Interview mit Chris Koerner (Blacksmith Records)
Interview

Interview mit Chris Koerner (Blacksmith Records)

Heute steht uns im Interview Chris Koerner, seines Zeichens Gründer und Besitzer von Blacksmith Records, Rede und Antwort.

  • von Ghostwriter
  • 10.01.2013

UG: Hi Chris, schön, dass du Zeit für das Interview hast.

Chris: Hi Samir, schön, dass du dich für Blacksmith Records interessierst!
 
UG: Zunächst mal, erzähl kurz die Geschichte von Blacksmith Records! Wer kam auf die Idee ein Label zu gründen?

Chris: Es gibt da zwei Versionen. Ich erzähle den Leuten immer eine Geschichte aus dem Jahr 2010, in der ich mit meinem damaligen Studienkollegen Timo mit der ersten Demo von Arroganz im Gepäck im Zug von Berlin nach Cottbus saß. Wir überlegten uns, was wir mit den Aufnahmen anfangen. Und weil wir zu hundert Prozent hinter der Sache standen, haben wir nach einer Möglichkeit gesucht unseren Namen darunter zu setzen. Wir brauchten schlicht einen Namen: Blacksmith Records! Die andere Geschichte erzählt von dem darauf folgenden Abend. In der alten Schmiede in Cottbus (dem Labelsitz) haben wir uns die Aufnahmen angehört und uns anschließend kräftig einen darauf eingegossen. Aalglatt sind wir dann losgezogen zu „Metal over muggefug“, haben die Nacht dann alle irgendwo verbracht und am nächsten Morgen stand ich noch völlig pralle bei -k- von Arroganz in der Wohnung und wir dachten uns „nen Label wär echt lässig“: Blacksmith Records! Such dir eine aus. Haha!!
 
UG: Warst du vorher schon in der Metal Szene involviert?

Chris: Ich komme aus dem Punk und bin über System, Rammstein und Metallica in die Szene eingestiegen

UG: Wie viele Personen sind am Label beteiligt? Habt ihre klare Aufgabengebiete? Wer trägt es finanziell?

Chris: Im Grunde führe ich das Label allein. Ich mache von Sichtung über Produktion, Werbung, Vertrieb, Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Buchhaltung alles selbst. Timo unterstützt mich mit Beck bei der Produktion und Sabi bei der Öffentlichkeitsarbeit. Mein Vater kümmert sich um den Versand. Der Vorteil liegt auf der Hand: das Label ist dadurch sehr flexibel und anpassungsfähig. Da sind die Wege kurz. Nachteil ist, dass ich so maximum 1-2Produktionen im Jahr schaffe.

UG: Wie viele Bands habt ihr derzeit unter Vertrag? Sind neue in Planung? Bekommt ihr viele Anfragen?

Chris: Momentan sind vier Bands beim Label und ich führe quasi ständig Gespräche mit verschiedenen neuen Bands. Klar habe ich immer Interesse an Neuem, Kreativem. Auf der anderen Seite lege ich viel Wert auf Konstanz und auf Nachhaltigkeit. Ich signe nicht wie ein Bekloppter und verheize die Musiker, da gibt es eh schon genug von diesen kaputten Leuten. Anfragen, und das finde ich total überraschend, gibt es unglaublich viele! Und das aus der ganzen Welt, wo ich mich manchmal frage: Wie kommen die Leute drauf?? Und echt geile Sachen auch, bei denen man sich ärgert, dass man nicht schon größere Netze hat, um solche Sachen drüber zu bringen. Da gibt es natürlich auch (noch) Grenzen für mich und die kenne ich auch.

UG: Was bietet ihr euren Bands? (Booking, Promotion, finanzielle Unterstützung,…)

Chris: Ich sage immer, eine Band muss sich wohlfühlen. Viele wissen ja gar nicht mehr was das ist! Ich fühle mich wohl, wenn ich mit meinen Kumpels nen Ründchen grille. N Bierchen, Fluppe und gemütlich n'Abend verramschen. Letzten Sommer zum Beispiel in der Schmiede: alle Mannen rangeholt, schön, mit Frau wenns geht. Ritual Killing kam gerade frisch aus dem Studio mit den Aufnahmen ihrer aktuellen Scheibe „New Tribe“ und Arroganz ging grad rein für „kaos.kult.kreation“ (kommt am 13.3.13). Und da saßen wir alle zusammen und der Abend war der Hammer. Das findste ja nirgends mehr! Bei uns kennt man sich halt und wir bilden eine Gemeinschaft. Dass ist glaube ich das Größte! Und dann entstehen ja viele Dinge von allein. Der kennt den und der den und dann mach doch mal und frag mal rum. Kennst du ja! Und zack: macht die Gemeinschaft das Booking und die Promotion und sogar Teile der Produktion. Finanziell gibt es keine Unterstützung. Die Zeiten sind aber auch vorbei.

