Interview mit Tobias (Burgbrand Open Air)
Interview

Interview mit Tobias (Burgbrand Open Air)

Das erste Burgbrand Open Air im idyllischen Werratal ist nun schon einige Wochen Geschichte und hat bei uns, wie im Review zu lesen ist, einen sehr guten Eindruck hinterlassen, nicht nur aufgrund seiner besonderen Lage und erfrischend offenem Line-Up. Für eine Erstausgabe war es gut organisiert und hat durchweg positives Feedback von Besuchern bekommen. Tobias, einer der Veranstalter und Mitglied des Burgbrand e.V. hat sich Zeit genommen das Festival näher vorzustellen und sich unseren Fragen zu stellen

  • von Ghostwriter
  • 08.10.2019


UG: Servus Tobi !


TS: Grüß dich! Vielen Dank für die Möglichkeit mich äußern zu dürfen.


UG: Stell dich doch erstmal selbst vor, wer bist du und was machst du wenn du nicht gerade für das Burgbrand tätig bist ?


TS: Ich heiße Tobias Scholl und wohne in Eisenach. Wenn ich nicht gerade ein Festival organisiere, beschäftige ich mich hauptberuflich mit Betäubungsmitteln - als Chemiker, der Tests zum Nachweis von BtM herstellt und entwickelt. Sonst hab ich natürlich auch noch andere Hobbies, aber zu wenig Zeit.


UG: Das ist ja durchaus ein interessanter Berufszweig. Was ist deine persönliche Motivation gewesen ein Metal Festival wie dieses zu veranstalten ? Hast du sogar schon Erfahrung im Veranstalten ? Du scheinst ja rein beruflich eher gar nichts mit Musik zu tun zu haben.


TS: Das stimmt, eher weniger. Allerdings hat Musik immer einen großen Platz in meinem Leben eingenommen. Vor dieser Veranstaltung habe ich mit ein paar guten Freunden größere Geburtstagsfeiern veranstaltet. Da waren bei der ersten auf einmal 7 Bands, bei der zweiten dann 13 Bands. Alles ein bisschen verrückt. Dann durften wir nicht mehr in die Location - eine alte Burgruine in Thüringen - weil die Anwohner nicht unseren Musikgeschmack geteilt haben. Die Idee zum Burgbrand kam also essentiell durch diese Veranstaltungen.


UG: Die Premiere eures Festivals ist nun schon einige Wochen her und die Emotionen haben sich hoffentlich wieder beruhigt – was ist dein persönliches Resümee des Festivals ? Was sind deine Highlights gewesen ?


TS: Och. Ganz beruhigt haben sich die Emotionen noch nicht, aber es wird langsam. Resümee ist, dass wir viel gelernt haben. Es war die erste Veranstaltung und wir haben natürlich auch Fehler gemacht - diese gilt es nächstes Jahr zu vermeiden. Insgesamt bin ich dennoch nicht unglücklich. Die Bands empfanden es als professionell, die Zuschauer waren zufrieden. Was wollen wir mehr?
Eines meiner größten Highlights war tatsächlich unsere Crew. Ohne diese komplett wahnsinnigen Jungs und Mädels hätten wir das nie bewältigen können. Da sind alle an ihre Grenzen gegangen. Das war mehr als ich jemals zurück geben kann...
Musikalisch fand ich die Evil Invaders unglaublich großartig. Dazu Stallion und Church of Mental Enlightment - was die Leistung der anderen Bands keinesfalls schmälern soll. Menschlich waren sowieso alle top!


UG: Das freut uns natürlich dass die Unterstützung untereinander gut funktioniert. Wir haben ja ebenfalls alles als sehr professionell empfunden und können dies nur unterstreichen. Es kann nur noch besser werden. Die Lage an der Burg Brandenburg im Werratal ist zweifellos eines eurer Markenzeichen und setzt euch ab von den üblichen Wald und Wiesen Festivals. Erzähl doch mal wie du dazu kamst, gerade auf dem Gelände der Brandenburg Ruine ein Festival mitten im thüringischen Niemandsland zu veranstalten ? Gab es größere Stolpersteine oder gar Widerstand ?


TS: Die Idee mit der Burg war ja schon bei den Geburtstagsfeiern umgesetzt - auch da war die Location spektakulär. Wir haben also überlegt, wo wir eine ähnliche Kulisse finden könnten. Da kamen wir auf die Brandenburg. Ein Vorteil ist, dass dort schon ein Festival im Bereich der elektronischen Musik - das Medival - stattfindet und daher ein Teil der Infrastruktur wie Strom und Wasseranschlüsse schon verlegt sind, optimale Voraussetzungen also!
Größere Stolpersteine gab es tatsächlich nicht. Die Unterstützung von allen Seiten war enorm. Ich hoffe sehr, dass das auch in Zukunft so bleiben wird.


UG: Das Line-Up diese Jahr war gespickt mit 29 Bands aus den verschiedensten Genres. Wollt ihr diesen Mix auf Stoner/Death/Thrash und mehr beibehalten oder wollt ihr euch lieber spezifizieren ? In welche Richtung soll es musikalisch weiter gehen ?


