10.06.-11.06.2022 - Iron Fest Open Air 2022, Ohmbachsee Schöeberg-Kübelgerg - Heathen + Night Demon + Midnight + Motorjesus + Screamer +++
Review

10.06.-11.06.2022 - Iron Fest Open Air 2022, Ohmbachsee Schöeberg-Kübelgerg - Heathen + Night Demon + Midnight + Motorjesus + Screamer +++

Nach einer gefühlt unendlich langen Pause war es endlich soweit. Das erste Sommer Festival Open Air lockte UG-Crew aus dem Schwarzwald ins beschauliche Örtchen Gries nach Rheinlandpfalz zum Iron Fest. Mit einem ausgewogenen Billing und einer mehr als traumhaften Location direkt am Ufer des Ohmbachsees wurde ausgelassen gefeiert und selbst das Wetter spielte nach dem eher schmuddeligen Wochenstart mit - und ließ die Sonne scheinen.

  • von Phil
  • 19.06.2022

Am Freitag gaben Tytus den Startschuss und überzeugten auf ganzer Linie. Mit Elementen aus klassischem Heavy Metal, NWOBHM und einem kleinen Hauch Speed Metal brachten die Italiener die schon jetzt zahlreich versammelten Besucher in Stimmung. Neben Songs aus ihren beiden Alben präsentierten Tytus auch die 2021 veröffentlichte Single “Fistful of Sand“ und das brandneue MC5 Cover “Gotta Keep Movin'“, das erst vor einem Monat ebenfalls als Single erschienen ist. Mit “Move on Over“ aus ihrem letzten Full-Length beendeten sie schlussendlich den Ritt auf der Kanonenkugel und übergaben die Bühne an die Galactic Superlords.

Die grandiose Mischung aus britisch angehauchtem 70er Rock und Fragmente von althergebrachtem Heavy Metal verzauberte die Menge und konnte auch bei uns punkten. Die Kölner Truppe bot eine bunt gemischte Setlist aus Songs ihrer beiden Alben. Unter Anderem wurde vom Debütalbum “Kraken“, “Sleepless Night“ und das abschießende “Nowhere To Hide“ zum Besten gegeben. Und auch das 2020 veröffentlichte Folgealbum “Fright Train“ sollte nicht zu kurz kommen und wurde unter anderem mit dem Titeltrack, “To Hell And Back“ und dem ebenfalls 2020 auch als Single veröffentlichtem “Piece Of Me“ bedacht. Die Galactic Superlords konnten bei ihrer Performance vor allem auch mit dem 2-stimmigen Gesang von Katharina Heldt und Dennis Sennekamp, der nebenbei noch die Gitarre schwingt. Das Gespann ergänzte sich hervorragend und fügte sich nahtlos in die Thin-Lizzy geschwängerten Klanggewänder, die zum ausgelassenen Headbangen geradezu einlud.

Ivory Tower warteten im Anschluss mit neuem Sänger Francis Soto auf und begeisterten die Fans mit tonnenweise neuen Songs in der Setliste. Die Kieler Power Prog Metal Maschinerie lieferte einen soliden Gig ab, der Vorfreude auf das kommende Album gemacht haben dürfte. Songs wie “60 Seconds“, “The Destination“ oder auch das aus einem Teaser Video aus 2021 bekannte “Heavy Ride“ zeigen uns klar den Weg, den Ivory Tower nehmen und mit einer gekonnten Live Performance noch ausschmücken konnten.

Dann wurde es Zeit, dass die härtere Fraktion sich aus den Schatten der umliegenden Bäume hinein in die brütende Hitze vor der Stage begibt. Denn es stand der Auftritt von Bütcher an und soviel sei gesagt: Die Mannen aus Belgien wissen, wie man eine Live Show abhält und die Menge zum kochen bringt. Mit “Metalström/Face the Bütcher“ aus ihrem aktuellen Studioalbum “666 Goats Carry My Chariot“ ballerte der Blackened Speed Metal Express los und legte noch zahlreiche Songs aus diesem Release nach. Mit “Samurai“ wurde auch ein neuer, bis jetzt noch nicht erschienener Song zum besten gegeben und auch ein Cover des Manowar Klassikers “The Oath“ fand großen Anklang in der angewachsenen Zuschauermenge. “The Black Krusader“ aus dem Debütalbum der Höllenhunde aus Antwerpen bildete schließlich den Abschluss eines mehr als wilden Ritts.

Hammer King konnte anschließend die Power Metal Jünger wieder aus den schattigen Plätzen hervorlocken und die Lokalmatadore aus Kaiserslautern hatten richtig Bock endlich auch Stücke ihres letzten Albums, das in der Coronazeit entstanden ist, auf der Open Air Bühne zum Besten zu geben. Gleich zu Beginn servierten sie “Awaken The Thunder“ und “Baptized By The Hammer“ bevor mit “Hammerschlag“ ein Song des kommenden Langspielers zelebriert wurde. Danach folgte ein Ausflug in etwas ältere Stücke wie “King is Rising“ und “Last Hellriders“. “Pariah Is My Name“ rührte anschließend nochmal die Werbetrommel für das neue Album “Kingdemonium“, bevor die letzten beiden Stücke “I Am The Hammer King“ und “Kingdom Of The Hammer King“ nochmal zu den Wurzeln der Bandgeschichte zurückkehrten.

