Interview mit David (Arkuum)
Interview

Interview mit David (Arkuum)

"Ich mache mir keine Gedanken darüber, ob meine Musik für eine bestimmte Zielgruppe entsprechend ausgelegt ist." Wir haben mit David, dem Kopf hinter dem Black Metal-Projekt Arkuum, gesprochen, unter anderem über die Entstehung und das Konzept der Band, seine Inspirationsquellen und zukünftige Musik. Das Review zum Debütalbum der Band findet ihr hier.

  • von Ghostwriter
  • 27.07.2016


UG: Was hat dich dazu bewegt, Anfang 2013 ein Black Metal-Projekt zu starten?


David: Zu der Zeit war ich sehr unzufrieden und enttäuscht von meinen bisherigen musikalischen Projekten. Ich hatte schon immer eine genaue Vorstellung davon, wie ich meine Musik ausleben und gestalten möchte. Ich musiziere zumeist aus meiner Intuition heraus und lasse mir nur sehr ungern von anderen vorschreiben, wie diese zu klingen hat. Wenn sich dann noch viele verschiedene Einflüsse und Vorlieben treffen, war das Endresultat viele Male deprimierend für mich. Dahingehend fällt es mir ziemlich schwer musikalische Kompromisse einzugehen. 
Außerdem hatte ich oftmals das Gefühl, dass die Musik für den Konsumenten ausgelegt und darauf geachtet wurde, was dem Hörer den besonders gut gefallen könnte. Ich wollte meiner Muse in erster Linie freien Lauf lassen, ohne Kompromisse, ohne Gedanken an das Endergebnis, einfach für mich selbst. Zu dem Zeitpunkt war mir auch noch überhaupt nicht klar, dass ich das ganze Mal auf Scheibe pressen lassen werde.


UG: Klischeefrage, aber doch meist interessant: Was hat es mit den Namen auf sich? Wie kamst du darauf und steckt eine tiefere Bedeutung dahinter?


David: Da muss ich dich leider enttäuschen, denn der Name ist reine Fiktion und es steckt auch leider keine tiefere Bedeutung dahinter. Die Namensgebung habe ich einem Freund zu verdanken. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern wann und wie, aber der Name Arkuum ist mal eines Abends in unserer kleinen Runde gefallen und meiner Meinung nach passte der außergewöhnliche Begriff sehr gut zu dem Ganzen, weshalb ich das Projekt dann auch später so taufte.


UG: In deiner Band-Bio auf Facebook schreibst du von einem „very own sound“ -was macht in deinen Augen der Sound von Arkuum aus?


David: Ein großer Unterschied zu den meisten anderen Bands besteht darin, dass sich die Stücke aus drei verschiedenen Gitarrenspuren zusammensetzen. Dadurch lässt sich ein einzigartiger Soundteppich heraufbeschwören, der sich aus vielen kleinen Teilstücken hin zu einem großen Gesamtwerk vervollständigt. Es eröffnet einem eine immense Palette an neuen Möglichkeiten, die man mit nur zwei Gitarren nicht ausfertigen kann. Das einzelne Gitarrenriff verliert an Wertigkeit, ist in dem ganzen Soundkomplex nicht mehr als einzelne Einheit zu erkennen und verschwimmt im Gesamtkonzept.
Ich habe auch schon des Öfteren gehört, dass ich als ursprünglicher Bassist eine außergewöhnliche Art und Weise habe, Gitarrenriffs zu komponieren. Inwiefern sich das allerdings als ausschlaggebender Punkt auf meine Gitarrenarbeit auswirkt, kann ich nicht beurteilen.
 

UG: „Music as an art without frontiers“ -auch das kann man in der Biographie lesen. Was genau meinst du damit und wie spiegelt sich das in der Musik wider?


David: Unter anderem steckt darin auch meine persönliche Kritik an einer elitären Einheit, die gerade im Black Metal stark vertreten ist. Auch der Black Metal hat sich mit der Zeit weiterentwickelt und ist von seiner damaligen rohen Ursprungsgestalt zu einem Genre geworden, welches heutzutage ein viel komplexeres Spektrum abdeckt, als noch in den 90er Jahren. Um nochmal auf den musikalischen Schaffensprozess zurückzukommen: Ich mache mir keine Gedanken darüber, ob meine Musik für eine bestimmten Zielgruppe entsprechend ausgelegt ist. Demnach lasse ich auch alle Inspirationen aus jeglicher Richtung zu, auch wenn sie im ersten Moment nichts mit dem ursprünglichen Black Metal zu tun haben.
 

