Interview mit Björn Rosenfeldt (Kiebach Security)
Interview

Interview mit Björn Rosenfeldt (Kiebach Security)

Wir wären nicht Undergrounded, wenn unser Hauptaugenmerk nicht auch hinter den Kulissen liegen würde. So thematisieren wir nicht nur Künstler, Bands und Labels, sondern wollen auch die Leute zu Wort kommen lassen, ohne die Konzerte und Festivals nicht möglich wären.

  • von Ghostwriter
  • 05.05.2016

Deswegen hatten wir einen kleinen Plausch mit Björn Rosenfeldt, seines Zeichens Securitymann, Wellenbrecher und Fels in der Front Row. Seine Erkenntnisse lest ihr hier:
 
UG: Hi Björn!


Björn: Hi Grave!
 
UG: Erzähl doch ganz kurz wer du bist und was deine Hauptaufgabe bei Konzerten ist!


Björn: Ich heiße Björn, komme aus dem schönen Marburg in Hessen und arbeite seit fünf Jahren beim Sicherheitsdienst Kiebach. Zu meiner Hauptaufgabe bei Konzerten zählt es unter anderem den Bühnengraben in Ordnung zu halten und darauf zu achten, dass sich keine fremden Personen im Backstagebereich aufhalten.
 
UG: Wie kam es denn überhaupt dazu, dass du dich für diesen Job entschieden hast? Bzw. was hast du davor gemacht?
 
Björn: Ich habe vorher 15 Jahre lang als Koch gearbeitet und dann trat irgendwann mein wertvollster Besitz in Form  meiner Kinder in mein Leben – naja, und dann musste einfach was anderes her, allein der Arbeitszeiten wegen. Und da ich gerne mit Menschen arbeite und gerne Musik höre, habe ich das Eine mit dem Anderen verbunden.

UG: Koch und Sicherheitsmann - nicht unbedingt zwei Jobs, die für ihre sehr guten Arbeitsbedingungen bekannt sind, und für beide muss man wohl ziemlich tough sein! Wie sieht denn ein normaler Arbeitstag vor bzw. während einem Festival/Konzert aus?


Björn: Wir betreuen ja nicht nur Konzerte. Hauptsächlich bin ich als Hausdetektiv in einem Elektrogroßhandel tätig und da sind es geregelte Zeiten. Ein normaler Tag vor einem Festival fängt mit guter Vorbereitung an, z.B. prüfen, ob man alles dabei hat. - Handschuhe, Taschenlampe, Desinfektionsmittel, etc. Ganz wichtig ist natürlich Kaffee oder Energydrink *lacht* . Beim Eintreffen an der Location gibt es vorab noch ein Team Meeting, nachdem wir einen Rundgang über das Gelände gemacht haben. Dann weiß jeder, was seine Aufgabe ist und was wo zu finden ist.
 
 
UG: Also sind die Konzerte praktisch das Sahnehäubchen deines Jobs?! Kannst du dir dann raussuchen, wo du hingehst, oder wirst du auch mal auf andere Events "geschickt"?


Björn: Das Sahnehäubchen aber mit Kirsche? Raussuchen nicht direkt, aber ich habe das Glück, dass bei uns in der Firma viele Leute guten Rock/Metal hören (vor allem unser Chef). Aber wie es nun mal ist - das Leben ist kein Wunschkonzert. Man muss eben sehr flexibel sein - naja, und auch mal Sachen hören, die einem vielleicht nicht so gefallen!

UG: *lacht* Dann hast du wohl einfach Glück, dass dein Unternehmen nicht "Hip Hop Security Featuring MC Motherf...." heißt.^^ Was sind denn deine liebsten Einsatzorte - so rein vom Genre oder auch von den Events her?


Björn: Das kann man wohl laut sagen! Ganz oben auf meiner Liste stehen die Festivals, das macht einfach immer super Laune. Auch sehr schön ist es, wenn wir Comedians betreuen, da gibt's dann ordentlich was für die Lachmuskeln. Wobei man ja ehrlich sagen muss, genug zu lachen gibt es auf Festivals ja auch, bei all den meist netten und lustigen Besuchern.
 
