Der zweite Tag des diesjährigen PSOA startete für viele mit einem amtlichen Kater, aber mit einer Wettervorhersage, die noch etwas Gnade von der sich abzeichnenden Gluthitze versprach. Insgesamt wusste der Freitag auch die eine oder andere Genre-Überraschung in petto zu haben!
Nachdem sich eine ganze Horde von Party.sanen bewaffnet mit allerhand Quatsch zum Grind/Death-Geballer von Stillbirth verausgabt haben, fand man auf dem Gelände vor der Hauptbühne im Nachgang einigen Müll vor, der von der eskalativen Fete zeugte: Poolnudel-Fetzen, zerbrochene Klobürsten, Kuscheltier-Ärmchen und Gummihühner. Klar, der Partybullshit darf nicht zu kurz kommen - nicht umsonst finden sich jedes Jahr Bands wie Kadaverficker oder Gutalax im Lineup - dieses Jahr nahmen diese Rolle Stillbirth aus NRW ein, nächstes Jahr kommen Party Cannon aus Großbritannien, wie schon jetzt dem Banner für das Jahr 2025 am Haupteingang des Geländes verrät. Haben wir alle den charmanten, aber gehörig bekloppten Frühstücksgrind und den zünftigen, aber ordentlich Pathos-geschwängerten Pagan Metal-Schlachtkonvoi von Obscurity hinter uns gebracht? Dann kann der Tag ja mit größerem Anspruch losgehen!
Enthroned / Foto: ©Aen Vessah
Dass Enthroned schon seit 1993 musizieren, ist für die älteren Black Metaller natürlich nichts Neues; aber dass, seitdem Mastermind Nornagest 2007 die Lyrics und auch den Gesang übernommen hat, Enthroned auch zum Okkult Black Metal gezählt werden muss, vielleicht schon.
Aufgrund von Umdisponierungen der Veranstalter spielten die Belgier diesmal nicht im Zelt, sondern auf der großen Bühne. Fluch und Segen zugleich, wie man sich denken kann: Black Metal im Tageslicht funktioniert atmosphärisch immer nur bedingt, aber dafür gab es genügend Raum zur Selbstpräsentation inkl. Feuereffekten. Mit fettem Sound wurde also kurz nach 14.00 Uhr die Hölle losgetreten und ließ sich auch die ganze Spielzeit über nicht mehr bremsen, geschweige denn stoppen. Der Hochgeschwindigkeits-BM von Enthroned ist live eine Macht und diese pflügte sich über 45 Minuten in die Ohrwindungen der Anwesenden. Die Zeit ging gefühlt leider genauso schnell vorbei.
Wir dürfen hier erfreut anfügen, dass auch Nornagest anlässlich eines kurzen Gesprächs nach dem Auftritt grünes Licht gegeben hat für seine Teilnahme an unserer OAO-Interview-Serie. Damit haben wir die erhoffte zweite hochkarätige Zusage eingetütet.
Afsky / Foto: ©Anna Apostata
Afsky am Freitagmittag auf der Hauptbühne des Party.San Metal Open Airs – das war, als hätte jemand nach Enthroned einen ebenso heißes Eisen in Sachen schnellen Black Metals mitten in die ebenso heiße Mittagssonne gepflanzt. Die dänische Black Metal-Formation, die sich in den letzten Jahren zu einem der spannendsten Acts der Szene entwickelt hat, entfesselte aber auf der großen Bühne nicht dieselbe ekstatische Einheit mit ihren Fans, wie sie es sonst in kleineren Venues schafft, so kraftvoll die Darbietung auch war. Die Intensität, die Afsky in einem kleinen, dunklen Club entfesseln können, kam im grellen Mittagslicht nicht ganz zur Geltung. Ihr aktuelles Album "Om hundrede år" war der Mittelpunkt ihres Auftritts, der trotz des strahlenden Sonnenlichts eine düstere Atmosphäre erschuf.
Dennoch gelang es der Band, das Publikum in ihren Bann zu ziehen, besonders mit dem rauschhaften Song "Tyende sang“. Dieser Track, der mit seiner melancholischen und gleichzeitig erhabenen Stimmung die Essenz von Afsky einfängt, wurde zum unangefochtenen Highlight des Sets. Die hypnotische Wirkung des Songs führte das Publikum in eine andere Welt und hinterließ einen bleibenden Eindruck.
