Interview mit Jarne P. Brauns (East Merch)
Interview

Interview mit Jarne P. Brauns (East Merch)

Ein weiser Mann sagte einst: „Im Musikbereich ist doch Merch das "Wichtigste“!“ und man mag ihm an der Stelle Recht geben. Während Streamingdienste im Underground nur im Makro-Cent-Bereich für Klicks bezahlen und Tonträger Verkäufe schon eine ganze Weile fast den Aufwand nicht mehr wert sind (außer man presst die Doppelgoldtransparentvinyl in 10er Auflage mit Blut vom Sänger und Death himself) -werden die Bandunkosten inzwischen meist nur noch über Merch im weiteren Sinne abgedeckt.

  • von Ghostwriter
  • 04.12.2019


Patches, Shirts Hoodies, Sticker, Tassen, Slips und vielerlei andere Devotionalien werden mit Bandlogo und schicken Designs produziert, um am Merchstand zumindest das Spritgeld wieder reinzuholen. Wen aber unter den gefühlt tausenden nationalen und internationalen Merchproduzenten auswählen? Man will ja nicht die lausigste Qualität und nicht den bröckeligsten Schriftzug auf dem Körper tragen und dabei dennoch günstig ein-, um dann kosteneffizient zu verkaufen. Wir haben uns in den Osten der Republik gewagt um Jarne P. Brauns (vielen wohl auch für seine Aktivitäten rund um das PSOA bekannt) zu seinem Merch-Label „East Merch“ zu befragen.
 
UG: Hi Jarne!


Jarne: Servus Grave!

UG: Weißt du von dem das Zitat im ersten Satz stammt? *lacht*


Jarne: Der stammt von mir und ich habe Recht.

UG: Stimmt und/aber das war nicht immer so - Was hat sich aus deiner Sicht im Vergleich, zu sagen wir mal, den frühen 2000ern geändert?


Jarne: In den letzten zwanzig Jahren hat sich das Musikgeschäft dramatisch verändert. Nennen wir das Kind beim Namen, die Digitalisierung ist Schuld. Das Geschäft hat sich vom Tonträgerverkauf zur digitalen Verwertung gedreht und das Internet macht es heute jedem möglich, seine Musik zum geneigten Hörer zu bringen. Wer es heute nicht schafft, seinen digitalen Demodownload mit einem Shirt oder einem anderen Gimmick aufzuwerten, wird es nicht weit bringen. Die Leute wollen ein Shirt kaufen wenn sie eine neue coole Band entdeckt haben. LP oder CD Bundles mit einem Shirt machen den Anreiz doch erst aus. Wenn es das nicht gibt streamen die Leute halt und die Band verdient kein Geld.     

UG: Was uns direkt zu East Merch bringt! Magst du uns verraten, was es damit auf sich hat?


Jarne: East Merch ist die direkte Lösung für alle Bands, die ihr Merchandiseportfolio aufwerten wollen und nicht wie andere Bands ewig zögern. Man möchte T-Shirts, Zipper, Longsleeves, Girlies oder Patches für die Fans herstellen lassen und nicht bei einem Textilbranchenriesen in der Kundenversenkung landen? Dann sprich uns an. Wir arbeiten mit viel Erfahrung und einem Händchen für faire Preise direkt mit den Bands zusammen. Es ist zum Heulen wenn man sieht, wie wenig Bands ihr Potential ausschöpfen und diese Chance des Einkommens verstreichen lassen. Am Ende jammern alle, dass sie kein Budget für die eigenen Aufnahmen haben und pumpen bei Muttern. Dabei ist Geld verdienen für Bands heute leichter denn je, man muss nur zugreifen und sich im Netz breit machen. Merchandise und ein Bandcamp-Shop sind der erste Schritt.      

UG: Das klingt wirklich wie ein Schlachtruf! Habt ihr noch andere Alleinstellungsmerkmale bzw. was unterscheidet euch von einem China-Import oder dem Drucker um die Ecke?


Jarne: Es geht in erster Linie um Qualität. Wir wollen den Bands keine billigen Kampagnen verkaufen, sondern superbe Qualität zu guten Preisen. Wir sind bei den Layouts behilflich, wir sind transparent und geben realistische Lieferzeiten an. Wir liefern direkt in die Venue wenn die Zeit knapp ist und sind auch mal Lückenbüßer, wenn man vergessen hat das ja morgen schon eine Show stattfindet aber kein Merch im Karton mehr ist. Passiert eben. Im Klartext: Wir sind flexibel und quaken nicht lang rum. 

