Winterwald - Die kalte Pein
Review

Winterwald - Die kalte Pein

Düster, mystisch, animalisch, manchmal sogar verträumt… Black Metal und seine tiefwurzelnden Ableger haben viele Gesichter. Vor allem wenn wir in den atmosphärischen Part abtauchen. Dies kann man bei “Die kalte Pein“, dem Debütalbum des österreichischen Trios Winterwald eindrucksvoll miterleben und tief in die ruhigeren Gefilde unter der rauen Oberfläche des Genres eintauchen. Ebenso tief tauchen wir aber auch in die österreichische Sagenwelt ab, in die uns Winterwald in ihren Songs thematisch mitnehmen.

  • von Phil
  • 17.03.2024

Mit dem Intro “Frau Percht“ wird einer eher wärmend klingenden Geräuschkulisse und sanften Klavierkängen eine heimelige Atmosphäre geschaffen um mit der Spieluhrmelodie von Stille Nacht zum nächsten Song “Die wilde Jagd im Wendbach“ überzuleiten. Auch hier bauen Winterwald weiter ihr atmosphärisches Konzept aus, das mit geflüsterten Vocals in österreichischem Dialekt die Geschichte eines Bauern erzählt, der in einer sternenklaren Nacht den düsteren Wendbachgraben durchschreiten muss und dabei schreckliches Erlebt, jedoch durch seinen mutigen Gehorsam letztendlich belohnt wird. Auch hier wird ebenfalls wieder Klavierspiel eingebaut, das allerdings anhand des Verlaufs der Geschichte auch bedrückender wirkende Passagen enthält.

Echte Shining-Vibes verleiht dann der nachfolgende Track “Das Trauerkichlein im Ossiach“, das anfangs die charakteristischen Merkmale mit den flüsternden und teils gesprochenen Vocals fortführt, aber sich auch zu einem echten musikalischen Gewittersturm aufbauscht. Schnelle Drums und Riffsalven mit verzweifelten Schreien erzeugen eine packende Energie, die sich auch im anschließenden “Das Pechmandl“ weiter ausbauen. Thematisch wird hier die tiroler Sagengestalt behandelt, die man als eine Mischung aus dem in unseren Gefilden bekannten Sandmännchen und dem Sensenmann sehen kann. Der Mythos verbindet somit Schlaf und Tod zu einem interessanten Charakter und Songkonstrukt.

„Das Nachtvolk“ entpuppt sich zunächst sehr sanft und fast schon seicht, entwickelt sich aber zu einer doomig angehauchten Instrumentalüberleitung zum Titeltrack “Die kalte Pein“. In den fast zehn Minuten Spielzeit können wir hier nochmal das gesamte Potential von Winterwald in der gekonnt faszinierenden Atmosphäre erleben, die das Trio aus Österreich wirklich brillant in Szene setzt. Zum Abschluss führt “Das Neusonntagskind“ gemächlich mit Akkordeonklängen und der gesprochen-erzählten Sage aus dem Burgenland um die Sonntagskinder, die an Neumond geboren werden und denen nachgesagt wird, dass sie Hexen und im Allgemeinen das Böse erkennen können, wieder an die Oberfläche zurück.

Trackliste:

1. Frau Percht
2. Die wilde Jagd im Wendbach
3. Das Trauerkirchlein im Ossiach
4. Das Pechmandl
5. Das Nachtvolk
6. Die kalte Pein
7. Das Neusonntagskind

8
PUNKTE
Bewertung

“Die kalte Pein“ entpuppt sich als ruhiges, tiefgehendes Album, dass aber auch seine packenden, energiegeladenen Momente hat und der alten Sagenwelt Österreichs wieder Leben einhaucht. Gerade das “Trauerkichlein am Ossiach“ und der Titeltrack zeigen deutlich die Stärken von Winterwald und machen Lust auf mehr. Wer mit ruhigen, atmosphärischen Klangwelten, Tradition und nicht all zu großen Ausflügen in die wilde Raserei des Black Metals etwas übrig hat, sollte hier bestens bedient werden.

Band

  • Winterwald

Album Titel

  • Die kalte Pein

Erscheinungsdatum

  • 19.09.2023
Phil

To the Bone!!!

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