Abseits der Musik sorgt Afsky ja in der Szene derzeit auch für Gesprächsstoff – allerdings nicht wegen klassischer Kontroversen, sondern aufgrund ihres Umgangs mit politischen Themen. Die Band hat sich sowohl mit der politisch linken als auch mit der rechten Szene im Black Metal angelegt, was unter anderem an ihren klaren Statements gegen extremistisches Gedankengut, ihren Umgang mit ihrem Auftritt auf dem Black Night Sorceries Festival in Tel Aviv kurz vor den Ereignissen des 7. Oktober 2023 und der Unterstützung der queeren Community deutlich wird - die Sticker in Regenbogenfarben, die sie entworfen haben, haben vor allem unter Puristen und Hardlinern in der Black Metal-Szene für Kritik gesorgt, ebenso wie ihr Ausschluss vom Antifascist Black Metal Gathering.
Warum erwähnen wir das? Wir bekamen mit, dass Afsky immer wieder Gegenstand von Diskussionen sind, in unseren Reihen, aber auch offensichtlich bei Menschen auf dem Gelände und in Camps von Bekannten und Freunden. Das Team von undergrounded.de freut sich jedoch, dass diese Themen beim Party.San-Publikum keine negativen Reaktionen auslösten, sondern im Gegenteil dazu führten, dass Afsky gerade für ihren integren und mutigen Umgang mit solchen Themen geschätzt wurden und sich für keine politische Seite instrumentalisieren lassen. Dass diese Diskussionen während des Festivals nicht im Vordergrund standen, unterstreicht, dass das Publikum hier für die Musik da war und die Band für das respektierte, was sie ist: Ein kraftvolles, unverwechselbares Aushängeschild des modernen Black Metals und eine der stärksten Bands, wenn nicht sogar DIE stärkste Band in Sachen Black Metal aus Dänemark Anno 2024 - nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich eine wichtige Stimme.
Cloak / Foto: ©Anna Apostata
Kompromisslos eigenständig ist die Musik der seit 2013 aktiven US-Amerikaner von Cloak. Und genau dieser Eigenständigkeit ist es wohl zu verdanken, dass die Jungs aus Atlanta sich als idealer Opener auf der Tentstage am zweiten Festivaltag des Party.San erwiesen und damit auf all das einstimmen konnten, was den Fans dort noch bevorstehen sollte: Die geballte Vielfalt der extremen Musik in fast allen ihrer Spielarten.
Zurück zu Cloak: die Amis machten an diesem Abend keine Gefangenen und präsentierten eine tiefschwarze Show mit finsterer Bühnendeko, schwarzen Kerzen, Lederjacken und Cowboystiefeln. Die Musik: eigenständig und deshalb auch so hochinteressant und so eigenständig, weil Cloak hier einen ganz eigenen Stil verfolgen. Deshalb erinnert die Musik der Amerikaner auch an gar nichts, außer an sie selbst. Auch Gothic-Einflüsse konnten deutlich wahrgenommen werden und, obgleich die Musiker von Cloak vollwertigen Black Metal spielen, hörte man immer wieder auch rockige Passagen heraus, die eher reinerer Heavy Metal als Black sind. Ansonsten ging es der Band auf der Tentstage an diesem Abend weniger um Atmosphäre, als vielmehr um musikalische Qualität, immer wieder kombiniert mit Phasen amtlichen Geballers.
Die Amerikaner konnten mit diesem gelungenen Konzept das Zelt schon mal richtig aufheizen und waren insgesamt die perfekte Wahl für die Eröffnung der Bühne am Freitag. Uns war das vorher klar, denn wir hatten Cloak bereits beim Zappenduster in Münster gesehen und freuten uns deshalb auf ein Wiedersehen; eben weil die Truppe Livemusik abliefert, die ein so hochwertiges Unikat ist, dass sie auch lange nach dem Event noch in Erinnerung bleibt.
Für alle, die Cloak in Deutschland bisher verpasst haben: die Tour in Europa ist erst einmal vorbei - man sollte aber unbedingt das letzte Album "Black Flame Eternal" durchhören!
