15.-17.07.2021 – Mahlstrom Open Air – Holzappel – Thormesis + Graveworm + Munarheim + Thrudvangar + Ferndal +++
Review

15.-17.07.2021 – Mahlstrom Open Air – Holzappel – Thormesis + Graveworm + Munarheim + Thrudvangar + Ferndal +++

Nach über einem Jahr Festivalabstinenz durfte das 3. Mahlstrom Open Air unter Auflagen stattfinden und lässt damit einen kleinen Hoffnungsschimmer für den Festivalsommer 2021 scheinen. Das breit aufgestellte Line Up– von Post Rock über Folk Metal bis hin zu Death und Black Metal – gepaart mit dem nachhaltigen Konzept des Festivals versprach eine tolle Zeit am Herthasee. Nicht nur deswegen wurde es Zeit sich wieder unter Menschen zu begeben und zu schauen, ob die Nackenmuskeln noch vorhanden waren.

  • von Crimson
  • 01.08.2021

Vorrausetzung für Einlass zum Gelände waren die schon überall bekannten 3G’s (Geimpft, Genesen oder Getestet) und bei Bedarf konnte vor Ort ein Schnelltest durchgeführt werden. Masken waren überall Pflicht, außer direkt am eigenen Camp oder beim Essen und Trinken auf dem Gelände. Wer sich damit arrangieren konnte, bekam Einlass auf das kleine aber feine Gelände am Rande des Sees. Kurzfristig konnte selbst das Besucherlimit von 500 auf 700 angehoben werden, wodurch noch der ein oder andere an ein Ticket kommen konnte.

Bereits am Donnerstag startete das Festival mit einer Bierpilzparty, welche gefolgt von einem kurzen Regenschauer einen nassen, ruhigen ersten Abend bescherte. Aufgrund der unweit des Westerwaldes andauernden Flutkatastrophe war ein wenig Angst auch dabei, glücklicherweise blieb das Gelände und der Ort Holzappel nahezu verschont. Der Freitag sollte weitestgehend bewölkt und mild bleiben, was sich nach perfektem Festivalwetter anhörte.  

Freitag

Mit starker Verzögerung durften Sarkh das Festival gegen halb vier musikalisch eröffnen. Als rein instrumentale Band lebt die Musik davon, eine dichte Atmosphäre zu bilden und die Zuhörer damit in ihren Bann zu ziehen. Auch wenn die Uhrzeit nicht optimal war, ließen sich die Hachenburger nicht beirren. Ohne Worte begann mit „Ackerland“ die Reise durch die Setlist ihres Langspielers „Kaskade“ mit gewohnt abwechslungsreichen und lebendigen Songs welche mal sacht verträumt, mal stürmisch, wild auf hohem künstlerischem Niveau die noch frühe Stunde perfekt gestalten. Live überzeugt das Material um einiges mehr noch als auf Platte und macht Sarkh nicht umsonst zu einem Geheimtipp für Freunde des Post Metal. 

Boötes Void, welche uns bereits im letzten Jahr mit ihrer ersten EP „Alder's Heresy“ im Review überzeugen konnten, sollten nun mit Black Metal den See zum Beben bringen. Mit vielen neuen Songs im Gepäck wie „Yule“ und „Mahbon Samhain“ füllten sie die Leere vor der Bühne schnell mit Leben und die ersten headbangenden Zuschauern ließen nicht lang auf sich warten. Ohne Zwischenansagen ging es von Song zu Song, welche nochmal merkbar abwechslungsreicher waren als das bisherige veröffentliche Material und trotz der überwiegend im Mid-Tempo gehaltenen Tracks sehr eingängig. Zunehmend bewegungsfreudigeres Publikum animierte die Band Zunehmens und ließ die Zeit leider viel zu schnell vergehen.

