Interview mit PERCHTA
Interview

Interview mit PERCHTA

Anläßlich des WalpurgisNacht-Festivals 2024 in Berlin haben wir die Gelegenheit genutzt und haben mit Julia von Perchta Kontakt aufgenommen und sie war so freundlich unsere neugierigen Fragen zu beantworten.

  • von Starduster
  • 11.05.2024

UG: Die Ausrichtung von Perchta als Band ist, sowohl optisch als auch lyrisch, sehr naturverbunden. Auf dem Cover des Debütalbums sind auch die magischen Zeichen der vier Elemente zu sehen. Demnach geht es nach Eurem Selbstverständnis nicht nur um heimische Folklore oder Traditionen, sondern auch um Naturmagie?

J: Ich finde es wunderschön, wenn so kleine Details auffallen und wahrgenommen werden. In "Ufång"
lassen sich viele Parallelen zu traditioneller- teils auch keltischen Wicca finden. Wie zum Beispiel im
Lied "Wassa" und dem dazugehorigen Video. Das war quasi ein Vorgeschmack auf das zweite Album
"D'Muata" mit der Triaden Symbolik (weiße Jungfrau , rote Mutter, schwarze Alte). Egal ob
alpenländlische Folklore oder nordische Mythologie: der Grundgedanke und die Basis sind immer
die Selben. So findet auch die Percht in anderen Prähistorien ihr Spiegelbild (Frigga, .. ). Mir gefällt der
verbindende Gedanke, der uns alle näher zusammenbringt, auch wenn sich Perchta auf die
heimatlichen Gefilde konzentriert.

UG: Wurdest Du im Sinne der enthaltenen Magie Eure Konzerte auch als ,,live rituals" bezeichnen?

J: Wir bieten kein fix angelegtes Ritual dar, sondern haben eher unsere kleinen privaten Traditionen und Zeremonien vor und nach einer Show. Ein "öffentliches" Ritual, besonders auf der Bühne, würde mir wiederstreben. Die Musik allein, das Bühnensetting und besonders die tragenden Emotionen des Publikums ziehen uns in einen Bann voller Ekstase und kann durchaus rituell betrachtet werden. Ähnlich einer Seance- oder einer Schwitzhütten Erfahrung.

UG: Du hast als Künstlernamen den Namen der Gottin ,,Percht" gewählt. lch gehe davon aus das dies
nicht nur eine künstlerische Komponente darstellt sondern auch das Ergebnis persönlicher magischer
Arbeit?

J: Wie wahr. lch bin sehr berührt von dieser Frage. Denn schon oft wurde sie gestellt, aber nicht in
diesem Kontext und mit dieser wahren Bedeutung dahinter. Doch " ..... Zuhören vor Reden seien
meine Art ..... " in diesem Bereich zumindest. Ich durfte jedenfalls sehr eindrückliche, spirituelle
Erfahrungen in meinem Leben sammeln, die mir die Percht näher brachten.

UG: Es gibt verschiedene Gemeinschaften die in Naturmagie initiieren. Bist Du oder andere Mitglieder von Perchta Eingeweihte/e in solchen initiatorischen Systemen?

J: Nein. Was meine persönliche Spiritualitat angeht, bin ich schon fast 15 Jahre sehr eklektisch und
solitär unterwegs. lch lebe nach dem Hexencredo, besonders nach den 8 Worten ,,Und schadet es
keinem, so tu was du willst!", arbeite mit dem Dreifachen Gesetz (also positive attraction) und
praktiziere hauptsächlich geerdete, handfeste Naturrituale (Gartenarbeit, Herstellung von Seifen,
Salben, Tinkturen, Tees, ... )

 

UG: Siehst Du das Schaffen von Perchta mit Hinsicht auf den allgegenwärtigen Klimawandel bzw. die
Bedrohung der Natur durch den Menschen auch in einem Zusammenhang?

J: Gerade in "Ufang" und speziell bei dem Titel "Erdn" gehen wir genau auf dieses Thema ein. Die
Verantwortung eines jeden lndividuums zur Aufrechterhaltung der Balance. Aber auch die
Achtsamkeit und das Bewusstwerden wo unsere Wurzeln liegen. Mit Reichweite kommt
Verantwortung, deshalb sehe ich es als unsere Pflicht an für uns gehaltvollen Kontext zu verbreiten
ohne aber dabei missionarisch tätig zu sein.

UG: Wie kommt man auf den Kombination zwischen natur-/kulturbetonten lnhalten und Black Metal?

J: Wir sind alle sehr gesegnet was unsere Wohnorte angeht. Es war ein Leichtes, Inspiration für unser
Projekt aus der uns umgebenden Natur oder Kultur zu finden. Emotionen spielen bei Perchta eine
sehr wichtige Rolle.Black Metal gibt uns in seiner Brachialitat da bestimmt einen geeigneten Rahmen und die folkloren, traditionellen lnstrumente wie z.B. Hackbrett und Zither liefern einen für uns perfekten Gegenpol dazu. Gerade Moosmandl schafft es mit seinen Harmonien am Hackbrett die Alpen direkt auf die Seele zu projizieren, egal wo man sich befindet.

