Interview mit Jan, Kai und Howdie (NWOGM)
Interview

Interview mit Jan, Kai und Howdie (NWOGM)

In der deutschen Metal-Szene tut sich was. Neben den vielen feinen Bands, die für einen unablässigen Strom an qualitativem Metal sorgt, gibt es auch stetig mehr Projekte, die Musik auch zu den Hörern zu bringen. Für Aufsehen sorgt gerade das Projekt "New Wave of German Metal", eine Initiative von 11 Bands. Wer das ist, woher sie kommen und wohin sie wollen erzählen und Jan, Kai und Howdie in diesem Interview.

  • von Ghostwriter
  • 27.01.2014

UG: Hallo Jan, stell dich doch erstmal kurz vor.

NWOGM: Hallo Christian, vielen Dank für dein Interesse und das Interview. Mein Name ist Jan Jansohn und ich bin u.a. Gitarrist bei der Darmstädter Melodic Death Metal Band ALL WILL KNOW und den Folk Metallern von Adorned Brood. Die New Wave Of German Metal ist ja ein Gemeinschaftsprojekt, deswegen habe ich mal noch den Kai von Parasite Inc. und Howdie von Bloodspot mit ins Boot geholt für das Interview. Howdie spielt Gitarre, Kai ebenfalls und singt dabei noch. Wir hoffen dass wir zusammen alle deine Fragen zufriedenstellend beantworten können. ;)

UG: Wo steht der Metal in Deutschland?

NWOGM: Angesichts des Projektes müsste die Frage wohl eher lauten „Wo steht der Metal in Deutschland für uns Bands?“.   Als Metalheads selbst geht es uns im weltweiten Vergleich gesehen ja ziemlich gut und es sind fette Zeiten hier: Wir haben mit die größten und bekanntesten Festivals, weltweit etablierte Labels, eine ehrwürdige Geschichte und internationale Acts jedes Metalgenres haben wir hier ständig vor der Haustür – wir sind so gesehen die „Metal Vorzeigenation“ schlechthin.   Was für den geneigten Hörer und Fan eine Freude ist, kann für engagierte Bands jüngeren Datums hier aber sehr schnell zu einer Odyssee werden: Durch das große Angebot liegt die Messlatte für junge und engagierte Bands extrem hoch um sich zu etablieren, und wenn man es wirklich drauf anlegt mehr zu erreichen, sieht man sich schnell mit einer, um es mal milde auszudrücken, nicht gerade offenen Grundhaltung der verschiedenen Organe im Business konfrontiert.   Da muss man sich hierzulande schonmal so Dinge wie „deutsche Metalband, nicht interessant“ anhören und das stößt dann schon sehr sauer auf wenn man sich jahrelang sprichwörtlich den Arsch abarbeitet und trotzdem ständig das Gefühl vermittelt bekommt das mittlerweile selbst im Metal andere Faktoren für das „Schicksal“ einer Band entscheidender sind als die Musik welche sie macht. Hier stehen z.B. die Resonanzen der (auch internationalen) Presse und Fans nicht im Verhältnis zu der Realität wie junge und engagierte Metalbands in Deutschland oft behandelt werden.

UG: Was ist Die "New Wave of German Metal"?

NWOGM: Die New Wave ist ein unkommerzieller Zusammenschluss von 11 Bands aus dem deutschsprachigen Raum, die ihre gemeinsamen Anstrengungen und Energien bündeln wollen und sich gegenseitig unterstützen. Das Projekt ist im Moment mittelfristig geplant und wir haben innerhalb des Zusammenschlusses verschiedene Ziele ausgearbeitet. Erster Ausdruck dessen ist z.Bsp. ein kostenloser CD-Sampler der auf den Gigs aller 11 Bands verteilt wird, ein Infoheft, gemeinsame Anzeigen in den großen Printmagazinen, eine eigene Homepage- und Facebook-Präsenz, eine eigene Bühne beim Out&Loud-Festival (ehemals Beastival) in Geiselwind und noch vieles mehr was erst kommen wird. Im Kern möchten wir eine bessere Zusammenarbeit und einen offeneren Informationsaustausch sowohl untereinander als auch mit Veranstaltern, Presse, Fans, etc. erreichen. Angesichts der oben beschriebenen Problematik somit auch neue Impulse im Bereich „junge deutsche Metalbands“ geben und die Leute dazu animieren dem heimischen Nachwuchsmetal wieder mehr Gehör zu schenken und ihn stärker zu supporten.

UG: Wie kam es dazu?

NWOGM: Den Grundimpuls und einige Verbesserungsvorschläge für die deutsche Szene haben wir schon bei deiner zweiten Frage etwas skizziert. Historisch gesehen ist die Idee in Schwaben und Bielefeld gewachsen, dort haben sich initiativ Bleeding Red, Soulbound und Parasite Inc. überlegt wie man die Situation für Nachwuchsbands verbessern könnte und dann nach und nach befreundeten Bands ein paar Ideen vorgestellt, die dann weiterentwickelt wurden. Wir sind der Meinung dass es Zeit für frisches Blut in Metal-Deutschland ist – und die Bands der NWOGM sind alle verdammt heißblütig und hochengagiert...

UG: Wer ist dabei?

