Festivals kosten Geld - Eine Menge Geld. Vielen Partygängern sind die Grundlagen der Preisberechnung von Tickets aber kaum bewusst und der Kartenpreis spielt oft die Aufregerrolle Nummer eins bei Großveranstaltungen. Kaum verwunderlich, dass jeder Veranstalter durch effiziente Prozesse und harte Logistik versucht, die Kosten für Müllentsorgung, Infrastruktur und nicht zuletzt Bandgagen so weit wie möglich zu drücken um nicht zuletzt die Karten für die Events erschwinglich zu halten.
Das Rockharz, das im Juli stattfand, geht in diesem Bereich fast schon einzigartige Wege um das Festival auch im zwanzigsten Jahr zu verbessern und engagiert sich schon seit einer ganzen Weile im iRock Netzwerk. Das Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, Kompetenzen und Erfahrungen von Unternehmen, wissenschaftlichen Einrichtungen und Veranstaltern unter einen Hut zu bringen und so mit neuen Konzepten, Produkten und Dienstleistungen innovativ und selbstverständlich auch günstiger zu agieren. Schirmherren des Netzwerks sind die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände Sachsen-Anhalt e.V. während sich namhafte Institutionen und Mitglieder wie z.B. Metal4 (Bremen), das Fraunhofer Institut, Hochschule Harz und Hochschule Anhalt, die Lindbaum Unternehmensgruppe sowie viele weitere Unternehmen einbringen, um neue Wege in der Veranstaltungstechnik- und Logistik zu gehen.
Im Zuge des Rockharz 2013 in Ballenstedt fand direkt am Flugfeld zum ersten Mal die Produktmesse des Netzwerks statt und konnte den interessierten Besuchern die konkreten Ansätze und einige Produkte präsentieren. Kalle-Rock und meine Wenigkeit nahmen uns am Freitag bzw. am Samstag die Zeit, die Messe ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen.
Eindämmung von Lärm- und Schallbelästigung durch Umweltlärmmonitoring (Sinus Messtechnik GmbH, Leipzig)
Viele Festivals in Deutschland finden nicht in der Peripherie, sondern in urbanen Gegenden statt und Schallschutz wird nicht nur durch gesetzliche Auflagen immer wichtiger. Durch Platzierung von neuentwickelten Sensoren und einer Mess- und Controllingsoftware die die Messwerte in Echtzeit direkt an den/die Tech-Tower übermitteln, wird eine schnelle Pegelung des Sounds möglich und die Lärmbelästigung reduziert bzw. zusätzlich ein perfekter Sound für die Zuhörer generiert.
„In Ear“ Monitoring Systeme für Künstler (Scheinhardt Labortechnik, Kreuztal)
Durch neuartige In Ear Plugs, die individuell auf die Bedarfe der Künstler abgestimmt sind, lassen sich Hörschäden durch Geräuschspitzen vermeiden und ein optimales Zusammenspiel der Bands verbessern. Zuschnitt auf die eigene Hörkurve, Headtracking und voreinstellbare Presets sowie ein angenehmeres Tragegefühl werden möglich.
Container-Leichtbau zur temporären Aufstellung
Momentan verfügbare Containerlösungen für Verkaufsstände, Band- und Managementunterkünfte zeichnen sich durch Stahlbau und schwere bzw. sperrige Konstruktionen aus. Durch Verwendung von leichten Materialien wie z.B. faserverstärkten Kunststoffen wird eine höhere Mobilität und damit geringere Transportkosten erreicht. Ein weiterer Vorteil sind flexible und dynamische Lösungen durch modular aufbaubare Wandelemente.
Mobile Bühnenkonzepte (Equipment Bühnen- und Veranstaltungstechnik GmbH, Dresden)
Durch Einsatz von flexiblen und leichteren Werkstoffen sowie optimierten Modulen wird eine Verbesserung der Konstruktions- und Aufbaueigenschaften angepeilt. Schnellere Aufbauzeit, Erhöhung der Betriebssicherheit (die auch den strengen gesetzlich vorgegebenen Windlastnormen in Deutschland gerecht werden) und die Ressourcenoptimierungen stehen bei diesen Konzepten im Vordergrund.
Automatisierten Zapfanlagen (R&E GbR)
Gerade zu Stoßzeiten (Umbaupausen usw.) kommt es bei den personalkostenintensiven Schankbetrieben auf Festivals zu Engpässen. Mobile und vollautomatische Zapfsysteme erhöhen die Ausschankgeschwindigkeit und minimieren den Personalbedarf.
Festivalbändchen mit Transponder
Ob Festivalbändchen in Zukunft nicht nur gut aussehen sondern eventuell auch als Eintrittschip an elektronischen Kassen oder per Transponder als Zahlungsmittel fungieren können, ist zwar noch Zukunftsmusik, aber technisch möglich. Die Markt und Produktanalyse läuft bereits.
Dies sind nur ein paar Neuerungen die den Festivalbesucher von heute bereits erwarten bzw. erwarten werden und es stehen auch im Bereich der Abfall- und Abwasserentsorgung einige interessante Konzepte im Raum, die für Veranstalter von großen Events eine echte Kostenentlastung und Verbesserung der Festivals im Allgemeinen bedeuten. Die 1. iRock MOSAIK Messe (11-13. Juli 2013 am Flughafen Ballenstedt) direkt neben dem 20. Rockharz Festival waren für mich persönlich ein weiteres Highlight des Events. Wir halten euch auf dem Laufenden was sich im Netzwerk tut und können nur jedem Interessenten empfehlen, mal auf der iRock Seite vorbeizusurfen!