UG: Gab es bereits Entscheidungen, die du heute anders treffen würdest? (Fehler bezüglich des Labels)

Chris: Sicher, Fehler bleiben nicht aus. Vor allem in den Produktionsabläufen hakelt es hier und da immer mal wieder. Aber ich weiß, dass das auch den Großen so geht, es würde nur nie jemand zugeben! Die mauscheln so lange, bis keiner mehr von redet, haha!!
 
UG: Gibt es Kooperationen mit anderen Labels u.ä.?

Chris: Ich arbeite sehr gut mit Olaf von Einheit Produktionen zusammen. Meine Türen stehen da immer offen. Ich würde mich sogar direkt freuen, wenn da zusätzliche Kooperationen entstehen.

UG: Wie gestaltet ihr den Vertrieb?(z.B. Vertriebspartner, eigener Store,…)

Chris: Wir haben einen sehr guten und integren Vertriebspartner der die Abwicklung mit dem Handel übernimmt. Außerdem gibt es einen ans Label angeschlossenen Onlineshop (www.blacksmithstore.eu) bei dem es alles gibt, was die Bands so produzieren, von Zeit zu Zeit auch Raritäten, die eben nur wir haben.

UG: Wie wichtig ist euch der persönliche Kontakt zu den Bands? Ist dieser durch die räumliche Entfernung erschwert? Wie managed ihr das?

Chris: Der Kontakt ist mir unheimlich wichtig und durch das Internet heutzutage ja auch gar nicht mehr so schwer zu halten. Vieles an Kommunikation passiert auch unter den Bands selbst, die brauchen mich da teilweise gar nicht. Das Ganze funktioniert eben nur, wenn jeder einzelne das Label mit Leben erfüllt, daran glaubt und dafür arbeitet, dass es funktioniert.

UG: Wie sehr entsprechen die Bands des Labels deinem eigenen Musikgeschmack?

Chris: Musiker sind Menschen. Und Menschen sind verschieden. Ich schaue mir an, ob die Musiker zu uns passen, ob sie beim Bierchen dieselbe Sprache sprechen. Es geht mir um die Seele der Menschen. Da ist es gleich viel schwieriger, passende Bands zu finden. Und auch nur verständlich, dass nicht alles zu 100% meinem Geschmack entspricht. Und die Jungs sollen ja auch die Musik machen die ihnen (!) gefällt und nicht mir. Und was würde passieren, wenn sie sich entwickeln und es mir nicht passt. Sollte ich sie aufhalten? Sicher nicht!

UG: Was hältst du vom Slogan „Metal is a non-profit organisation“?

Chris: Sehr viel! Mir geht die Galle bei den Geldmaschinen, die uns so umgeben. Ich sehe wie Musiker sich prostituieren, wie sie stumpf werden und versuchen mit dem Kopf Musik zu machen. Diese Big Player, machen den Metal kaputt, sie schlachten ihn aus, ohne Rücksicht. Boa, wenn ich die Leute sehe! Alles geplant. Alles gestylt. Alles freaky, catchy, scheiß mich an! Musik ist doch aber Leidenschaft! Musik will was sagen! Im Metal erst recht. Jeder von uns hat nen Job oder sein Studium oder macht irgendwas nebenher, steht im Leben. Wenn's auf Tour geht, dann nimmt man sich frei, so mach ich das auch!

UG: Wo siehst du Blacksmith Records in 5 Jahren? Was wollt ihr noch erreichen?

Chris: Ich sehe uns in der Schmiede bei nem Bierchen, kommst du vorbei?

UG: Ich komm auf jeden Fall gern vorbei, vielen Dank für das Interview!

Das Interview führten Samir von Undergrounded und Chris Koerner, Inhaber des Labels Blacksmith Records.

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