Neun Songs, rund 50 Minuten, die englischen Lyrics können sich sehen lassen. So weit dazu. Nach einem kurzen, jedoch nicht überragenden Intro erinnern bereits die ersten Töne von „Winterstorms“ an Finsterforst, der Melodiebogen baut sich die erste Minute atmosphärisch auf, ehe dann losgeknüppelt wird. Sind Cryptic Forest also - um es kurz zu machen- nur Finsterforst in Black Metal? Ein deutliches Nein wäre hier wohl zu viel des Guten, ein Ja würde jedoch der Band nicht annähernd gerecht werden. Man merkt die Nähe zu Finsterforst, in der Songstruktur, im Soundgewand, trotz allem sind Cryptic Forest kein „düstereres Finsterforst“, sondern etwas Eigenständiges. Über weite Strecken bietet die Band atmosphärischen, meist knüppelnden Black Metal, die keifenden Vocals passen hervorragend. Neben dem Hauptaugenmerk auf die Härte und Schnelligkeit fehlt jedoch zu keiner Zeit das Händchen für eine angenehme Melodik – sei es durch die äußerst starke Gitarrenarbeit und ein ab und zu kurz aufflackerndes Keyboard (Winterstorms, Creatures of the Dark), welches nahtlos die Verbindung zu „Tale of Frozen Tears“ der EP „Dawn of the Eclipse“ herstellt.
Cryptic Forest treiben ihre Songs meist schnell voran, immer wieder gibt es jedoch kleine Variationen in der Geschwindigkeit, welche meist durch kleine Gitarrenarbeiten hervorgehoben werden. Vielleicht liegt es auch an dem meist hohen Tempo, dass mir im Laufe des Albums ein wirklicher „Wow“-Moment fehlt, kein Riff, keine Passage schafft es, sich längerfristig in meinen Gehörgängen festzusetzen, mir fehlt etwas, das mir sofort ins Gedächtnis stampfen würde, wenn ich an das Album denke oder es in die Anlage lege. Am ehesten gelingt dies noch dem Übergang des instrumentalen Intermezzos „Smoldering“ in den stärksten und gleichzeitig längsten Song des Albums („Creatures of the Dark“). Dieser schreit soundtechnisch zu Beginn wieder mit aller Kraft Finsterforst, ehe er nach einigen Augenblicken wieder Cryptic Forest wird.
Was heißt das nun für das Album? Klar, es ist ein eher kurzlebiges Album, keines, das einem noch Wochen oder Monate ständig im Kopf herumschwirrt. Es ist ein gutes Album, ihm fehlt jedoch der Moment, der ein gutes zu einem sehr guten oder gar herausragenden Album macht. Trotzdem ist es auch eine Platte, die man sich immer wieder anhören und dabei seinen Spaß haben kann, denn zweifellos fabrizieren Cryptic Forest hier astreine Musik: harten, gut durchdachten Black Metal mit kreativem Gitarrenspiel und guter Atmosphäre. Ich bin definitiv gespannt, was wir noch von den Schwarzwald-Jungs in dieser Hinsicht zu hören bekommen.
Trackliste:
01. Heralding Bleakness
02. Winterstorms
03. Throne Of Fire
04. Ystyr
05. Call To War
06. Crown Of Ice
07. Kingdom Of Cryptic Forest
08. Smoldering
09. Creatures Of The Dark
Bewertung:
7,5 von 10 Punkten