UG: Wobei es ja auch bestimmt mal rau werden kann. - Was war denn dein härtester Einsatz, bzw. welche Momente sind kritisch bei deinen Einsätzen im Graben?


Björn: Mein härtester Einsatz war ganz am Anfang in der Firma. Da wurden wir mit Steinen beschmissen und man wollte das Gelände stürmen! Und klar gibt es hier und da auch mal Ärger, aber der wird meist schnell geklärt und wenn alles nix hilft wird die Polizei dazu gerufen. Kritische Momente im Graben, hmmmm lass kurz überlegen... Wenn viele Crowdsurfer kommen, muss man seine Augen überall haben - schließlich soll niemand in den Graben fallen, sondern ordentlich von uns von der Menge runtergefischt werden. Vorsichtig muss man sein, wenn Pyrotechnik gezündet wird. Da kann es schon mal ziemlich warm werden. Und nicht zu vergessen die netten Herren von der Presse, die meist nur die ersten drei Lieder in den Graben dürfen, um ihre Fotos zu machen.
 
UG: Wobei doch gerade die Presse hoffentlich immer ganz artig bleibt? Ich kann mir aber natürlich vorstellen, dass es da vor allem zu später Stunde mit Alkohol richtig anstrengend werden kann. - Wie bleibt man da gelassen, wenn der gleiche besoffene Kerl das 5. Mal rausgefischt wird? Oder wenn jemand anfängt zu diskutieren, dass er "nur kurz" in den Backstage will um mit Band XY zu sprechen?


Björn: Das stimmt, je später der Abend, desto anstrengender wird's. Und wenn da mal einer meint immer und immer wieder kommen zu müssen, dann sagt man ihm, er möge sich mal bitte ein wenig zurücknehmen. Naja, und wenn nicht, dann fischt man eben noch ein bisschen weiter, sonst wirds ja auch langweilig. Und wenn einer in den Backstagebereich möchte, gibt es eine klare Regel - kein Bändchen, kein Backstagebereich. Die Gelassenheit lernt man irgendwie. Ich halte mir meistens vor Augen: "Ok, die sind voll, ich bin nüchtern!" *lacht*


UG: Das Mantra ist gut - das Gefühl hab ich im Real-Life aber auch total oft *lacht*. Würdest du sagen, dass es einen Unterschied im Aggressionspotential der Fans in den einzelnen Musikgenres gibt?


Björn: Ja, würde ich sagen, wobei ich mich da zu keiner Gruppe äußern möchte, da soll sich jeder seine eigenen Gedanken machen. Was noch zu sagen wäre: Idioten gibt es überall, ob in der Volksmusik oder in anderen Genres.
 
UG: Das auf jeden Fall, aber das habt ihr wohl auch gut im Griff. Die UG-Leute haben die Secu bzw. euch auf dem KoBM als durchweg sehr fähig, höflich und seriös gelobt - gibt ja durchaus auch auf Seiten der Security leider oft Leute, die sich lieber selber profilieren, als ihren Job ordentlich zu machen. Aber mal zu den positiven Seiten des Jobs - wann war dein Abend perfekt, bzw. gab es auch ein besonders cooles Erlebnis, dass dir im Kopf geblieben ist?


Björn: Der Abend war perfekt, als man zu Hause war und sich ein kaltes Bier aufgemacht hat und nochmal alles im Kopf durchgegangen ist, ob alles gepasst hat. Wenn dann Gäste, Künstler und Veranstalter zufrieden waren und alle heile nach Hause gekommen sind, dann war es eine absolut perfekte Veranstaltung. Schöne Erlebnisse gab es viele und ich hoffe, es werden noch einige folgen!


UG: Fast ein schönes Schlusswort und es bleibt noch unsere finale Frage: Stell dir vor du würdest dich selber vor 10 Jahren mit dem Wissen von Heute nach einem harten Küchentag treffen und dir einen guten Tipp geben können. - Was würdest du sagen?


Björn: Hätte ich mal lieber auf meine Mutter gehört, die immer sagte: "Lass das mit der Gastronomie!" *lacht*.
 
 
Das Interview führten Björn vom Sicherheitsdienst Kiebach und Grave von Undergrounded.
 

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