Mit Mandragora Thuringia gab es auch gleich geballte Dudelsackpower auf der Bühne mit mittelalterlichem Folk Metal. Auch wenn die Band eher zu den musikalischen Ausreißern des Festivals gehörten, fanden sich von Anfang an mit „Göttergewitter“ genügend Hörwillige ein, um die Musik zu zelebrieren. Mit „Karfunkel“ und „Blutbuche“ gewöhnte man sich schnell an den guten Klargesang von Sänger Andor. Ruhiger und gediegener stand der Band auch gut, jedoch fanden schnellere Songs deutlich mehr Anklang, sodass sogar ein Wellenbrecher kurzerhand der Energie der Zuschauer zum Opfer fiel.

Ferndal haben mit ihrer Musik schon früh eine große Bekanntheit erlangt, nicht zuletzt wegen dem im Black Metal eher ungewöhnlichen Cello und ihrem letzten, herausragenden Album „Singularitäten“. Das sichtbar größer gewordene Publikum vor der Bühne genoss nach der Ouvertüre sichtlich die eher tragende Musik und spätestens bei „Bringer der Leere“ konnten sie die Nackenschüttler nicht mehr ruhig halten und brachten Bewegung in die Menge. Lestaya’s Cello Passagen passten sich perfekt in die überwiegend bedrückte, aber auch treibende Rhythmik der der Songs ein und Sorathiel’s Gesang gibt live sein Bestes dazu. „Ein später Gast“ als letzter Song kam Auch wenn hier etwas mehr von der Soundtechnik abverlangt wurde, gelang hier ein durchweg guter Mix wodurch vor allem Ferndal in ihrer bestmöglichen Form zu erleben waren.

Die Umbaupause wurde genutzt, um sich mit Merch einzudecken sowie mit der ein oder anderen Band ins Gespräch zu kommen. Die mittlerweile auf gut eine Stunde angewachsene Verzögerung im Zeitplan war nur schwierig wieder einzuholen, da spätestens um zweiundzwanzig Uhr Ruhe sein musste.

Die Ehre den ersten Tag zu beenden, wurde Thrudvangar zu teil. Die Pagan/Viking Metaller aus Sachsen-Anhalt machten von der ersten Sekunde an richtig Stimmung mit ihrem Song „Wächter der Brücke“ und feuerten die Masse an Zuschauern immer weiter an. Viele ihrer neueren Songs des im letzten Jahr veröffentlichen Langspielers „Vegvesir“ sind deutlich melodischer geworden als noch auf „Tiwaz“, wodurch ein stärkerer Einschlag Richtung Amon Amarth hörbar geworden ist. Qualitativ legen die Anhaltiner aber nochmal eine Schippe drauf und holten alles aus sich raus, als hätte es nie eine längere Bühnenpause gegeben. Selbst bei Klassikern wie „Der letzte Weg“ kam keinerlei Verschnaufpause auf, wodurch die Stunde wie im Flug verging und man nach „Heilige Flamme“ als Rausschmeißer erschöpft, aber froh den Abend ausklingen lassen konnte.  

Samstag

Nach einer (un)gewohnt schlaflosen Nacht stand bereits ab Mittag die Sonne hoch am Himmel und die Temperaturen stiegen auf über zwanzig Grad, was den Weg vor die Bühne schwieriger als erhofft gestaltete. Glücklicherweise war nun das Baden am See möglich und einer Abkühlung stand nichts im Wege.

Bereits zwei Stunden vor dem Auftritt machte die Band The Broom Death Thunder Bristles auf dem Camp Ground Werbung für einen kleinen Wettbewerb, bei dem der schönste gemalte Papagei einen Preis gewinnen konnte. Gegen halb zwei ging es dann für die „piratigste Band des Westerwaldes“ auf die Bühne mit Kanone und dem obligatorischen Rum. Dass der Spaß bei diesem Auftritt an erste Stelle steht, wird schnell klar. Jede Menge Aufrufe zum Mitmachen, soweit es die Corona-Umstände zuließen, kostenloser Rum für jeden Willigen und natürlich ein durchs Publikum tanzender Kraken bei „Giant Kraken“.  Hier wurde wirklich alles versucht um alles aus der sehr frühen Stunde herauszuholen und den Tag gekonnt einzuleiten.