Sacramentum / Foto: ©Aen Vessah
Sacramentum gehören mit dem Gründungsjahr 1992 zu den frühen Pionieren und mittlerweile Veteranen des Melodic Death Metal á la Dissection, aus deren Adern das Blut von Sacramentum entspringt. Nach einer langen Pause sind sie seit 2019 wieder am Start und zelebrieren ihre alten Heldentaten, denn ein neues Album gibt es seit 1999 nicht.
Die Live-Präsentation hat ihren Fokus hauptsächlich auf Sänger Nisse Karlén, Band-Mitbegründer und Urgestein der schwedischen Szene. Seine Performance fußt auf der übertriebenen Nutzung von viel Kunstblut ab dem ikonischen Song "Blood will be spilled" und überschwänglich vielsagenden Gestikulierens, was immerhin eine Art Kommunikation mit dem Publikum darstellt. Wir erleben diese Show nun seit 5 Jahren und wir hoffen, dass sich bald musikalische Neuerungen einstellen, damit das Interesse an Sacramentum einen Grund hat, sich weiter zu erhalten.
Vorga / Foto: ©Arttv Karvonen
Bereits während der Hörsessions vor dem Festival fiel uns mit Vorga eine deutsche Black-Metal-Gruppe mit einem besonders atmosphärischen und gleichzeitig melodischen Sound auf. Als begeisterte Fans des Subgenres und der Weltraum-/Science-Fiction-Themen waren wir erfreut, dass die Freitagsshow auf der Zeltbühne stattfinden würde, wo ein solcher Act wirklich hingehört. Wir waren dann in vorderster Reihe, als endlich die ersten Töne des Openers ihres aktuellen Albums "Beyond The Palest Star", "Voideath“, über die Landebahn des Obermehler Flugplatzes hallten. Es hat alles perfekt gepasst.
Die etwas unkonventionelle Interpretation des Corpse-Paint-Stils, die stimmungsvolle Beleuchtung und die stilistisch passend ausgewählten visuellen Elemente ergänzten die wunderschönen Gitarrenmelodien, die Vorgas Botschaft zu den Sternen und darüber hinaus trugen. Die Atmosphäre erreichte ihren Höhepunkt bei den letzten beiden Songs: Sie baute auf den wundervollen Klanglandschaften von „Last Transmission“ auf und gipfelte mit einem Paukenschlag in „The Cataclysm“ von ihrem neusten Album.
Es macht immer wieder Freude, die Verbindung zwischen der eigenen Vorstellungskraft und der visuellen Darstellung der Band herzustellen; insbesondere bei Auftritten wie hier beim Party.San Open Air, wo man eine starke und bedeutungsvolle Show abgeliefert hat. Kurzum: wenn ihr die Band bisher live verpasst habt, empfehlen wir euch dringend, Vorga zu sehen und in ihre Alben reinzuhorchen. Die Bandmitglieder sind auf und neben der Bühne wirklich großartig, und wir hoffen, dass wir in Zukunft noch mehr von diesem einzigartigen Projekt covern werden!
Bewitched / Foto: ©Arttv Karvonen
Als Bewitched die Bühne des Party.San Metal Open Airs betraten, wusste das Publikum, dass sie auf etwas Besonderes gefasst sein mussten – und sie wurden nicht enttäuscht. Die Schweden, die seit Mitte der 90er eine Kultnummer im Metal-Underground sind, lieferten mit ihrem höllischen Black'n'Roll eine Show ab, die alle Erwartungen übertraf. Trotz Schwierigkeiten mit ihrem Equipment, das aufgrund von Problemen am Flughafen nicht rechtzeitig ankam, ließen sie sich nicht beirren. Dank ihrer Freunde von Sacramentum, die ihnen ihre Instrumente liehen, konnte die Band dennoch mit voller Wucht auftreten – und das ohne großes Banner oder ausgedehntes Merch-Setup. Aber, wie sich schnell herausstellte, brauchten Bewitched keine Extras, um das Publikum in ihren Bann zu ziehen.
Der furiose Auftakt ihres Sets war „Blood on the Altar“, ein brutaler Einstieg vom zweiten Album "Pentagram Prayer" von 1997, das die Fans sofort in Ekstase versetzte. Die Mischung aus Black, Thrash und einer Prise furiosen Power Metals sogar, die Bewitched so einzigartig, ihren Sound so schneidend und ihre Gigs so mitreißend macht, kam in diesem Song voll zur Geltung. Der Sound war dabei besonders vorne extrem klar und druckvoll, was den ohnehin schon starken Songs noch mehr Intensität verlieh.
