwörerisch nach vorne trat, nur um nach kurzer Zeit wieder für seine Vocals zur Kanzel hinaufzuklettern, ist live eine Wucht. Das Grand Finale, "Promethean Fire", zu welchem die Band erst vor einigen Tagen postete, mit dessen Musikvideo einige Preise in ihrer Heimat abgeräumt zu haben, ist jedoch im Grunde nicht zu toppen. Kenner der Band dürfte nur irritiert haben, dass der weibliche Gesang in russischer Sprache von Gastsängerin Masha (Arkona), der sonst vom Band eingespielt wurde, diesmal ausblieb. Ob Panzerfaust dies absichtlich taten (wenn ja, warum? Hatte das etwa mit 1914 zu tun? Der Google-Übersetzer spuckt keine imperialistischen Lobhymnen für Diktatoren aus, sondern erweckt eher einen apokalyptischen Charakter), oder sie Opfer eines technischen Fauxpas wurden - das ist leider unklar. Mutet der Bandname noch eher roh an (viele denken an Darkthrones Werk aus den 90ern), beweist die Band aber immer wieder ein Händchen dafür tiefsinnige Lyrik, okkulte Atmosphäre und Death/Black-Mischformen genial zu verknüpfen. Neben dem allgegenwärtigen Thema Krieg, der in seiner ungeschönten Seite beschrieben wird, geht es aber auch um philosophische Themen, Presse-, Rede- und Meinungsfreiheit, sowie bedeutende historische Ereignisse. Auch beim PSOA-Gig packten die Kanadier ihren Signature-Move aus, schulterten bei den finalen, dröhnenden Klängen des Songs ihre Instrumente und blickten mit toten Augen starrend in den Himmel... wer sich mit den Songs näher beschäftigt, den kann dieser Anblick nur bannen.

Nunslaughter / Phil Keller

Auch kein wirklicher Geheimtipp, aber trotzdem eine herrlich verrückte und von Hass durchtränkte Live-Entdeckung markierten für uns Nunslaughter aus den Staaten mit ihrem Speed-Anleihen tragenden Death Metal-Gewitter. Mit ihren absurd kurzen Songs standen sie zwischendurch in krassem Gegensatz zu ihren Vorgängern Panzerfaust - während diese nämlich gerade einmal 6 Lieder in ihre Setlist stopfen konnten, schafften Nunslaughter im Grunde die dreifache Menge und packten dabei eine schön ranzige Asi-Attitüde aus - live genauso geil wie aus dem Studio, durch die Ansagen vielleicht sogar noch boshafter, eindringlicher und intensiver. Songs wie "She Lives By Night", "Raid The Convent" oder "Looking Into The Abyss" sind da einfach blutrünstige, kurze Slasher-Songs, die gehörig Freude bereiten. Der Don of the Dead, zwischendurch ins Mikro grunzend und gurgelnd, ist einfach eine Instanz auf der Stage... Nunslaughter live, das ist einfach mal die Drumsticks wie die Hörner des Teufels in die Schädelkalotte rammen, das ist einfach mal die Faust in die Luft recken und ein kurzes "SATAN" skandieren, das ist einfach mal das Mikrokabel anknabbern und ansabbern und rastlos über die Bühne wandern. Es sind Ansagen wie "This next song is about our guitarist's ex-girlfriend - it's called 'To a Whore'", die das Erlebnis teils skurril, teils einfach herrlich ausgefallen und speziell machen. Das muss man gesehen haben!

Blood Incantation / Phil Keller

Im Anschluss konnten sich die Besucher zunächst noch mit den Bulldozer-Sounds von Bösedeath irgendwo zwischen blutrünstigem Brutal Death und den Verstand zermahlendem Grindcore die Dröhnung geben, ehe Saor um den talentierten Musiker Andy Marshall ihre düstere, melancholische Folk/Black Metal-Decke über das Gelände legten. Das schottische Projekt, das mittlerweile einiges an Bekanntheit erlangen konnte, sahen wir bereits, wie oben erwähnt, in der Woche zuvor im Tourpaket mit Panzerfaust und Uada, welche ihre Auftritte zu diesem Zeitpunkt ja schon absolviert hatten (mehr dazu hier) - und auch wenn die Klanglandschaften, die hier kreiert werden, wunderbar zum Träumen einladen, muss man trotzdem sagen: So früh am Tag funktionierte das nicht so gut, wie bei Alcest und Katatonia. Auch Lunar Shadow aus dem Siegerland mit ihrem SciFi-infused Heavy Metal, die Deather Fleshcrawl und die heißen F.D.A.-Rekords-Eisen Scalpture lieferten leckeres Futter für die Besucherschaft. 