Nun war es an der Zeit für eine gehörige Portion Black Rock'n'Roll, denn Midnight enterten die Bühne und feuerte mit Songs wie “Evil Like A Knife“, “Satanic Royalty“, “You Can't Stop Steel“ und “Unholy and Rotten“ ein echtes Feuerwerk ab! Energiegeladen, dreckig und gemein wie man die Truppe aus Cleveland, Ohio kennt. Aber er gab auch neuere Songs wie “Who Gives A Fuck?“ von der Shox of Violence EP oder das brandneue “Szex Witchery“ vom aktuellen Album auf die Ohren. Das Trio mutierte zum absoluten Publikumsliebling dirigierte die tobende Meute mit eiserner Faust.

Ein harter Job hier jetzt noch einen drauf zu legen. Doch nichts was für eine der Top Live Bands in den letzten Jahren unmöglich ist. Night Demon haben sich seit ihrer Gründung im Jahr 2011 zu einer echten Institution in puncto Live Performance gemausert und übertrafen auch auf dem Iron Fest Open Air jegliche Erwartungen. Auch für das Trio aus Ventura bot sich nach der langen Zwangspause der letzten 2 Jahre endlich die Möglichkeit einige neue Songs auf das Publikum loszulassen. So war es nicht weiter verwunderlich, dass sich neben alteingesessenen Dauerbrennern wie “Screams In The Night“, “Heavy Metal Heat“, “Ancient Evil“ und “The Chalice“ auch die letzten Singleveröffentlichungen “Empires Fall“, “Kill The Pain“ und “Vystera“ in der Setlist Platz bekommen haben. Mit dem namensgebendem Song “Night Demon“ und dem Maiden Cover “Wasted Years“ entließen uns Jarvis, Armand und Dustin schließlich in die noch junge Nacht und es wurde noch kräftig bis in die frühen Morgenstunden weiter gefeiert und getrunken.

Am Samstag konnte man sich dann bis zur Mittagszeit noch etwas ausruhen und gemütlich am Campground oder auch ein bisschen am Ohmbachsee entlangschlendern. Manche nutzten auch das Angebot des örtlichen Tretbootverleihs um eine kleine Tour über den See zu machen. Fast pünktlich begrüßten uns dann kurz nach Zwölf die Herren von Dragonsfire auf der Bühne. Der Plan die Leute schon zu früher Stunde vor die Bühne zu locken ging auf, denn die hessische Band hat einige eingesessenen Stammfans, die für Stimmung sorgten und den ein oder anderen mit animieren konnten in die pralle Mittagshitze zu kommen um der Musik und dem Ebbelwoi der Bande zu huldigen.

Leider konnten AC Angry ihren Gig auf dem Iron Fest Open Air krankheitsbedingt nicht antreten und waren nicht angereist, weshalb direkt Lord Vigo mit ihrer Show begannen. Die Truppe direkt vom Nachbarort Landstuhl reiste mit schwerem Geschütz an, denn bei ihrer Show gab es auch Pyrotechnik zu sehen. Soundtechnisch bewegt sich die Band dabei in Gefilden des Epic Doom Metals mit deutlich progressiven Anteilen und bot dabei Songs aus allen 5 Alben der Bandgeschichte, was den Zuschauern augenscheinlich zusagte. Unter anderem wurde zum krönenden Abschluss auch “Vigo von Homburg Deutschendorf“ von ihrer Debütscheibe gespielt. Teils sehr speziell und definitiv nicht für jeder Mann, doch auch Lord Vigo hatten ihre feste Fanbase auf dem Iron Fest Open Air gefunden.

Dann war die Zeit reif für Blackslash, die Bühne unsicher zu machen. Die eigentlich noch recht junge Band aus Donaueschingen feiert dieses Jahr, kaum zu glauben, ihr 15 jähriges Bandjubiläum und hatte ebenfalls eine bunte Setlist mit Songs der letzten 3 Alben zusammengeschustert. Mit “Hammertime“ vom neuen Album und “Lightning Strikes Again“ gestartet, konnte die Band gekonnt die Menge für sich gewinnen und auch weitere Songs des aktuellen Albums präsentieren. So wurde der Titeltrack “No Steel No Future“ und auch “Midnight Fire“ zum Besten gegeben.

Eine solide Show der Jungs die auf jeden Fall Lust auf die im März diesen Jahres veröffentlichte Scheibe gemacht hat.

