Eisregen - Rostrot
Review

Eisregen - Rostrot

Über Eisregen muss nicht mehr viel gesagt werden. Der geneigte Metalhörer kennt sie, liebt sie oder hasst sie. Spätestens seit ihrer überraschenden Platzierung auf Platz 27 der deutschen Albumcharts mit ihrem Album „Knochenkult“ aus dem Jahre 2010 sind sie in aller Munde.

  • von Ghostwriter
  • 04.11.2022

Mit „Rostrot“ legen sie nun das nächste Werk in die heimischen Plattenspieler. Mit Platz 72 in den Albumcharts bleiben sie zwar hinter ihrem Achtungserfolg des letzten Jahres zurück, jedoch liefern sie Grund genug, sich das Album etwas genauer vor die Brust zu nehmen. Los geht es mit einem klassischen Eisregen-Intro. Nichts besonderes, schafft aber schon zu Beginn eine schöne Stimmung. Mit der Länge hat man es in meinen Augen aber etwas übertrieben, mit fast zweieinhalb Minuten wird dort für meinen Geschmack die Geduld des Hörers etwas überstrapaziert. Jene Geduld wird aber postwendend belohnt, denn „Schakal: Ode an die Splitterbombe“ knallt dann auch los wie der Einschlag einer ebensolchen! Riffgewitter und Blastbeats jagen sich gegenseitig, unglaublich fett produziert, richtig gut! Thematisch geht es hier einmal nicht um den zweiten Weltkrieg, sondern um den Vietnamkrieg. Eine angenehme Abwechslung zum so ausgelutschten Thema Weltkrieg. Mit „Madenreich“ folgt dann ein Titel, den man mit einem Wort als „charttauglich“ bezeichnen könnte. Dominiert von einfachen Riffs, einem klaren Beat, viel Keyboard und klarem Gesang, könnten hier auch Rammstein Pate gesanden haben. Trotz seiner eher ruhigen Natur dürfte der Song auch live ein Dauerbrenner werden. „Ich sah den Teufel“ setzt diese eher ruhige Linie weiter fort. Epische Pianoparts, getragene Streicher und ein klarer, teils mehrstimmiger Gesang schaffen hier einen tollen musikalischen Spannungsbogen und eine fesselnde Atmosphäre. Mit über sieben Minuten der längste Track der Platte, sieben Minuten, die zu keiner Zeit zu lang sind.

„Blutvater“ knallt dann wieder deutlich mehr, ist dabei jedoch abwechslungsreicher als „Schakal: Ode an die Splitterbombe“. Getragene Parts und wütende Blastbeats geben sich hier die Klinke in die Hand. Auch Streicher werden hier wieder geschickt eingesetzt. Generell ist Eisregen die Platzierung von Keyboards und Streichern auf „Rostrot“ besser gelungen als zum Beispiel auf „Blutbahnen“. Sie fügen sich wesentlich harmonischer in die Kompositionen ein und spielen keine so dominante Rolle mehr. In meinen Ohren ein Segen! Doch zurück zu den Songs: Nachdem Blutvater deutlich härter zuschlug, nehmen Eisregen bei „Bewegliche Ziele“ wieder einen Gang heraus. Erneut etwas ruhiger und getragener erzählen sie hier die Geschichte eines in großem Stile gescheiterten Bankraubs. Textlich äußerst gut gelungen, vermag mich der Song musikalisch zwar zu beeindrucken, aber nicht mitzureißen. Auch „Kathi das Kuchenschwein“ setzt die ruhige Gangart fort, jedoch mit etwas mehr Pepp als „Bewegliche Ziele“. Auf humoristische Art wird hier theologischer Blödsinn vorgetragen, kein Highlight, aber eine angenehme Auflockerung. Es folgt „Wechselbalg“. Mein erster Eindruck: Endlich wieder Action! Wie schon zu Beginn der Platte geht es hier deutlich härter zu, der Track ballert wie Sau! Textlich herrlich morbide, ist „Wechselbalg“ mein klarer Favorit! „Fahles Ross“ setzt dann auf ganz viel Atmosphäre. Wie auch schon „Ich sah den Teufel“ dominieren hier ruhige, getragene Gitarren, Piano und der geschickte Einsatz von Streichern. Aber auch hier immer wieder ein kleiner Ausreißer in gekonntes Gebolze. Sehr schön. Beschlossen wird die Platte dann vom Titeltrack „Rostrot“. Mit annähernd sieben Minuten Spielzeit ist auch dieser wieder eher ein Langspieler dieser CD, in eher ruhigem Stile. Sehr getragen, aber zu keiner Zeit langweilig. Ein würdiger Abschluss.

Trackliste:

01. Erlösung
02. Schakal: Ode an die Splitterbombe
03. Madenreich
04. Ich sah den Teufel
05. Blutvater
06. Bewegliche Ziele
07. Kathi das Kuchenschwein
08. Wechselbalg
09. Fahles Roß
10. Rostrot
11. Madenreich (Live in Mogadischu/Somalia 2013)

8
PUNKTE
Bewertung

Im Gesamten ist „Rostrot“ ein eher durchschnittliches Album. Musikalisch eine rundherum gute Scheibe, fehlt es dem Album leider etwas an Highlights. Hier und da versteht es durchaus zu brillieren, aber im gesamten fehlt dem Album das gewisse Etwas. Auch ist es für meinen Geschmack ein wenig zu ruhig gehalten. Die Produktion ist allerdings herausragend! Markus Stock hat hier in der „Klangschmiede E“ wieder ganze Arbeit geleistet. Es knallt wie sau, lediglich der Gesang könnte etwas besser herauskommen.

Band

  • Eisregen

Album Titel

  • Rostrot

Erscheinungsdatum

  • 09.12.2011
Ghostwriter

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