Kris und Marcus, beide auch bekannt von Naglfar, führten die Band mit einer Energie an, die selbst die große Bühne in eine brodelnde Hölle verwandelte. Marcus' und Kris' kraftvolle Vocals und die messerscharfen Gitarrenriffs waren eine perfekte Symbiose aus roher Aggression und rotziger Punk-Attitüde. Es war faszinierend zu sehen, wie Bewitched es schafften, so viele Songs in ihr Set zu packen, während andere Black Metal-Bands oft minutenlange Epen aufführen – hier gab es keine Zeit für Atempausen, nur pure, ungefilterte Energie.
Der Auftritt wurde nicht nur musikalisch, sondern auch visuell unterstützt: Die Pyro-Effekte, die das Party.San für diverse Bands auf der Main Stage aktiviert, setzten auch bei Bewitched beeindruckende Akzente. Funken und Flammen begleiteten die Songs und verliehen der Show eine noch düsterere, fast apokalyptische Atmosphäre.
Ein besonderes Highlight war „Sabbat of Sin“, ein Stück, das länger nicht mehr live gespielt wurde und die alten Fans besonders erfreute. Und als ob die musikalische Darbietung nicht schon genug gewesen wäre, ließ es sich Marcus nicht nehmen, dem Publikum noch Folgendes mitzuteilen: „Es hat 17 Jahre gedauert, bis wir wieder hier sind – mal sehen, ob es nochmal 17 Jahre dauert!“ Ein Satz, der sowohl Begeisterung als auch Wehmut hinterließ, doch die Hoffnung auf mehr von dieser Band nährte. Man bewies mit diesem Auftritt, dass sie nichts von ihrer Bissigkeit verloren haben - ein absolutes Highlight.
Los Males Del Mundo / Foto: ©Anna Apostata
Die Argentinier von Los Males Del Mundo brachten im rappelvollen Zelt der Tentstage ihren anspruchsvollen Black Metal an diesem Abend herausragend auf die Bühne. Perfektionisten wie Bandleader und Sänger Dany Tee werden kleinere Probleme mit einem nicht ordentlich fixierten Mikrofon einwenden wollen; letztlich wäre das aber ein Jammern auf enorm hohem Niveau, denn die Musik des argentinischen Duos, das live auch beim Party.San wieder (u.a.) von Musikern der Band Der Weg einer Freiheit unterstützt wurde, ist derart vielschichtig und komplex, dass es stets eine Herausforderung sein dürfte, diese live vernünftig zu präsentieren.
Die Band stand mit ihrem ersten Longplayer "Descent Towards Death" im Jahr 2021 (gefühlt) auf jeder Black Metal-Top 10-Liste und hat sich wohl vor allem mit diesem Album in Europa eine eingefleischte Fangemeinde erarbeitet. Und das merkte man an diesem Abend: die Bindung zwischen Band und Fans war derart intensiv, dass der Gig der Argentinier für manchen gar das Highlight des ganzen Festivals gewesen sein dürfte. Dazu trug nicht zuletzt auch der tolle Sound auf der Tentstage bei, der es ermöglichte, dass die Hörer sogar die feinsten Details aus den Songs der Band heraushören konnten.
Der Auftritt war kurz und es konnten nur vier Songs gespielt werden. Die Band löste dieses Problem, indem sie sich umso heftiger reinhängte und eine großartige Performance darbot. Dabei wurde auf Bühnendeko und Accessoires genauso verzichtet wie auf Corpsepaint oder andere überflüssige Details. Überflüssig deshalb, weil es offensichtlich war, dass es der Band an diesem Abend einzig darum ging, geile Musik abzuliefern; eben Black Metal pur.
Fazit: Nach dem letzten Album waren unsere Erwartungen hoch. Die Band hat sie locker übertroffen und einfach großartigen Black Metal abgeliefert. Die Fans im Zelt waren begeistert und zeigten dies auch: der abschließende Applaus war nicht nur lang, sondern auch ehrlich.
