Unter dem Radar - Vampirska (Black Metal)
Review

Unter dem Radar - Vampirska (Black Metal)

Früher oft belächelt und unterschätzt mausert sich US-Black Metal seit einiger Zeit zu einer ausgezeichneten Quelle für essentielle Werke und fantastische Bands. Zu einer solchen Entdeckung gehört definitiv auch das Projekt Vampirska des Musikers mit gleichem Pseudonym, das wir diesmal in unserer Rubrik besprechen.

  • von Phil
  • 27.10.2022

Über das 2019 erstmals in Erscheinung getretene Ein-Mann-Projekt ist nicht allzu viel bekannt und der Name lässt eigentlich eher eine slawische Herkunft vermuten, da seine Bedeutung die weibliche Form von “vampirhaft/vampirisch“ in mehreren der osteuropäischen Sprachen ist. Doch aus den mysteriösen Schatten, die die Band umhüllen, fabriziert der amerikanische Solist als Vampirska eine Vielzahl starker Werke.

Nach der ersten Demo namens “Noćna razvratnost“ im Jahr 2019 sind in den darauf folgenden Jahren einige Split-Veröffentlichungen erschienen, die unter anderem mit Bands wie Drug Darkness, Glemt, Forbidden Tomb und Wampyric Rites veröffentlicht wurden. Allerdings kann man aber auch schon mit zwei Langspielern aufwarten, die wirklich eindrucksvoll zeigen, was Vampirska auf dem Kasten hat: Nach dem Debütalbum “Torturous Omens of Blood and Candlewax“ 2020 ist nun 2022 das Nachfolgewerk “Vermilion Apparitions Frozen in Chimera Twilight“ erschienen, mit dem wir uns auch im nachfolgenden Review näher beschäftigen werden. Später in diesem Jahr veröffentlichte der Musiker noch einen Song auf einer Split, die im Gedenken an den ecuadorianischen Musiker Vrolok gewidmet ist, der letztes Jahr leider sehr jung von uns gegangen ist und in einigen der Bands auf der Split mitgewirkt hat - der Titel: "Memories from the Fullmoon Forest of Melancholy, In Memoriam Vrolok 1991-2021". 

Aktuelle Besetzung

Hunter Valentine (as Vampirska) – All Instruments, Vocals

 

Diskographie

2019 - Noćna razvratnost (Demo)

2020 - Torturous Omens of Blood and Candlewax (Album)

2020 - The Blissful... Hopelessness... (Split /w Drug Darkness)

2021 - By Sanguinarian Will... (Split /w Glemt)

2021 - Hermitess/Vampirska/Saidan/Forbidden Tomb (Split)

2021 – The Drowning Void (Split /w Wampyric Rites)

2022 – Vermilion Apparitions Frozen in Chimera Twilight (Album)

2022 - Sorrowful / Wampyric Rites / Vampirska / Dungeon Steel / Crîssäegrîm / Aurae Lunae - Memories from the Fullmoon Forest of Melancholy, In Memorian Vrolok 1991 - 2021 (Split)

 

 Review zu "Vermilion Apparitions Frozen in Chimera Twilight"

Wir starten mit einem von Ambient-Passagen getragenen Intro, das uns in eine bestimmte Stimmung versetzt und an einen in der Fantasie entstehenden Ort entführt. “Dreamblack: Drowning in Anhedonia“ führt uns in ein düsteres, altes Gemäuer, in dem wir uns langsam und unsicher zu bewegen scheinen. Aber auch mit einem klaren Weg... Empor, stets den ruhigen, fast fließenden Tönen folgend: Da treffen wir plötzlich auf den Schlossherrn, der pünktlich zu “Midnight: An Illusive Vision into the Boundless Sky of Mourning Stars with Prominent Eyes“ in wilde Raserei verfällt, dabei aber immer das melodische und oft romantisierte Bild beibehält. Vampirska glänzt mit seinen Riffs, die sehr an Black Metal aus den ausklingenden 90ern erinnern. Roh und animalisch, aber trotzdem fast schon ein Hauch lieblich mit mehr Dur- als Moll-Anteilen - so bewegt sich der Song wirkmächtig durch den Gehörgang und reißt dabei alles nieder. Nach einem kurzen Intermezzo an der Orgel schwingt sich der Burgherr erneut auf, um sich auch den letzten Tropfen Lebenssaft zu holen. 