TS: Nächstes Jahr wird ein wenig abgespeckt. Dieses Jahr war alles ein wenig überdimensioniert. Es wird nächstes Jahr zwei Tage mit Livebands geben, Donnerstag aber schon eine kleine Metaldisse.
Bandtechnisch würden wir uns gerne weiterhin breit aufstellen. Die Idee war von Anfang an Musik spielen zu lassen, die uns selber gefällt. Wir sind also selber Fans von dem, was da auf der Bühne steht. Daher auch dieser Mix. Ich mag Thrash Metal und Stoner Metal sehr, meine Kollegen dann aber auch mal Grindcore oder Death Metal. Daher kommt die Bandauswahl zusammen. Persönlich finde ich es auch schön Brüche im Lineup zu haben und Menschen mit Bands zu konfrontieren, die sie nicht unbedingt auf dem Schirm haben. Das funktioniert auch ganz gut - es kamen viele Leute auf mich zu, die dankbar waren auch mal mit für sie neuen Bands konfrontiert worden zu sein.


UG: Das müssen wir auch zugeben. Die ein oder andere Band hatten wir noch gar nicht auf dem Schirm gehabt und wurden buchstäblich hinweggeblasen. Danke auf jeden Fall dafür und wir hoffen, nein wir sind überzeugt, dass sich auch nächstes Jahr der ein oder andere Diamant im Line-Up verbirgt. Die Besucherzahl war dieses Jahr noch nicht ganz optimal, ca. 400 zahlende Besucher. Was würdest du Leuten sagen um sie zu motivieren, euch nächstes Jahr zu besuchen und für ein verdientes Sold-Out zu sorgen ?


TS: Das sie bei uns ein liebevoll gestaltetes Festival in einer einzigartigen Atmosphäre genießen können. Mit handverlesenen Bands, deren Qualität überragend sein wird. Auch wenn man vielleicht den ein oder anderen Namen noch nicht gehört hat, sollte man sich in jedem Fall überraschen lassen! Außerdem ist man in der Natur. Es hat also definitiv ein wenig den Charme eines Metalurlaubs.

 
UG: Und was gibt es schöneres als Urlaub in der Natur mit gutem Metal zu verbinden ? Nichts fürchte ich. Die Hitze dieses Jahr war sicherlich nicht das schlechteste Wetter was ihr hättet erwischen können. Plant ihr dennoch im nächsten Jahr evtl. eine Umgestaltung des Infields mit mehr überdachten Plätzen oder ähnlichen wetterbedingten Vorkehrungen ?


TS: Genau so. Es wird ein Zelt geben, die Bühne kommt auf die andere Seite des Geländes, dazu kommen auch wieder Pavillions zum unterstellen auf das Gelände. Es wird sich also einiges tun. Für ein Teil unseres Caterings haben wir schon mit dem Räuberlager Eisenach gesprochen, das wird allerdings außerhalb vom Infield stehen.


UG: Dann kann man nur hoffen dass ihr auch nächstes Jahr wieder bestes Wetter habt. Wenn du dir ein Traum Line-Up wünschen dürftest, wen würdest du gern auf der Bühne sehen ?


TS: Also alles was jetzt kommt, ist reines Wunschdenken. Wenn da mal eine Band zu uns auf die Bühne kommt, bin ich extremst glücklich!  Ich hätte extrem gerne mal All Them Witches hier. Toxic Holocaust und Municipal Waste wäre auch ein Traum, Night Demon genauso. Colour Haze oder Electric Wizard fände ich auch sehr stark. Ich könnte hier aber auch noch stundenlang weiter machen. Momentan ist das auch alles noch komplett unrealistisch, aber wer weiß. Wenn wir dran bleiben und uns entwickeln, vielleicht sind wir in 10 Jahren mal an dem Punkt, wo wir uns diese Träume erfüllen können!


UG: Wir würden es euch natürlich wünschen dass ihr soweit kommt. Drehen wir doch mal das Rad genau 10 Jahre weiter. Wo würdet ihr das Festival gern sehen ? Was ist das Ziel dass ihr verfolgt mit dem Burgbrand Open Air ?


TS: Eigentlich wollen wir uns damit den Traum erfüllen, unsere Lieblingsbands auf unserer Bühne zu sehen. Wir wollen gar nicht so groß werden, vielleicht 800 bis 1200 Zuschauer, das wäre komplett OK! Es soll ein familiäres, gut organisiertes Festival mit musikalischen Perlen werden. Im Idealfall sollen die Leute sagen, dass man bei uns immer Qualität bekommt, egal ob man vorher etwas von der Band gehört hat, oder nicht.


UG: Das halten wir für eine sehr vernünftige Einstellung können und wir auch nur mit unserer vollsten Unterstützung honorieren. Qualität sollte immer vor Quantität bei der Musik stehen und das habt ihr, man kann es nicht oft genug betonen, dieses Jahr schon sehr gut hinbekommen.
Damit möchten wir auch schon zum Schluss kommen und uns für deine Zeit bedanken und den Einblick den du uns gewährt hast – die letzten Worte gehören standesgemäß dir.


TS: Danke an die Bands und Zuschauer, welche dieses Jahr mit uns gefeiert haben und die uns hoffentlich auch die kleinen Ecken und Kanten verzeihen. Ich hoffe sehr, dass wir viele Leute für unsere Idee begeistern können.
Auch nochmal vielen Dank für dein Review und deine Hilfe während des Festivals. Es hat mich wirklich gefreut dich kennenlernen zu dürfen.
Rock on!


UG: Immer wieder gern und bis nächstes Jahr, vom 20.-22.08. auf dem Burgbrand Open Air !

Dieses Interview führten Crimson von Undergrounded und Tobias vom Burgbrand Open Air
 

Ghostwriter

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