Varathron / Foto: ©Aen Vessah
Mit die ältesten (lebenden) Vertreter des Oldschool-Black Metal sind mit Sicherheit Varathron aus Griechenland, die mit dem Gründungsjahr 1988 (!) datiert sind. Über die Jahre ist als einziges Gründungsmitglied Sänger Stefan Necroabyssios verblieben, der alle 7 Alben der Band eingesungen hat. Und irgendwie klingen Varathron live immer noch, wie Black Metal vom Anfang der 90er klang. Zum einen lässt Stefans heiserer Sprechgesang sich in der Nähe von den zeitgenössischen Venom verorten, zum anderen ist Sound und Spielweise heute noch immer sehr "unmodern" gehalten.
Das Stage-Outfit hebt sich nicht besonders ab vom durchschnittlichen Erscheinungsbild des Genres dieser Tage. Das eigentlich immer volle Zelt hat über die 40 min. Spielzeit das Geschehen aufmerksam verfolgt; auch wenn man die Band nicht oder kaum kannte. Solide - aber dafür, dass Varathron so eine Hausnummer in ihrer Heimat darstellen, blieben Begeisterungsströme aus.
Batushka / Foto: ©Aen Vessah
Nachdem Batushka leider (und ungewollt) in der Szene aufgrund von Abspaltungen und gerichtlichen Streitigkeiten von sich reden machte, anstatt durch neue Alben, gab uns dieser Auftritt wieder Gelegenheit, die musikalischen und optischen Qualitäten des Projekts Batushka im Fokus zu sehen. Da immer noch wegen der teils verwirrenden Social Media-Präsenzen mitunter Verwirrung herrscht, welche Batushka man hier zu Gesicht bekommen würde, sei ein für alle Mal klargestellt: Hier handelte es sich um Krzysztof Drabikowski's Batushka, wenn man den jüngsten Beschlüssen aus Polen glauben kann, auch die richtigen, die einzigen Batushka.
Damit es nicht zu eng wurde für die fast an Fußballmannschaftsgröße heranreichende Besetzung auf der Bühne war die Main Stage für den Auftritt vorgesehen worden. Hinzu kam noch die Raum einnehmende Bühnendeko: Ein Hingucker ist natürlich sowohl die sakrale Optik der Musiker als auch deren rituelle Handlungen, die den anfänglichen und finalen Rahmen der Performance bildeten. Während man noch im Schein der untergehenden Sonne gestartet war, bot der Prozess des Sonnenuntergangs selbst eine wundervolle sich wandelnde Lichtatmosphähre, die im Dunkel der Nacht endete.
Es ist wohl den langjährigen Streitigkeiten geschuldet, dass man durcheinander kommen mag, welche Songs eigentlich nun zu welcher Projekt-Abspaltung gehörten - hier wurde das Debüt-Album "Litourgiya" gebührend präsentiert, aber ebenso auch das 2019er "Panychida". Das Team, wie auch mit Sicherheit die gesamte Fangemeinde, hofft, dass die unangenehmen Dinge bald Vergangenheit sein werden und man sich wieder auf die essentiellen Angelegenheiten konzentrieren kann. Wir können festhalten, dass Batushka in jedem Fall sehr sehens- und hörenswert sind und wann immer man Gelegenheit hat sie zu live sehen, sollte man diese nicht ungenutzt verstreichen lassen. Sehr beeindruckender Auftritt.
Konvent / Foto: ©Anna Apostata
Den Abschluss an Tag 2 auf der Tentstage lieferte die dänische All-Female-Doom-Band Konvent. Wer unsere Berichte regelmäßig verfolgt oder vielleicht auch selbst vor Ort war, dem wird Konvent schon beim Braincrusher in Hell Anfang des Jahres aufgefallen sein. Aber Konvent fallen tatsächlich erstmal nicht auf, denn wenn man die Bandmitglieder Heidi, Sara, Rikke, Julie und Sophie im Backstage wahrnimmt, kommt man nicht im Traum darauf, was die Mädels auf der Bühne veranstalten.