Nach einer weiteren Pagan-Session mit den Schweden Manegarm und Path of Destiny war der nächste Programmpunkt, den viele auf ihrer Must See-Liste hatten, das Death-Konglomerat Blood Incantation aus Denver, Colorado. Mit ihrem 2019er Werk "Hidden History Of The Human Race" und ihrer von UFO-Mythen, Ancient Aliens und Astronomie durchzogenen SciFi-Thematik konnte die Band ordentlich Staub aufwirbeln - urkomisch auch, dass sie bereits zur Hälfte ihres Sets den letzten Song ankündigten, woraufhin jeder Anhänger genau wusste, was nun folgten sollte: Der Giganten-Song "Awakening from the Dream of Existence to the Multidimensional Nature Of Our Reality (Mirror of the Soul)", der schon auf Platte ganze 18 Minuten misst und in voller Pracht erstrahlte. Sympathische Ansagen, verrückte Experimente zwischen knallhartem Death-Rausch: Die US-Amerikaner machten ordentlich Bock.   

Impaled Nazarene / Phil Keller

Direkt nach Blood Incantation stürmten die Finnen von Impaled Nazarene um Mika „Slutti666“ Luttinen die Hauptbühne und legten sofort los. Kein großes Brimborium und keine große Show, Impaled Nazarene ziehen ihr Ding durch und bleiben trotz ihres unbestreitbaren Kultstatus durchweg bodenständig. Im Vorfeld immer wieder kontrovers diskutiert, auch ob gewisser Lyrics - doch die Band gehört mit ihrem brachialen Sound einfach alle paar Jahre ins Party.San-Billing. Die Setlist war ein bunter Mix durch die Bandgeschichte: Neue Songs wie der Titeltrack des aktuellen, 2021 erschienenen Albums „Eight Headed Serpent“ brachten das Publikum genauso in Fahrt wie ältere Tracks à la „Weapons to tame a Land“ von der 2006er Scheibe „Pro Patria Finlandia“ - und so kam es auch zu diversen Crowdsurfern, die den Securities vor der Bühne auch mal ein bisschen Arbeit bescherten - schön. Der krönende Abschluss des Sets wurde markiert durch ein geschrienes „Do you want total war? Yes we want total war!“ - und damit war es Zeit für einen gleichwohl unbequemen wie kultigen Klassiker mit „Total War – Winter War“ vom 1994er Kultalbum „Suomi Finland Perkele“, der nochmal einschlug wie eine Bombe und zeigte, dass die Finnen ihr Handwerk beherrschen! Damit endete der Auftritt von Impaled Nazarene auf dem Party.San 2022 - ein durchweg solider Gig der Finnen, der definitiv Spaß gemacht hat!

Dark Funeral / Phil Keller

Eïs um Frontmann Alboin lockten noch einmal ordentlich Publikum in die Tentstage und präsentierten ihren hochkarätigen, deutschsprachigen Black Metal mit in Herz und Hirn treffenden Texten. Aufgrund der geringen Spieldauer und den ausufernden Songlängen konnten gar nicht so viele Stücke gespielt werden, im Grunde startete die Band auch überpünktlich 5 min zu früh, um ihre Setlist nicht kürzen müssen. Sichtlich mit viel Bock waren es vor allem die "Galeere"-Songs "Helike" und "Durch lichtlose Tiefen", sowie der eindringliche und herausragende "Mann aus Stein", die richtig zündeten und auch live immer überzeugen. Dass Eïs nach all den Jahren endlich den Weg zum Party.San gefunden haben, kommentierte Alboin auch mit einem Augenzwinkern, als er sagte, dass es etas Besonderes sei, "so früh in ihrer Karriere" dabei zu sein. Mit dem finalen "Stillstand und Heimkehr" endete das Schauspiel nochmal sehr emptional zum wiederholten Textpassus: "Ich möchte wandern weit über das Nebelmeer - fort von den Menschen - Stillstand und Heimkehr."