Um einiges symphonischer setzten die Franken von Varus den Tag fort. Mit ihrem im letzten Jahr veröffentlichten Album „A New Dawn“ bewies die Band einiges an Vielseitigkeit durch den Einsatz vielerlei Instrumente wie beispielsweiße der Querflöte, die Vocalist Konstantin auch live bestens beherrschte. „Tränk dein Herz“ als Uptempo Nummer lies ihn immer zwischen Keyboard, Flöte und Mikrofon switchen was nicht nur beeindruckend klang, sondern auch bei „Maelstrom“ den besonderen Klang der Band unterstrich.  Mit unzähligen Gitarrensoli spielte sich Gitarrist Stefan regelrecht in Rage und bot live einiges an Show.

Herbstschatten war die wohl einzige Band, welche sich mit Corpsepaint auf die Bühne gewagt hatte. Stilistisch gab es lupenreinen Black Metal der mit einigen modernen Ansätzen versehen wurde, um sich etwas von der breiten Masse abzusetzen. Dennoch ist gerade älteres Material wie „Liv og død“ deutlich mehr am Oldschool Material orientiert und funktionierte live am besten.  Neueres Material, allen voran Songs von „Abschaum“ waren um einiges kraftvoller als noch auf dem Album anzuhören, Schwächen im Songwriting sind aber nach wie vor Kritikpunkte, an welchen man sich berechtigterweise stören kann. Überzeugendes Können an ihren Instrumenten verhalf den Hamburgern dennoch zu einem insgesamt runden Auftritt, der berechtigterweise vom Publikum gefeiert wurde.

Die Auftritte der Kölner von Jörmungand sind schon von Festivals wie dem „Dark Troll“ wohlbekannt und auch wenn deren Musik durch viel Synthesizereinsatz nicht jedermann gefallen mag, sind die Auftritte der Band bisher jedes Mal sehens- und hörenswert gewesen. Starke Texte und ausgefeilte, lange Songs sind eine der Stärken der Band, welche live nicht zuletzt wegen den kraftvollen und gekonnten Vocals von Sänger Stefan nie ihre Wirkung verfehlen. Träumerische Sequenzen, wie sie oft bei „… es wird Tag“ oder „Ruf der Vergängnis“ gezielt zur Auflockerung verwendet werden, überraschen auch nach einigen Auftritten der Band mit ihrer Kraft.

Freunde von Musik wie Feuerschwanz kamen bei Haggefugg am späteren Nachmittag voll auf ihre Kosten. „Wir sind Haggefugg und ihr seid hackevoll“ – dieser Spruch schrieb sich fast von allein und wurde öfters als Credo ins Publikum zum Anfeuern gerufen. Mittelalterrock mit ordentlich Dudelsackunterstützung bietet einiges an Mitgröhlpotential, wie auch bei „Tandaradei“ lautstark bewiesen wurde, kam wohl bei vielen gut an und lies den ein oder anderen, der steigenden Hitze zum Trotz, tanzend vor der Bühne auftreten. Auf der Bühne war auch nicht minder wenig Bewegung zu spüren, gerade Sänger Gregor Krähenkehle stand kaum still und brachte die Energie gut an die Zuschauer hinüber. 

