Unter dem Radar - Ruadh (Atmospheric Folk/Black Metal)
Review

Unter dem Radar - Ruadh (Atmospheric Folk/Black Metal)

Atmosphärischer Black Metal mit Folk-Einschlägen, noch dazu aus Schottland? Das lässt das Herz eines jeden Saor-Anhängers höher schlagen. Der Vergleich wird Multiinstrumentalist Tom Perrett, welcher für die Gitarren, Bass und die Vocals zuständig ist, aber keinesfalls gerecht - lest hier mehr über das starke Projekt!

  • von Wolle
  • 26.03.2022

Von Beginn an unter den Fittichen von Northern Silence Productions (u.a. Angantyr, Eldamar, Skyforest) existiert Ruadh seit 2018. Im Folgejahr erschien dann das Debüt "Sovereign" aus dem Nichts - dabei ist Perrett kein Unbekannter in der Szene Großbritanniens: So ist er auch mal an der Gitarre, mal an den Vocals, mal sowohl als auch, bei den Bands Advance, Concept of Time, Argonath und Elphame involviert oder involviert gewesen und Chef seines Studios Red Glen und dessen Klein-Label Red Glen Productions.

Mit dem zweiten Longplayer "The Rock of the Clyde" von 2020 sorgte Perrett auch für viel Aufsehen - ob Ruadh (ausgesprochen 'Roo-ah', schottisch-gälisch für die Farbe Rot bzw. Kastanienbraun) aber ähnlich hohe Wellen schlagen kann, wie es die mittlerweile etwas bekannteren Saor tun, beleuchten wir weiter unten im Review. Insgesamt bringt es der in Glasgow beheimatete Perrett mit Ruadh bereits auf sein drittes Album, namentlich "Eternal", welches 2021 erschien. Inhaltlich dreht sich bei Perrett alles um Sagen und Mythen aus seiner Heimat. Besonders hervorzuheben ist das wiederum sehr gelungene Artwork, im Grunde aller bisherigen Werke, welches sich gut in das Gesamtkonzept Ruadhs einfügt. 

Aktuelle Besetzung

Tom Perrett - Everything

 

Diskographie

2019 – Sovereign (Album)

2020 – The Rock of the Clyde (Album)

2021 – Eternal (Album)

 

Review zu "The Rock of the Clyde"

Insgesamt sechs Songs finden sich auf dem Album, wobei fast jeder dieser Songs an der 10min-Marke kratzt. Insgesamt bringt es die Scheibe auf eine Gesamtspielzeit von knapp 54min. Mit "Embers" prescht Tom Perrett gleich nach vorne, um nach ein paar Minuten mit wunderschönen Melodien und einem ordentlichen Folk-Einschlag etwas ruhiger und epischer zu Werke zu gehen. Die Vergleiche zu Saor lassen sich nicht leugnen. Dies dürfte Perrett allerdings wenig stören, obwohl er sich eigenen Angaben nach eher von Windir beeinflusst sieht. "Embers" legt die Messlatte schon am Anfang sehr hoch und, dass die Wahl zur Eröffnung des Albums auf diesen Track gefallen ist, war die richtige Entscheidung.

Der Titelsong "The Rock of the Clyde" knüpft dort an wo, der Opener aufgehört hat. Wunderschöne Gitarrenmelodien, begleitet von Akustikgitarren und Klargesang zaubern erneut eine epische Atmosphäre. Für manche mag es Kitsch sein, doch derjenige, der sich voll und ganz auf diesen Song einlässt, wird belohnt mit wunderbaren Bildern im Kopf. Was hier besonders auffällt, ist die etwas dünne Produktion. Ein wenig mehr Wumms an der richtigen Stelle hätte dem Album gutgetan. Es mag Kapellen geben, die prädestiniert für eine nicht so druckvolle Produktion sind, und denen ein Garagensound-Image gut steht, doch wer solch epische Melodien wie Ruadh schreibt, der sollte nicht an der Klang-Qualität und Produktion scheitern. Dies hinterlässt leider einen faden Beigeschmack.

In "Winters Light" gibt Perrett seinen gutturalen Gesang zum Besten. Dieser wirkt teilweise leider sehr gepresst und deplatziert. Allgemein ist "Winters Light" ohnehin eine eher sperrige Nummer, zu der es schwerfällt einen Zugang zu bekommen. "Fields of Heather" glänzt mit einigen musikalischen Highlights, doch auch hier hat die Nummer einen ordentlichen „Kitsch-Einschlag“. Black Metal-Puristen suchen vergeblich nach Geknüppel. Zum Schluss des Songs schleicht sich jedoch Ohrwurmcharakter ein. Doch auch hier ist die dünne Produktion leider ein großes Manko. 

"Only Distant Echoes (Part 1 und 2)" besteht aus einem zweiteiligen Rausschmeißer. Hier bündelt man bei Ruadh nochmals alle Stärken: Wunderschöne Folk- und Gitarrenmelodien wechseln sich mit epischem Klargesang ab. Klassische Black Metal-Elemente tauchen zwar hin und wieder auf, aber übernehmen kaum eine dominante Rolle. Stimmliche Unterstützung erhält Perrett in Form weiblicher Vocals, die sich gut in den Song einfügt und mit Perretts Gesang wunderbar harmoniert.  Diese Einheit mag so manchem Hörer Gänsehaut über den Rücken ziehen lassen - und das zu Recht! Die Musikerin Ceiti tauchte auch auf dem 2021er Werk "Eternal" wieder auf.

Neben der klassischen CD gab es das Album auch in einer limitierten Auflage als LP. Die LP-Versionen enthielten einen zusätzlichen Bonustrack. 

Trackliste:

1. Embers 
2. The Rock of Clyde 
3. Winters Light 
4. Fields of Heather 
5. Only Distant Echoes Reign (Part 1)
6. Only Distant Echoes Reign (Part 2) 

8
PUNKTE
Bewertung

"The Rock of the Clyde" hat seine großen Stärken, epische und verträumten Momente.  Doch leider schmälert die dünne Produktion das ganze erheblich. Vergleiche mit Saor braucht Perrett nicht zu scheuen, doch man hat den Eindruck, dass alles schon mal gehört zu haben. Ruadh hat sich als Projekt seit dem letzten Longplayer durchaus weiterentwickelt aber dennoch wird man die Vergleiche nicht so schnell wieder loswerden. Eine eigene Handschrift lässt sich schon erkennen, dennoch fehlt Perrett noch dieses Alleinstellungsmerkmal, welche ihn von jeglichen Vergleichen befreit. Musikalisch ein sehr starkes Album mit ein paar kleinen Schwächen. Perretts Vorbildern kann er dennoch nicht das Wasser reichen. Wer es melodisch und episch mag, darf bedenkenlos zugreifen.

Band

  • Ruadh

Album Titel

  • The Rock of the Clyde

Erscheinungsdatum

  • 22.05.2020
Wolle

Alles fließt, nichts ist fest.

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