UG: Wo suchst du deine Inspiration? Gibt es bestimmte Bands, die dich beeinflussen?


David: Für Trostlos hatte ich keine konkreten Anhaltspunkte als Inspirationsquelle. Da habe ich einfach meine Gedanken und viele private Einflüsse aus meiner Umwelt mit einfließen lassen. Ansonsten gibt es unzählige Inspirationen, die ich mir einfange. Vor allem aber für das kommende neue Werk gibt es ein feststehendes Konzept, was auf einer ganz bestimmten Quelle beruht.


UG: Liegt dein musikalisches Hauptaugenmerk auf Arkuum?


David: Mein Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf Arkuum, aber durch Arkuum durfte ich auch schon den einen oder anderen Künstler kennenlernen. Dazu habe ich eine kleine Anekdote zu einem Nebenprojekt, an dem ich mich beteilige. Eines Tages kam mir der Postbote entgegen und lieferte mir ein kleines Päckchen. Darin enthalten war eine CD, Vinyl und ein netter Fanbrief von Fabian. Seine frühere Band Odium Immortalis, die wohl damals im Underground bei so einigen im Munde war, hatte sich 2005 inoffiziell aufgelöst und er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte an seinem Abschlussalbum mitzuwirken. Kurzerhand haben wir uns anschließend getroffen und zurzeit arbeiten wir an einigen Songs. Mit beteiligt sind unteranderem noch JP von Hallig und Dominik von Winterblood.


UG: Inwieweit erleichtert es in deinen Augen das Kreieren von Songs, wenn du dabei freie Hand hast? Oder ist es alleine schwerer? Wie kann man sich den Schaffensprozess bei dir vorstellen?


David: Was ich überhaupt nicht mag, ist sich gemeinsam mit seinen Freunden im Proberaum zu treffen und dann gezwungenermaßen an einem neuen Song zu arbeiten, an dem alle gleichzeitig mitwirken. Für mich sind die Proben dafür da, sich mal vom Alltag abzuschotten und an dem letzten Feinschliff der Songs zu arbeiten. Der Schaffensprozess an sich findet bei mir immer relativ spontan statt. Meistens gibt es aber dafür schon einen bestimmten Auslöser, der mich dann dazu verleitet wieder an neuem Material zu arbeiten. Sei es ein bestimmter Gedanke, Film, Musik oder etwas aus den Nachrichten. Es muss nicht einmal etwas mit dem aktuellen Material zu tun haben, an dem ich arbeite, es muss nur den Drang in mir auslösen zu musizieren. Wenn es mich dann gepackt hat, sitze ich auch meist mehrere Stunden alleine da und arbeite in mich gekehrt an neuem Material.


UG: „Trostlos“ feiert bald seinen ersten Geburtstag. Kannst du etwas zur Erstehungsgeschichte erzählen? Woher kamen die Ideen? Gab es Hürden durch den independent release?


David: Die Entstehungsgeschichte von Trostlos sieht wie schon erwähnt ziemlich identisch mit der Entstehung des Projekts Arkuum aus, da die Ideen und der grobe Aufbau der Songs schon vor der Gründung entstanden sind. Von bestimmten Hürden kann hier auf jeden Fall nicht die Rede sein. Ich hatte eher genau das Gegenteil im Gefühl. Durch die Unabhängigkeit hatte ich alle Freiheiten und das Album konnte seinen eigenen Lauf nehmen, ganz nach meinen Vorstellungen. An oberster Stelle sind hier auch alle fleißigen Helfer zu nennen, die das ganze Projekt sozusagen mit ins Leben gerufen haben. Sei es für die Fotos, Design oder im Studio. Ich hatte immer die richtigen Freunde an meiner Seite, die mich tatkräftig unterstützt haben. Danke!


UG: Wie fielen die Reaktionen bisher aus? Wie zufrieden bist du rückblickend selbst mit dem Album?


David: Zuerst einmal war ich vollkommen überrascht, dass es fast durchweg positives Feedback für das Album gab. Ich freu mich auch tierisch über jede persönliche Nachricht, die mich erreicht. Natürlich gibt es auch den einen oder anderen Kritikpunkt, der durchaus angebracht und den ich auch selbst oftmals nachvollziehen kann. Einiges hätte ich heute mit Sicherheit auch anders gestaltet, aber die Ideen hinter dem Album sind teilweiße schon vor der offiziell genannten Gründung entstanden und haben somit schon einige Jahre auf dem Buckel. Alles in Allem bin ich aber trotzdem sehr zufrieden!


