Die Band hat nach „Wurzelloser Geist“ (2011) und „Glas“ (2014) ihr drittes Album „MMXL“ im Jahr 2017 veröffentlicht. Darüber hinaus arbeiteten die vier Sachsen 2013 noch an ihrer "Rauhnächte"-Split mit den Berlinern Drengskapur zusammen. Der Mensch und seine Psyche stehen dabei im Fokus ihrer zumeist anspruchsvollen Musik, über die man sich ganz schön den Kopf zerbrechen kann, wenn man sich näher mit dieser befasst - und genau das, gepaart mit dem unbändigen, tiefschwarzen Naturell ihrer Songs, macht den großen Reiz von Nemesis Sopor aus. Neben gelegentlichen Club-Konzerten stand die Band 2018 auf dem Wonnemond-Festival auf der Bühne und darf in diesem Jahr auch ihre Premiere beim diesjährigen Unter The Black Sun Festival feiern (hier alle Infos), nicht zuletzt deswegen möchten wir euch die Band näher bringen.
Aktuelle Besetzung
R.S. - Vocals, Guitars
F.K. - Drums
A.B. - Guitars
X.M. - Bass
Diskographie
2011 – Wurzelloser Geist (Album)
2013 – Rauhnächte (Split mit Drengskapur)
2014 – Glas (Album)
2017 – MMXL (Album)
Review zu "MMXL"
Besonderen Fokus sollte man beim Blick auf die Band wohl auf ihr 2017er Werk "MMXL" legen. Vom starken 15-Minüter „Untertan“ gleich am Anfang noch recht überwältigt, wird man als Zuhörer gleich nach der Einleitung erst so richtig in die Sphären ihres düsteren Werks getaucht, über dessen Bedeutung und inhärentes Konzept man gleich ins Nachgrübeln gerät. Über eines kann man sich schonmal sicher sein: Selten hat man tiefer gehende, lyrisch hochwertigere und gleichsam ausgeklügelte Texte gesehen, welche dem musikalischen Konstrukt der Song-Korpora ihr Fleisch geben. Es ist lediglich ein bisschen schade, dass die Vocals so abgemischt sind, dass sie etwas verfremdet sind, fast schon in den dichten Black Metal-Background eingebettet – was dazu führt, dass es sich für diejenigen, die kein Booklet parat haben, oftmals etwas schwieriger gestalten dürfte, die Texte herauszuhören, da der Gesang nur wenig prominent hervorsticht. Das kann man aber auch als gewolltes Stilmittel sehen. Erzählt der Opener hier noch auf meisterhafte Art und Weise den langen Weg des Menschen bis an die Krone der Schöpfung, geht es in „Herrscher“ und „Despot“ um Macht und dessen Missbrauch, bis gegen Ende der Platte eine kryptische, apokalyptische Atmosphäre aufkommt.
Der Sound von Nemesis Sopor lebt dabei vor allem von Wechseln zwischen melodischeren Parts, die beinahe ein bisschen an Post Metal-eske Auswüchse erinnern mögen, mit geflüsterten Vocals, begleitet von ruhigem, gedämpftem Gitarren- und Schlagzeugspiel, und den aggressiveren, mitreißenden Black Metal-Sturzfluten, die ganz Genre-eigen sind und derer die Band sich gerne bedient, um der Stimmung und dem Gesang von Frontmann R.S. eine Emphase zu geben. Besonders ist dieser Aufbau bei „Herrscher“ zu bemerken, welches durch das in falscher Einkehr wiegende Instrumental „Saat“ eingeleitet wird. Besondere Highlights sind definitiv der stetig wummernde Drum-Hintergrund bei „Despot“, welcher in seiner Geschwindigkeit selbst in den weitgehend Gitarren-freieren Passagen nicht abebbt, dabei umso eindringlicher bleibt und Text-Fragmenten wie „Flamme beugt sich dem Weg, verheert edlen Geist“, sowie „Das Licht der Sterne erlischt, was wir erschufen ist unser Verderb“ nochmal beklemmende Nähe verleiht. Während das rein instrumentale Titel-Stück „MMXL“ (bei dem man ob seines Titels und der römischen Jahreszahl für 2040 an eine dystopische Zukunftsvision denken mag, in der sich die machthungrige Menschheit schlussendlich selbst vernichtet) nochmal jegliche musikalische Bandbreite der Dresdner unterstreicht, endet die Platte mit „Atarax“ und „Zeit der Sterne“ nicht weniger stark und auf gleich hohem Niveau wie sie angefangen hat.
Die finstere, von jeglicher Hoffnung befreite Bodenständigkeit, mit der die vier Musiker an ihre Black Metal-Visionen herangehen, ist schon bemerkenswert. Textlich auf ganz hohem, dafür schwierig zugänglichen Level ist es vor allem die dichte, trostlose Atmosphäre, die „MMXL“ zu einer Empfehlung macht. Man darf gespannt auf zukünftige Releases der Band sein – denn dieses Machwerk ist ein Kaleidoskop an Stilistika, welches mit seinem progressiven Aufbau und der pointiert gestalteten, ausgeklügelten Konzeption besticht und eigentlich näherer, textlicher Analyse bedarf, denn hier hat man sich selbst übertroffen.
Tracklist:
01. Untertan
02. Saat
03. Herrscher
04. Despot
05. MMXL
06. Atarax
07. Zeit der Sterne