Pünktlich um 21:00 hüllte sich die Hauptbühne in dichten Nebel, denn es wurde Zeit für den Auftritt von Dark Funeral. Das Publikum kleidete sich in andächtiges Schweigen, während aus dem Off „God is not here today“ ertönte und Sänger Heljarmadr mit seinen Bandkollegen die Bühne betrat. Bereits mit dem Opener „Unchain my Soul“, der auch gleichzeitig als erster Track des 2016er Outputs „Where Shadows Forever Reign“ fungiert, wurde klar, dass die Show der Schweden noch einiges zu bieten haben würde. Zu Beginn des Songs übertönte die Doublebass von Drummer „Jalomaah“ die anderen Bandmitglieder noch sehr stark, doch diese „Soundprobleme“ waren schnell behoben und der Rest des Songs klang, wie er klingen soll. Der Rest ihres Sets war ein buntes Potpourri, das die gesamte Band-Diskographie umspannte. Von „My Funeral“ vom 2009er Album „Angelus Exuro Pro Eternus“ über „The Secrets of the Black Arts“ vom gleichnamigen ersten Album der Stockholmer aus dem Jahr 1996 bis zum aktuellen im März erst erschienenen Album „We Are the Apocalypse“, das unter anderem mit dem Song „Leviathan“ vertreten war, musste man den Schweden Eines lassen: Sie sind verdammt professionell, was ihre Show betrifft, und liefern einfach jedes Mal ab - darauf kann man sich verlassen. Auch an diesem Abend waren Dark Funeral zweifellos eine Macht!

Dismember / Phil Keller

Wenn man den radioaktiven Fallout von Cytotoxins Tech Death-Supergau überlebt hat und sich von dem getragenen Funeral Doom der Finnen Shape of Despair noch nicht in Trance hatte lullen lassen, gab es auf der Hauptbühne noch Benediction und Dismember zu sehen. Während die UK-Deather bereits seit 1989 ununterbrochen Festivalgelände zum Beben bringen und ihr aktuelles Album "Scriptures" (der Opener "Iterations of I" walzte alles nieder), sowie mit "Stormcrow" sogar einen brandneuen Song mitbrachten, haben die Schweden Dismember um Sänger Matti Kärki seit 2008 keine neue Musik mehr unters Volk gebracht gebracht und halten ihre Auftritte in der letzten Dekade eher rar gesät. Zum Finale des diesjährigen Party.San diese zwei Brecher noch einmal das Gehirn durchschütteln zu lassen, dürfte wohl dem ganzen Event mehr als gerecht geworden sein. Wer Dismember zum ersten Mal live sah, dürfte genau wissen, von wem sich Bands wie Lik haben inspirieren lassen - und auch wenn es Stimmen gab, die in dem betagten Death Metal-Urgestein nicht mehr die Power von einst sehen, war das ein herausragendes Konzert mit vor allem vielen Songs erster Stunde: Vom ersten Song "Override of the Overture" über "Bleed for Me" bis "Skin Her Alive" (bei der Ansage von Letzterem sagte Sänger Matti folgenden, bedeutungsschwangeren Satz: "Remember, guys - if you go home with a girl, don't skin her alive") - die Classics des Debüts "Like An Everflowing Stream", welches 2021 seinen 30. Geburtstag feiern durfte, sind damals wie heute wahre Dampfwalzen. In unserem Team hätten wir wirklich nicht gedacht, am Ende der drei musikreichen Tage noch einmal so positiv überrascht und bei Songs wie "On Frozen Fields" vom 1995er "Massive Killing Capacity" nochmal so kalt erwischt zu werden. Ein Perfektes Ende für ein perfektes Festival.

Dismember / Finale

Fotos: Phil Keller

Bericht: Sebi / Haimaxia, Guests: November

PUNKTE
Bewertung

Das Party.San 2022 wurde dreifach intensiv erlebt und gefeiert, wenn man sich im Publikum umsah. Dass ein beliebtes Event durch die Corona-Jahre zwei Mal entfallen musste, sorgte natürlich dafür, dass man einerseits wahnsinnig dankbar ist, dass das Party.San in voller Stärke zurückgekehrt ist, und andererseits auch, dass man die Arbeit der Leute im Hintergrund definitiv nicht für selbstverständlich nehmen kann. Herausragende Bands, viel Futter für Black- und Death Metal-Jünger und gnadenlos heißes Wetter (und diverse Alkoholika, machen wir uns nichts vor) sorgten dafür, dass das Party.San 2022 unvergesslich wurde. Dass nahezu jede Band ordentlich geliefert hat, entnehmt ihr unserem begeisterten Bericht - und wir sprechen eine Empfehlung für das Event aus, sollte es tatsächlich Leute geben, die noch nie vor Ort waren. Bis 2023!

Band

  • too many!

Erscheinungsdatum

  • 11.08.2013
Haimaxia

He whispers, when the demons come. Do you make peace with them or do you become one of them?

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