NWOGM: Es sind Bands aus den meisten Teilen Deutschlands und eine aus der Schweiz dabei.
ARCTURON aus Basel gibt es schon fast 10 Jahre. Die Jungs legen mit ihrem Melodic Death Metal alles in Schutt und Asche! *lacht* ALL WILL KNOW machen ebenfalls Melodic Death Metal, allerdings etwas moderner und mehr skandinavisch beeinflusst. Uns gibt es seit Ende 2010 und wir kommen aus dem Rhein-Main-Gebiet. BLEEDING RED aus Spraitbach kreieren mit ihrem Mix aus allem, was die harte Musikszene hergibt, ihren ganz eigenen extremen Sound. Sie sind seit 2006 unterwegs. BLOODSPOT spielen Thrash Death Metal der sich in die Gehörwindungen frisst. Sie sind ebenfalls schon seit 2006 auf Achse und sind einer von zwei hessischen Vertretern in der NWOGM. BURDEN OF LIFE aus Regensburg gibt es schon seit 2003. Wer seinen Melodic Death Metal gerne mit progressiven und klassischen Elementen garniert mag, kommt an den fünf Jungs nicht vorbei. LEGACY OF VYDAR machen epischen Death Metal und kommen aus Köln. 2007 sind sie gestartet und haben schon drei Veröffentlichungen draußen. NECROTTED aus Abtsgmünd gibt es seit 2008. Hier ist für jeden was dabei und sie sind definitiv eine der brutalsten Bands der NWOGM. PARASITE INC. muss man sicher kaum noch vorstellen. Ich übernehm da mal was aus der Bandinfo: „Kein cleaner Gesang, keine Kompromisse!“ Sie kommen aus Aalen und sind seit 2007 aktiv. SOULBOUND kommen aus Bielefeld, spielen sich regelmäßig den Arsch ab und machen das seit 2009. Alternative Metal nennen sie ihre Mischung aus Schwedenstahl, Metalcore und Schwermetall. SPIRIT OF THE FUTURE SUN aus Alfdorf sind auch schon seit 2006 on Tour. Moderner melodischer Death Metal steht auf dem Menüplan!
THE LAST HANGMEN machen Melodic Extreme Metal und sind unsere östlichsten Vertreter und ebenfalls sehr aktiv. Sie stammen aus Dresden und gründeten sich 2009.

UG: Was sind eure Ziele für 2014?

NWOGM: Wir möchten natürlich unsere Ideen bezüglich der New Wave umsetzen, das Projekt bekannter machen und schauen was wir damit im Allgemeinen bewegen können. 
Ansonsten sind hier 11 Bands die dem typischen Bandwahnsinn nachgehen! ;)

UG: Was sind eure Ziele für die nächsten Jahre?

NWOGM: Bezüglich der New Wave lässt sich das jetzt sicherlich noch nicht sagen. Wie anfangs bereits erwähnt ist die Aktion selbst erst einmal nur mittelfristig und einmalig mit diesen Bands geplant um die Sache überschaubar zu halten. Wenn wir dementsprechend Resonanz erzeugen können und sich etwas bewegt ist auf jeden Fall noch Luft nach oben, z.B. könnte eine weitere Runde mit neuen bzw. weiteren Bands starten. Man wird sehen wie sich die Dinge entwickeln. Vorerst wollen wir uns erst mal untereinander so gut unterstützen wie es geht. Wie das im Detail noch weiter aussehen wird, wird sich im Laufe der Zeit ergeben. Das Projekt steckt ja in den Kinderschuhen…

UG: Der Veranstalter des "Out & Loud" bietet euch eine eigene Bühne und die Möglichkeit eines Promostandes an. Was erwartet den Besucher dort?

NWOGM: Die Bands erwarten den Besucher dort! Ganz klar: Wir wollen für euch zocken aber auch mit den Leuten in Kontakt treten und zusammen eine gute Zeit haben. Am Promostand gibt es Infomaterial, Merchandise der Bands und die Möglichkeit sich mit den Mitgliedern der Bewegung auszutauschen. So wird es beispielsweise auch ein gemeinsames Camp der Bands während den drei Tagen geben. Da alle NWOGM-Bands recht unterschiedlich geographisch verteilt sind wollen wir die Gelegenheit nämlich auch nutzen um uns noch besser gegenseitig kennenzulernen und künftige Ideen abzusprechen. Aber die ganze Sache ist im Moment noch in Planung, also können wir vorab noch nicht allzu viel verraten was für Aktionen da noch kommen. Folgt uns am besten auf unserer Seite in Facebook um auf dem Laufenden zu bleiben.

UG: Auch mit Blick auf Thomas Bergers "Heavy Metal made in Germany": erfolgt gerade ein Perspektivwechsel in der deutschen Szene?

NWOGM: Inwieweit und ob ein Perspektivenwechsel stattfindet, können wir nicht beurteilen – aber wir sind anscheinend nicht alleine auf der Suche nach neuen Perspektiven und Antworten.

UG: Was wünscht ihr euch für den German Metal?

NWOGM: Toleranz und Offenheit gegenüber neuen Bands, Einflüssen und Entwicklungen. Und natürlich Bier, Bier, Bier!! ^^
 
UG: Vielen Dank für eure Zeit!

Das Interview führten Lawbringer von Undergrounded und Jan, Kai und Howdie von NWOGM

Ghostwriter

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