“Astral Transfixion: My Heart Devoid of Any Entity“ protzt ebenso mit feinstem Riffing und legt mit deutlichem Wiedererkennungswert die Messlatte noch ein Stück höher. Catchy und energiegeladen geht es in die Nacht hinaus auf der Suche nach dem nächsten Opfer. “Pareidolia: The Bringer of Poison & Toxic Passion“ setzt mit episch-erhabenem Klangbild direkt nach und lässt uns keine Verschnaufpause auf der dunklen Seelenjagd. Keifend und erbarmungslos hört man die Schreie von Vampirska durch die Nacht und die treibenden Wogen des Schlagzeugs entfachen einen Sturm, der den Zuhörer wahrlich mitreißt. Ein kurzer Hauch von Entspannung wird direkt von der nächsten Woge im Keim erstickt und man wird in die Tiefe gerissen. Gerade die Tempowechsel machen den Track sehr interessant und ansprechend.

Mit “Vermilion Apparitions: Five Hundred Sleepless Nights... Drained by Distress, All I See Is Red...“ wird dann doch ein klein wenig das Tempo gedrosselt. Aber trotz des ausufernden Charakters des Songs und der fast zehn Minuten Spielzeit wirkt es eigentlich nur wie ein kurzer Moment. Denn auch hier sind variationsreiche Tempowechsel verbaut, die in spannungsgeladene Gefilde führen und uns wieder in den Blutrausch begleiten, bevor Vampirska mit dem letzten Track nochmal ein echtes Highlight folgen lässt: “The Vampyric Condition: Romanticism & Mystique Masked by an Empty Face... to Never Be Seen Again...“ zündet ein wahres Feuerwerk an detailreicher, emotionsgeladener Ausschmückung und steht in puncto Spielzeit dem vorangegangenen Brocken mit seinen achteinhalb Minuten kaum nach. Gerade hier zeigt sich auch wieder, dass Vocals und Instrumente wundervoll ineinanderfließen und das Übereinanderlegen dieser vielen Schichten eine fantastische Atmosphäre erzeugt, die man auch in den anderen Stücken des Albums deutlich spüren kann.

Trackliste:

01. Dreamblack: Drowning in Anhedonia
02. Midnight: An Illusive Vision into the Boundless Sky of Mourning Stars with Prominent Eyes
03. Astral Transfixion: My Heart Devoid of Any Entity
04. Pareidolia: The Bringer of Poison & Toxic Passion
05. Vermilion Apparitions: Five Hundred Sleepless Nights... Drained by Distress, All I See Is Red... 
06. The Vampyric Condition: Romanticism & Mystique Masked by an Empty Face... to Never Be Seen Again...

9
PUNKTE
Bewertung

“Vermilion Apparitions Frozen in Chimera Twilight“ regt mit seiner Atmosphäre deutlich die Fantasie an und spiegelt das romantisierte Bild der Vampire deutlich wider. Mit melodischem Klangbild, das stark an die legendäre End-90er Zeit des Black Metals erinnert, kann Vampirska voll punkten und auch wenn viele Berührungsängste mit dem Genre-Stempel Raw Black Metal haben, sind wir uns sicher, dass dieses Werk für viel Zuspruch und Begeisterung sorgt. Von unserer Seite gibt es eine klare Reinhör-Empfehlung und mit “Astral Transfixion: My Heart Devoid of Any Entity“ findet ihr im beigefügten Video auch gleich einen tollen Anspieltipp von uns!

Band

  • Vampirska

Album Titel

  • Vermilion Apparitions Frozen In Chimera Twilight

Erscheinungsdatum

  • 01.03.2022
Phil

To the Bone!!!

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