Nun ist Doom Metal, ähnlich wie Black Metal, im Laufe seiner Entwicklung mit seinen verschiedensten Stilvarianten sehr in die Breite gewachsen. Konvent spielen sehr langsame und nur selten treibende Rhythmen und am beeindruckendsten ist die sehr tiefe gutturale Stimme von Sängerin Rikke List, die wahrscheinlich hauptsächlich von der Stage aus in die offenen staunenden Münder der Zuschauer in der ersten Reihe blickte. Man konnte es nämlich kaum glauben, zu welchen Tönen diese Frau fähig ist.
Abgesehen aber von den Herausstellungsmerkmalen sind Konvent natürlich auch an sich eine sehr gute Doom Band, die es zu jeder Sekunde schafft, den im monotonen Soundnetz gefangenen Hörer zu beeindrucken; so wie Teile unseres Teams, die dabei waren. Wieder ein ungeheuer guter Auftritt!
Als Sólstafir die Bühne des Party.San Metal Open Airs betraten, war die Erwartung groß – die Isländer, bekannt für ihren einzigartigen Mix aus Black Metal, Post Metal, Alternative und Ambient, gelten trotz ihres Außenseiterstatus als absolute Lieblinge des Festivals. Doch der Auftritt, der für viele einer der emotionalen Höhepunkte des Abends sein sollte, begann mit einem kleinen Dämpfer: Der Sound war, vor allem vorne stehend, übersteuert und ließ die ersten Töne des Openers "Hin helga kvöl“ (aus dem kommenden, gleichnamigen Album) etwas im Lärm untergehen. Dennoch: Der Song, der an die raueren, intensiveren Momente älterer Alben wie "Köld" oder "I blóði og anda" erinnert, setzte den Ton für die darauffolgende, fast schon meditative Reise durch die Klangwelten Sólstafirs.
Mit „Ljós í stormi“ (aus "Svartir sandar", 2014) führte die Band das Publikum weiter in die Tiefe ihrer emotionalen Bandbreite. Die Melancholie des Songs, gepaart mit dem charakteristischen, weitläufigen Sound der Band, ließ die Besucher kurz die Augen schließen und in die Klangwelt eintauchen, die Sólstafir so meisterhaft beherrschen. Doch es war „Fjara“ (ebenfalls "Svartir Sandar"), auf das viele gewartet hatten – ein ruhiges, gefühlvolles Stück, das eine willkommene Pause vor dem bevorstehenden Sturm des Headliners Behemoth bot. Die fragile Schönheit des Songs und die emotionale Tiefe, die er transportiert, machten ihn zu einem der absoluten Highlights des Abends.
Der finale Song „Goddess of the Ages“ (vom Album "Köld") brachte den Auftritt zu einem fast schon epischen Ende. Frontmann Aðalbjörn Tryggvason bewies einmal mehr seine Publikumsnähe, als er während des Stücks auf die Absperrungen der ersten Reihe stieg, diese entlangwanderte und dabei zahllosen Fans die Hand reichte. Für viele entstand in diesem Moment ein Band zwischen Band und Hörerschaft, das in seiner Intensität kaum zu übertreffen war. Für andere hingegen schienen solche Einlagen eher unpassend, fast wie unnötige Faxen, die den Flow des Konzerts störten. Doch unabhängig davon, wie man diese Geste aufnahm, schaffte es die Band, alle vor der Bühne mitzunehmen und in ihren Bann zu ziehen.
Ein passendes isländisches Sprichwort sagt: „Þrauka sá vinnur sem á stendur“ – „Er gewinnt, der durchhält.“ Es ist ein Sinnbild für die Beständigkeit und Hingabe, die Sólstafir in ihrem gesamten Werk verkörpern. Trotz der anfänglichen Soundprobleme und der geteilten Meinungen über die Bühnenshow, bewiesen sie einmal mehr, warum sie zu den absoluten Exoten und Lieblingen des Party.San gehören. Die Band, die in diesem Jahr zum fünften Mal das Festival beehrt lässt sich nicht in Schubladen pressen. Ihr Auftritt, so unterschiedlich er auch aufgenommen wurde, war ein eindrucksvoller Beweis für ihre Kunstfertigkeit und ihre Fähigkeit, die Zuhörer in eine andere Welt zu entführen – eine, in der Stürme toben und zugleich Momente der Einkehr und Ruhe möglich sind.
Bericht: Grave, Starduster, Arttv, Haimaxia, Skog
Fotos: Anna Apostata, Aen Vessah, Arttv Karvonen