UG: Andere Stores wie *zensiert* brüsten sich ja damit, “Fair” und “Öko” zu produzieren, aber wenn man hinter die Kulissen schaut, sind die untersuchten Öko- und Trade-Label kein wirklicher Garant für tatsächlich fair oder ökologisch produzierte Ware (bzw. das Logo nicht wert, das auf den Shirtzettel kommt). Der Kunde zahlt allerdings die Mondpreise im Glauben etwas Gutes zu tun und die Marge für den Anbieter ist enorm. Magst du die East-Merch Philosophie diesbezüglich noch ein bisschen weiter ausführen?


Jarne: Tja, es gibt Leute die den Fair-Trade Gedanken sehr gut vermarkten und damit Geld verdienen wollen. Dabei ist es ihnen Schnuppe woher die Ware wirklich kommt. Wenn dann bitte konsequent. Wir haben einige Hersteller an der Hand die wirklich rigoros “öko” arbeiten und das auch beweisen können. Wir sehen ja in der Bio Branche wie viel Schindluder getrieben wird, da ist es nicht verwunderlich das auch im Bereich der Klamotten Trittbrettfahrer auftauchen. Ergo: wenn eine Kunde von uns Fair-Trade verlangt, bekommt er auch Fair-Trade Ware. 

UG: Der Part mit dem “Bei Layouts behilflich sein” lässt mich auch aufhorchen. Gerade das Shirt Design ist ja je nach Künstler der eigentliche Kostentreiber. Wie weit geht der Support da?


Jarne: Also, wir arbeiten mit zwei universell einsetzbaren Künstlern zusammen, die sehr schnell mit Motiven bzw. auch mit der Zusammenstellung von Motiven(Motiv+Logo) aushelfen können. Das ist einfach ein Service der zum Merchandise Geschäft dazu gehört. Die Rundumbetreuung unserer Kunden ist uns eine Herzensangelegenheit. 


UG: Auf eurer HP sind jedenfalls schon einige coole Designs zu sehen, habt ihr schon dran gedacht auch den Vertrieb für die Bands zu übernehmen?

Jarne: Ja. Daran arbeiten wir, aber es muss sich um Bands handeln die auch vertrieben werden wollen. Viele Bands sehen einfach die Chance sich selbst zu vermarkten und daraus auch ihren Nutzen zu ziehen. Ich sehe diese Entwicklung als sehr positiv an und erkenne endlich das Erwachen der Bands und die Erkenntnis das ein Plattenlabel anno 2020 wirklich nur noch den Vertrieb unterstützen kann, mehr aber auch nicht. Gebt eure Merch-Rechte niemals aus der Hand, sondern verdient euer eigenes Geld damit.

UG: Gibt es einen Auftrag den du ablehnen würdest und willst du das Angebot in naher Zukunft auf noch ausgefallenere Produkte ausweiten? Bzw. was war für dich das “coolste” was du bisher produziert hast?


Jarne: Ja, wir produzieren nichts für politische Aktivisten. Wir haben da keinen Bock drauf. Wir haben das Merchandise für die Funkenflug Society gedruckt. Das hat großen Spaß gemacht. Die Motive, die tolle Rohware...das war wirklich super. Wir arbeiten gerade daran noch mehr im Stickbereich zu arbeiten. Hier gehen viele Kunde weite Wege um dann lang auf ihre Ware zu warten. Wir wollen da schneller sein. 

UG: “No Politics” - Damit können wir 100% mitgehen! Statt unserer klassischen letzten Interviewfrage, was du deinem jüngeren “Ich” mit deinem Wissen von Heute vor 10 Jahren als Tipp geben würdest, würde ich gerne fragen: “Was trägt man als Mercher privat, wenn man so vielen geilen Scheiss produziert?” 


Jarne: Du wirst lachen, ich ziehe meine selbst produzierte Ware an. Ich liebe Fruit Of The Loom Premium Zipper und B&C Shirts. Ich stehe zu meinen angebotenen Produkten. :) 

UG: Dann viel Erfolg mit dem Shop, mögest du den Osten ordentlich aufmischen!


Das Interview führten Jarne von East Merch und Grave für Undergrounded

Ghostwriter

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