Interview mit Legatus (Halphas)
Interview

Interview mit Legatus (Halphas)

Black Metal ist momentan ein schwieriges Thema. Die einen beklagen die Bandschwemme und die generischen Kopien der nächsten 100 XY-Trve-Cvlt-Norwegischen Wald-und-Wiesen-Kombos, die anderen verfassen Abgrenzungen nach Links und Rechts, um überhaupt irgendwo spielen zu „dürfen“, und wieder andere… naja, wieder andere halten die Fresse, beklagen sich nicht, ziehen ihr Ding durch und performen, wo es passt.

  • von Ghostwriter
  • 22.08.2018


Zur letzteren Art zählt sich Halphas, aus dem Herzen der Republik. Die Recht junge Band, die sich unter anderem aus Mitgliedern anderer Projekte wie „Angel Of Damnation“ oder „Cross Vault“ zusammensetzt, gibt es zwar erst seit 2014, bzw. seit 2016 live, kann aber inzwischen auf einige Erfolge zurückblicken. Neben Gigs mit Underground-Größen wie „Schrat“ oder „Horn“ und Auftritten auf Festivals wie dem Under The Black Sun Festival, wurde die Band auch früh von Folter Records unter Vertrag genommen, die das Potential der Band erkannt haben. Zeit für uns den Sänger der Band – Legatus – einer hochnotpeinlichen Befragung zu unterziehen (bevor es cool wird).

UG: Metal.de ist uns ja schon mit einem Interview zuvorgekommen und Wacken ist dann in der Regel nicht mehr weit – hat der Ausverkauf schon begonnen oder sind wir gerade noch rechtzeitig? [lacht]


Legatus: Bisher sind noch keine Halphas-Kaffeebecher und -Bikinis geplant.

UG: Das nenn ich auf dem Boden geblieben. Inzwischen geht‘s ja eher in Richtung Bartwasser und E-Fluid Marke „Grabtau“, aber wer sind wir, das zu verurteilen! Aber back to topic: Zwischen eurem ersten Gig in Hofheim und dem Auftritt auf dem UTBS ist nicht viel Zeit vergangen und gefühlt liest man euren Namen gerade überall – woran liegt das eurer Meinung nach?


Legatus: Sowas kann man selbst nur schwer beurteilen. Eventuell hat es damit zu tun, dass viele Leute in der Szene einfach übersättigt sind von den vielen Pseudo-Okkultbands. Wir machen einfach unser Ding und geben einen Dreck auf Trends. Natürlich spielt es eine Rolle, dass unser Album wohl sehr gut aufgenommen wurde – sowohl von der Szene an sich, als auch von der Presse. Auch unsere Shows liefen bisher immer ziemlich gut. Denke sowas bleibt den Leuten im Gedächtnis.
 

UG: Tatsächlich habe ich wenige kritische Stimmen zu eurem Release gehört und die nächsten Termine stehen auch schon. Wollt ihr jetzt erstmal „Dawn Of A Crimson Empire“ ausschöpfen oder wird auch schon über den nächsten Release nachgedacht?


Legatus: Sowohl als auch. Wir befinden uns aktuell im Songwritingprozess für das nächste Album. Aber zunächst werden wir „Dawn Of A Crimson Empire“ weiterhin live seine Wirkung entfalten lassen.


UG: Gibt‘s da schon einen Projektnamen? Und vor allem: Wie plant ihr anzuknüpfen?


Legatus: Noch gibt es da keinen Namen, da der Prozess des Schreibens noch nicht abgeschlossen ist. Wir werden weiterhin kompromisslos bleiben, so viel sei gesagt.


UG: Das klingt schon mal sehr gut, aber ich meine hier auch einen gewissen Frust herauszuhören?


Legatus: Ja, es gibt teilweise zu viele Kompromisse in der Szene. Zum Beispiel gibt es Bands, die jahrelang nie Corpsepaint nutzten, tragen dieses plötzlich auf und schmieren sich Kunstblut in die Fressen. Oder Bands, die auf den Okkultzug aufspringen und sich plötzlich Mönchskutten überwerfen. Wo bleibt da bitte die Glaubwürdigkeit? Allgemein sollten Bands, die Kunstblut nutzen, sich mal Gedanken machen, ob sie nicht im Theater besser aufgehoben wären.

UG: Ich habe es lange aufgegeben, nach Authentizität zu suchen. Es ist halt leider auch hier inzwischen viel mehr Trend und Kohlegeiferei geworden. Also auch eine Menge Ernüchterung von meiner Seite. Aber woran erkennt man heute noch Bands, die die Kunst ernst nehmen – oder: Wann ist es noch Kunst bzw. wann kann es weg? Halt mich auf, bevor ich jetzt gleich wieder anfange über Wacken oder Myrkur zu lästern! [lacht]


Legatus: Ich bin nicht die Szenepolizei. Es gibt kein goldenes Regelwerk für Authentizität. Man erkennt es, oder man erkennt es nicht. Diese Bands entlarven sich früher oder später alle selbst.


UG: Dann bist du auf jeden Fall kontrollierter als ich. Ich kann es nicht lassen, Bullshit zu callen, wenn ich ihn sehe. Aber zurück zu euch! Was sind neben einem neuen Output die nächsten Ziele, die ihr euch gesteckt habt?


Legatus: Den Sommer irgendwie zu überleben. [lacht] Also außer dem neuen Album gibt es erstmal nicht so viele andere Pläne, außer weitere Shows zu spielen, und hoffentlich das ein oder andere Festival nächstes Jahr mitnehmen zu können.


UG: Was wären denn die Wunschevents und wie supportet euer Label euch dabei?


Legatus: Alles außer Wacken. Joerg von Folter Records steckt immer die Fühler für seine Bands aus, was Konzerte angeht. Ein paar der nächsten Konzerte mit unseren Labelkollegen Streams of Blood und Schrat sind über diese Connection zustande gekommen.


UG: Das ehrt euch natürlich und ja, Joerg ist ein Guter! Aber wie seid ihr denn als neuer Player so schnell zum Label gekommen?


Legatus: Da Avnas ein regelmäßiger Besucher des UTBS ist, hatte er vorab bereits schon mit Joerg Kontakt. Wir hatten unser Album schon vorproduziert und als Rohfassung direkt an Joerg geschickt. Ihm gefiel es und so kamen wir schnell überein.

UG: Also eine große Portion Sound und ein Quäntchen Glück! So muss es sein. Dann freue ich mich auf den nächsten Release und das nächste Mal, wenn wir uns über den Weg laufen!


Legatus: Da wird es sicherlich noch die ein oder andere Gelegenheit geben! Danke, für Dein Interesse - A storm is coming!


Das Interview führten Grave für Undergrounded und Legatus für Halphas. 

Ghostwriter

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