UG: Wie kam die Zusammenarbeit mit Denny von Zeugen der Leere zustande?


David: Zeugen der Leere hatte ich damals schon etwas länger auf dem Schirm und ich war sehr angetan von ihrer Platte "Seelenwanderer". Die Gitarrenarbeit ähnelt der meinen und der Sound traf genau den Geschmack, den ich mir für Trostlos vorgestellt hatte. Für die schon ausgearbeiteten Lyrics wollte ich prägnante Vocals, die trotzdem sehr deutlich und gut verständlich klingen. Denny traf mit seinem Gesang genau meine Vorstellung. Nachdem ich wirklich lange Zeit nach einem Sänger gesucht und etliche Versuche mit mehreren Sängern vergeudet hatte, habe ich Denny einfach mal kontaktiert und nach seinem Interesse gefragt, das zum Glück auf Beidseitigkeit beruhte.  


UG: Gibt es schon Pläne für einenNachfolger von „Trostlos“? Wenn ja, gibt es etwas, das du im Vergleich zum Debütalbum ändern möchtest?


David: Für Trostlos hatte ich ja kein festgelegtes Konzept, zum größten Teil habe ich dort meine privaten Gefühle und Gedanken musikalisch verarbeitet. Das neue Werk ist schon mitten im Schaffungsprozess und vieles ist soweit auch schon fertig, was man unter anderem auch schon live zu hören bekommen kann. Es wird sich auf jeden Fall einiges im Vergleich zu Trostlos ändern. Alleine schon dadurch, dass es ein Konzept gibt, auf dem die Songs lyrisch wie auch instrumental aufgebaut sind. Im Allgemeinen kann ich jedoch sagen, dass das neue Material ein wenig mehr musikalische Ausbrüche besitzt und auch einiges mehr an Dynamik mitbringt. Da bleibt auch der ein oder andere Blast Beat nicht aus, die es in Trostlos bisher gar nicht gab. Es kommen auch wesentlich mehr Doom- und Ambient-Passagen zum Einsatz, ohne jedoch den typischen Sound von Arkuum zu vernachlässigen.


UG: Wie kam Arkuum bisher live an? Steht in dieser Hinsicht in den kommenden Monaten etwas Größeres an?


David: Bisher hatte ich immer das gute Gefühl, dass wir das Publikum für uns gewinnen und auch innerlich bewegen konnten. Das Zusammenspiel der Musik und unserem eindrucksvollen Bühnenbild lässt das Ganze meiner Meinung nach zu einem besonderen Ritual werden. In nächster Zeit stehen noch einige Konzerte und auch Festivals an. Das eine etwas größer, das eine etwas kleiner. Darauf kommt es im Endeffekt auch nicht besonders an, solange die Atmosphäre stimmt.


UG: Arkuum spielen atmosphärischen Black Metal. Wie sieht es persönlich mit deinem Musikgeschmack aus? Geht der primär auch in diese Richtung? Hast du eine Lieblingsband oder ein Lieblingsalbum?


David: Im Wesentlichen höre ich alles ziemlich gerne, was seinen Einfluss aus dem Black Metal zieht. Der kann auch gerne Mal etwas roh und stumpf daher kommen. Das atmosphärische und melodische überwiegt dennoch klar, da mich einfach gefühlsvolle Musik mehr in den Bann zieht als stumpfes Geknüppel. Abseits vom Metal höre ich auch gerne Mal Post-Rock und Ambient, was für mich unter anderem sehr gut zum Lernen geeignet ist.


UG: Bei Undergrounded möchten wir ja vor allem Bands promoten, die zu unbekannt sind oder unter dem Radar schweben. Gibt es eine Band, die deiner Meinung nach mehr Bekanntheit verdient hätte?


David: Ohje, da gibt es wohl tausende Projekt die es mehr verdient hätten, als so einige bekannte Bands die auf den großen Bühnen stehen. Ein Projekt, welches erst dieses Jahr eine neue EP rausgebracht hat und welches meiner Meinung nach auf jeden Fall etwas mehr Öffentlichkeit verdient hat, heißt Melankoli. Wenn man auf Ambient-Passagen steht und nicht ganz abgeneigt ist gegen etwas mehr Außergewöhnlichkeit, dann kann ich das russische Ein-Mann Projekt Melankoli nur empfehlen. Danke für das Interview und macht weiter mit eurer guten Arbeit auf Undergrounded!

 
Das Interview führten David von Arkuum und Asgrimur von Undergrounded.

 

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