05.07.2025 - Sick Midsummer 2025, Bäckerberg Scharnstein +++BØLZER+Hell Militia+Draugr+++
Review

05.07.2025 - Sick Midsummer 2025, Bäckerberg Scharnstein +++BØLZER+Hell Militia+Draugr+++

Und alle Jahre wieder lockt das Sick Midsummer Festival auf den Bäckerberg im malerischen Scharnstein in Oberösterreich zahlreiche Metalheads an. Auch in diesem Jahr war das eintägige Festival bereits vorab restlos ausverkauft – und das aus gutem Grund: Neben der einzigartigen Lage mit Blick auf die umliegenden Berge überzeugt das Sick Midsummer seit jeher durch eine hochwertige und abwechslungsreiche Bandauswahl, eine familiäre Atmosphäre, ausgezeichnetes Essen vom offenen Feuer sowie eine friedliche und perfekt organisierte Veranstaltung.

  • von Wolle
  • 13.07.2025

Den Auftakt machten die österreichischen Black Metaller Draugr. Mit viel Räucherstäbchen und stilechtem Bühnenoutfit zelebrierte das Quartett eine intensive Show, die den Innenhof schon am Nachmittag gut füllte. Obwohl die Band bislang nur einen Longplayer veröffentlicht hat, scheint sich bereits eine treue Fanbase gebildet zu haben. Der Sound war druckvoll, die Stimmung ausgelassen – zum Abschluss des Sets gab’s sogar noch etwas "Blut" für die vorderen Reihen. Ein starker Einstieg in den Festivaltag.

Weiter ging es mit Antikvlt, einem noch jungen Black-Metal-Duo aus Österreich. Die bereits aufgeheizte Menge feierte den hochmotivierten Sänger Marrok, der seinen Hass auf die Menschheit kompromisslos in die Menge feuerte. In der Szene ist Marrok kein Unbekannter – vielen ist er als Livemusiker bei Bands wie Anomalie oder Austere ein Begriff. Entsprechend professionell wirkte auch die gesamte Performance: düster, roh, überzeugend. Eine rundum gelungene Show zweier Vollblutmusiker.

Düster und vor allem wild ging es mit den Italienern Hierophant weiter. Die mir bis dahin völlig unbekannte Kapelle legte in ihrem rund 45-minütigen Set alles in Schutt und Asche. Wer auf facettenreichen oder innovativen Black Metal gehofft hatte, wurde jedoch enttäuscht – hier herrschte pure, brachiale Gewalt. Zwar beeindruckte die Band durch Energie und Präsenz, doch mit der Zeit wirkte der monotone Klangteppich etwas ermüdend. Auch der Sound war stellenweise breiig, was den Gesamteindruck leider etwas trübte.

Mit deutlich mehr Abwechslung und Spielfreude betraten danach Fleshcrawl die Bühne. Bereits 1987 gegründet, zählen die Deutschen zu den Urgesteinen des Death Metal. Roh und kompromisslos, aber mit Charme und Routine, fegten die Herren durch ihr Set. Persönlich hatte ich die Band anders in Erinnerung – allerdings liegt meine Death-Metal-Zeit auch schon einige Jahre zurück. Trotzdem: Der Funke sprang über, die Band wirkte motiviert, das Publikum ging mit – alles in allem ein starker Auftritt.

Es wurde gemunkelt, dass Hell Militia die heimlichen Headliner des Abends seien – und was soll man sagen: Die Erwartungen an die Franzosen waren hoch – und wurden erfüllt.
Mit ihrem neuen Album "Canonisation Of The Foul Spirit" im Gepäck, entfesselten sie ein gnadenloses Inferno aus rasendem, rohem Black Metal.
Ohne viel Show, aber mit kompromissloser Wucht, zündeten sie ein wahres Feuerwerk auf dem Bäckerberg. Ein absolutes Highlight des Abends!

Die Messlatte wurde weiterhin am Anschlag gehalten und so folgten Dead Congregation mit selber Energie und rissen alles nieder, was noch stand. Die Griechen gelten nicht ohne Grund als eine der finstersten und kompromisslosesten Death-Metal-Bands der letzten Jahre. Kein überflüssiges Gerede, keine Showeffekte – nur massiver, abgründiger Sound, der wie Lava über das Gelände floss. Frontmann Anastasis growlte sich wie in Trance durch das Set, während die Band wie ein dunkler Koloss wirkte. Wer sich auf diesen Sound einließ, wurde mit einem der intensivsten Live-Erlebnisse des Abends belohnt

Mit großer Spannung erwartet, betraten nun BØLZER aus der Schweiz die Bühne. Das Duo hat sich mit seinem ganz eigenen Mix aus Black, Death und mystischem Psychedelic-Metal längst Kultstatus erspielt – und enttäuschte nicht. Mit nur Gitarre, Drums und einer markanten Stimme erzeugten sie eine ungeheure Klangdichte, die das Publikum sofort in den Bann zog. KzR wirkte wie ein Besessener, der zwischen Ekstase und Trance eine Klangwelt erschuf, die tief unter die Haut ging. Ein absoluter Höhepunkt des Abends – hypnotisch, kraftvoll, einzigartig.

Den krönenden Abschluss bildeten Wolvennest aus Belgien – eine Band, die stilistisch klar aus dem restlichen Billing herausstach. Psychedelic Ambient Rock statt Black oder Death Metal? Viele waren zunächst skeptisch – doch mit dem ersten Ton verflog jeder Zweifel. Wolvennest erschufen eine Klangreise, die das Publikum in eine andere Welt mitnahm. Der klare, dichte Sound, der sternenklare Himmel über dem Innenhof und die durchdachte Lichtshow verschmolzen zu einem emotionalen, fast transzendenten Erlebnis.

PUNKTE
Bewertung

Das Sick Midsummer 2025 war erneut ein Festival, wie man es sich nur wünschen kann: abwechslungsreich, familiär, friedlich, liebevoll organisiert – und leider wie jedes Jahr viel zu schnell vorbei. Die Bandauswahl war stimmig, das Essen hervorragend, der Sound überzeugend, das Licht atmosphärisch – und über allem thronte wie immer die traumhafte Kulisse des Bäckerbergs.

Ein großes Dankeschön an die gesamte Organisation – für ein Festival, das nicht nur musikalisch, sondern auch emotional ein Highlight des Jahres bleibt.

Wolle

Alles fließt, nichts ist fest.

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