Mit Fusion Bomb kam dann für mich das erste richtige Highlight des Tages. Der sympathische Vierer aus Luxemburg konnte von Beginn an mit einer grandiosen Thrash Metal Show begeistern und mit “Concrete Jungle“ und “Blazing Heat“ für absolute Feierlaune sorgen. Energiegeladen peitschten die Jungs die angeheizte Menge weiter und spielten anschließend den per Pappschild eingeforderten Song “You're a Cancer to this World“. Den beiden nächsten Songs “Bird of Prey“ und “Knuckleburger“ folgten 2 noch nicht bekannte neue Songs der Band, die einen Vorgeschmack auf das nächste Release gaben. Ein Gastauftritt von Sänger Meanmachine zum Song “Slam Tornado“ löste zudem noch echte Rob-Dukes-Ära-Exodus-Vibes aus.

Genau so wild ging's gleich im Anschluss mit Toxik zur Sache. Auch bei der Band aus dem Staate New York, die anno 1985 gegründet, eine höchst beeindruckende Bandgeschichte haben, wurde ebenfalls Thrash Metal aller feinster Güte geboten. In der Setlist fanden sich zahlreiche Klassiker der frühen Alben der Band, unter anderem “Heart Attack“, “Greed“ und “False Prophets“. Auch die beiden Titeltracks der ersten beiden Alben “Think That“ und das abschließende “World Circus“ wurden eindrucksvoll zur Show gestellt und Sänger Ron Iglesias wirbelte mit der ausrastenden Menge selbst noch eine Runde im Circle Pit mit.

Im Anschluss konnte die Bierfraktion voll auf ihre Kosten kommen. Steelpreacher riefen zur Verkostung und hatten wie immer zahlreiche Songs über das goldene Gebräu im Gepäck.

So machten die Koblenzer gleich zu Beginn mit “Here for the Beer“ klar, dass sie vor allem aus einem Grund vorbeigekommen sind. Gefolgt von weiteren Bekenntnissen wie zum Beispiel “We Don't Get Drunk“, “Beer Meatn' Metal“, “Wish You Were Beer“ und “Hell Bent For Beer“ konnte Steelpreacher wie immer die Zuschauer für sich gewinnen und die Stimmung war wie gewohnt großartig. “We Want Metal, We Want Beer“ beendete dann das feucht fröhliche Treiben und die Band selber konnte ebenfalls in den wohlverdienten Feierabend starten.

Ein weiteres Highlight des Samstags waren auf jeden Fall auch Screamer. Die Schweden konnten einen mehr als überzeugenden Auftritt abliefern und einer großartigen Setlist mit bestechend guten Vocals von Sänger Andreas Wilkström, die in Live ehrlich gesagt besser wie auf Scheibe klingen. Nach dem namensgebendem Song “Screamer“ wurde ein echtes Feuerwerk mit Perlen wie “Ride On“, “Death Rider“ und “Can You Hear me“ gezündet. “Shadow Hunter“ und “Out Of The Dark“ setzten dann zum Schluss noch die Kirsche auf das Sahnehäubchen und für uns war das auf jeden Fall der Beste Auftritt des Tages.

Motorjesus konnte im Anschluss für uns nicht mehr ganz mithalten. Die Band aus Mönchengladbach konnte aber trotzdem genug Fans vor der Bühne begrüßen um ein wenig dem Heavy Rock zu frönen. Unter anderem wurden Songs wie “Hellbreaker“, “Motor Diciple“, “King of the Dead-End Road“ oder “A New War“ zum Besten gegeben bevor mit dem Instrumentaltrack “The Outrun“ die Show ihren Abschluss fand. Ein Abwechslungsreicher Abend neigt sich langsam dem Ende und der Headliner machte sich bereit die Bühne zu entern.

Heathen gaben Alles und präsentierten dem Publikum ihren berühmten Bay Area Thrash Metal in gewohnter Manier. Wie schon bei einigen vorangegangenen Bands fanden auch bei Heathen viele Songs des während der Covid-Pause 2020 veröffentlichten Albums “Empire of the Blind“ den Weg in die Setlist. So starteten die Veteranen aus San Francisco mit “The Blight“ und “Blood To Be Let“ in den Abend. Natürlich durften auch Klassiker wie “Goblins Blade“ und “Death by Hanging“ von der Debütscheibe der Band nicht fehlen, bevor mit “Hypnotized“ das Finale des Iron Fest Open Airs eingeläutet wurde. Ob Heathen nun echte Headliner Qualitäten hat muss jeder für sich entscheiden, aber es war definitiv ein würdiger Abschluss für ein kleines aber feines Festival in absolut familiärer Atmosphäre und mit einer wahnsinnig schöner Location.

10
PUNKTE
Bewertung

So ziehen wir ein durch und durch positives Resümee der zwei Tage am Ohmbachsee und können nur wärmstens Empfehlen ebenfalls mal auf dem Iron Fest Open Air vorbei zu schauen. Für Liebhaber von klassischem Heavy Metal und einer harmonischen Gesamtstimmung wird sich auf diesem Festival wie zuhause fühlen.

Band

  • Heathen, Night Demon, Midnight, Motorjesus, Screamer, Hammer King, Steelpreacher

Erscheinungsdatum

  • 10.06.2022
Phil

To the Bone!!!

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