Nicht nur optisch fiel Munarheim stark auf, sondern auch musikalisch. Der mit starken Death Vocals gespickte Folk Metal ist sicher gewöhnungsbedürftig, Munarheim schaffen es jedoch live eine absolut sehenswerte Performance abzuliefern, die man zunächst nicht erwartet. Bereits der Opener „Dein ist der Tag“ ist einer der Evergreens der Band vom letzten Album „Willens & frei“ und half der Band sofort Anklang bei der Zuschauerschaft zu finden. Die weiblichen Backing Vocals bei „Weiße Rose“ beispielsweiße gaben den Songs eine angenehme Abwechslung und setzten sich von den frühen Songs der Band wie „Liberté“, welche stark an Equilibrium oder Ensiferum erinnern, ab und geben den Songs eine ganz eigene Melodik. An Energie und Spielfreude war dieser Auftritt kaum zu überbieten. Mit „Stolzes Wesen Mensch“ schaffte es auch ein persönlicher Lieblingssong in die Setlist und auch wenn nach „Mein Weg“ zum Schluss es viel zu früh schien um sich zu verabschieden, mussten sich die Headliner Graveworm zum Umbau aufmachen.

Die Death Metal-Tiroler Graveworm waren nicht nur eine der vielversprechendsten Bands des Line-Up’s, sondern wohl auch die Band mit der weitesten Anreise. Als Death Metal, gepaart mit Black und anderen Einflüssen boten sie, nach den zuletzt eher folkloristisch geprägten zweiten Tag eine willkommene harte Kante. Kompromissloser Death Metal war auch perfekt geeignet, um die letzten Energien aufzubrauchen. Die Erfahrung der seit 1992 aktiven Band war deutlich spürbar, ausgefeilte Songs, perfekte Beherrschung der Instrumente und markerschütternde Death Growls - was für eine markante Präsenz diese Band auf der Bühne darstellt hatte noch auf diesem Festival gefehlt. Über eine Stunde nackenzerstörende Death Metal Power wie sie im Buche steht.

Als Überraschung gab es als Zugabe Irons Maidens „Fear of the Dark“ im Todesmetallgewand auf die Ohren.

Letztmalig wechselte die Soundkulisse zu den Schwarzmetallern von Thormesis. Düster und kompromisslos kreischte sich Travos mit „Thy morbid drunken ways“ in Rage und brachte die versammelte Zuhörerschaft zum Headbangen und Beben. Klassiker wie „Nosce te Ipsum“ und „Freier Wille – Freier Geist“ wechselten sich mit aktuellen Brechern wie „Sonnen“ und „Lichtermeer“ ab, was die Dynamik und erbarmungslose Kraft dieser Band nochmals gut unterstrich. Stimmige Double Bass Parts und herausragendes Schlagzeug machten diesen Auftritt noch stimmungsvoller. Mit „Sterbend Herz“ und einer kurzen Version von „Mein letztes Lied“ verabschieden sich Thormesis vom Festival und beenden die musikalische Performance. Mit perfektem Licht und gutem Ton war dieser Auftritt einer der wohl ausgeglichensten des ganzen Tages.

Fazit:

Die Coronamaßnahmen waren spürbar, wenngleich sich nicht jeder immer an die erforderlichen Maßnahmen hielt, minderten diese nur wenig das Festivalvergnügen. Nach fast 2 Jahren ohne Festival es überhaupt zu wagen, so etwas zu veranstalten, verdient seinen Respekt. Trotz aller Hürden wurde hier wieder ein familiäres wie auch im Großen und Ganzen gut organisiertes Festival geboten, dass sich selbst durch härtere Auflagen durchgesetzt hat. Das Line Up war gut gemischt, wodurch sich nicht jeder immer vor die Bühne begeben wollte, dafür bietet auch die Umgebung am Herthasee im Nassauer Land immer ein Plätzchen, um die Natur zu genießen bis zur nächsten Band.

Die Bilder wurden freundlicherweise von Dark Art bereitgestellt 

10
PUNKTE
Bewertung

Band

  • Thormesis + Graveworm + Munarheim + Thrudvangar + Ferndal +++

Erscheinungsdatum

  • 15.07.2021
Crimson

Nosce Te Ipsum

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