UG: Hörst Du privat auch (Black) Metal und wo verortest Du Deine musikalischen lnspirationen?

J: Mein persönlicher Musikgeschmack liegt stark im Black Metal verankert, jedoch finde ich es, gerade
als Musikerin unglaublich wichtig sich generell für Musik zu öffnen. So höre ich ebenfalls gerne Irish
Folk, Stoner Rock, Jazz/Blues und Klassik. Wir sind sehr bemüht ohne viel Einfluss unseren eigenen
Sound zu finden, doch zu den prägentsten Projekten für Perchta gehören bestimmt Lunar Aurora,
Darkened Nocturn Slaughtercult und Dornenreich.

UG: Man konnte beim Konzert in Berlin beobachten das auffällig viele Frauen sich für Euch am Stand
interessierten. Ist dies auch Deine Wahrnehmung und wenn ja, worauf führst Du das zuruck?

J: Laut Statistik auf unseren Plattformen mit denen wir arbeiten, ist unsere Hörerschaft sehr männlich
dominiert, aber auch mir ist aufgefallen, dass sehr viele Frauen an unseren Live Konzerten lnteresse
zeigen. Wir leben Diversitat und somit freuen wir uns über jeden Menschen der unsere Musik fühlt.
Unser zweites Album ist der Weiblichkeit im Generellen gewidmet und ich bin jedes mal den Tränen
nahe wenn ich am Merchstand mit Menschen jeglichen Geschlechts über unsere Musik und unser
Schaffen reden darf. Besonders berühren mich die Gespräche mit schwangeren Perchta-Fans. Ihnen
die Kraft als Hebamme, Mutter und Percht für die anstehende Geburt und die Transformation zur
Mutter mitzugeben erfüllt mich so sehr. Der "Wehenkanon" und "Ausbruch" markiert diesen
besonderen Zustand auf unserem nächsten Album. Die Ästhetik spielt gewiss auch eine groBe Rolle
von denen sich unsere Zuhörerlnnen angezogen fühlen. Wenn ich von mir ausgehe, so lege ich bei
Bands die ich gerne höre und anschaue penibel viel Wert darauf, dass das Gesamtkonzept stimmig ist.
So betrachten wir Perchta auch als Gesamtkunstwerk, welches das gesamte Schaffen umfasst. Von
unseren Videos angefangen, über unsere Bühnengarderobe, dem Merchandise, bis hin zum Artwork
und zur Musik selbstverständlich. Mit "D'Muata" wollen Cartis Mandua (eine großartige
österreichische Künstlerin mit der wir sehr viel zusammen arbeiten) und ich eine kleine Bewegung
starten um mehr Zusammenhalt unter uns Künstlerinnen zu schaffen. Diese soll unter den Namen
"Schuiterschluss da Schwestanschaft" in die Welt getragen werden und zu mehr Verbundenheit,
Akzeptanz und Authentizität unter Frauen beitragen.

UG: Vier Jahre nach Eurem Debüt steht jetzt der Release des zweiten Albums im Juni 2024 an. Gibt es
musikalische Neuerungen?

J: Wir hatten das groBe GIück jetzt erstmals als Band gemeinsam die Stücke musikalisch auszuarbeiten.Dies geschah in mehreren Songwriting Sessions unter anderem auch auf einer Alm. Dieses Projekt ist geprägt von Liebe, Freundschaft und Kreativität. Der Flow war fantastisch und die Passion ist, meiner Meinung nach, in jedem Lied spürbar. Durch das Einbringen von allen Musikern erlebt Perchta einen unglaublichen Qualitätsschub. Dieser stellt sich in der Komplexität der Riffs dar oder des Arrangement der Songstruktur im Generellen. Jedem von uns stand es frei sich einzubringen und neu auszuprobieren.

 

UG: Das erste Album beinhaltet hauptsächlich Songs, welche den Zyklus des Seins in vielen Facetten
beschreiben. Gibt es auf dem neuen Album einen neuen inhaltlichen Focus?

J: Der Zyklus bildet die Basis von unserer künstlerischen Arbeit. Für "Ufang" wurden wir stark vom Gaia-Prinzip inspiriert. Quasi von der gottlichen Reihenfolge der Natur selbst. So setzen wir die Reise fort indem wir nun konkret den Zyklus des menschlichen Lebens und der Frau vertonen. Wir ziehen thematisch starke Parallelen zu "Ufang" mit den Stücken "Langs" , "Summa", "Herest" und "Winta" aber auch zu der Emanzipation der Frau (ebenfalls ein Zyklus, wie ich finde) bei "Gluat". Alles ist mit Allem verbunden und verwoben.

UG: Dies ist ein perfekter Schluß für unser Interview und wir lassen diese Aussage einfach so stehen und wünschen Euch alles Gute und Erfolg für die Zukunft.

(Hinweis: aus technischen Gründen konnten leider originale Schreibeweisen von Songtiteln und Eigennamen nicht übernommen werden.)

Starduster

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