Kein Licht und kein entkommen aus der Schraube der Hässlichkeit wird hier aber nur metaphorisch in Szene gesetzt, denn die Kompositionen sind alle sehr ruhig und mit bedacht auf eine beklemmende Wirkung beim Hörer komponiert. Eine sachte Orgel, eine akustische Gitarre streifen den Horizont und vermögen den einstmals klaren Himmel mitSchwärze zu übersehen. Die einsetzenden Streicher agieren nicht im süßlichen oder gar kitschigen Arrangement, sondern quälen, streiten und beißen sich in Disharmonie, die aber perfekt zu „The Mantra“ passen.
Der nahtlose Übergang zu „The Light that Burns“ wird durch das dazufügen eines Schlagzeugs eingeleitet – während die Komposition von „The Mantra“ immer noch nachhallt bis zum ersten Mal eine verzerrte Gitarre einsetzt. Das sich gleichbleibende Tempi nicht nur zum Nachteil verhalten, wird durch die überragende Arbeit der Streicher bewiesen, bei denen sich mehrere Mitglieder des Montreal’schen Kollektives Godspeed You! Black Emperor austoben. Sophie Trudeau setzt zudem ihre Stimme als Instrument ein um eine beklemmende Atmosphäre zu erschaffen, deren Sogwirkung nicht nur inwärts spürbar ist. Das oft zitierte Kopfkino lässt einen nicht zur Ruhe kommen und man muss einiges an gedanklicher Motivation aufbringen, um diesen Kreisen zu entkommen. Angelegt und strukturiert wie ein von Post Rock durchstreiftes Gebilde, entfesseln die reduzierten Melodien einen absoluten Fokus auf Wahrnehmung und Meditation.
„The Gathering“ ist ebenso ein äußerst reduziertes Gebilde, das lediglich von einem Gitarrenriff geleitet wird, welches aber nach und nach von Klavier und Viola, Schicht um Schicht erweitert wird. Keine Freude, keine Hoffnung, lediglich die Erinnerung an etwas, das am Ende übrig bleibt. Die vertonte Traurigkeit, bis ohne Vorwarnung ein Gewittersturm von doomigen Gitarren und synkopierten Drum- Pattern hereinbricht, ohne die Gesamtwirkung in Frage zu stellen. Hier wird mehr und mehr die Hauptmelodie unterstützt - fast bis zur Selbstaufgabe.
Im Ambient-Stil geht es in „Where have you been my lovely son“ zu. Hier werden Swells und Spoken Word Elemente zu einem disharmonischen Abbild erschaffen, deren Auflösung erst mit dem Reprise des Titels am Ende von „Light Falls“ erkennbar wird. Hier greift auch wieder der Ansatz der persönlichen Erfahrung und mündet nahtlos in „Some were saved, some drowned“, der vielleicht noisigste Song der ganzen Platte. Tief in der Magengegend rumorende Bassläufe und Gitarrenwände in Kombination mit Streichern türmen sich immer weiter auf, während sich J.R. Robinson in geschriehenen Worten Gehör verschafft…großartig
Titelliste:
1. Light Falls I – The Mantra
2. Light Falls II – The Light that Burns
3. Light Falls III – Light Sick
4. The Gathering
5. Where have you been my lovely son?
6. Some were saved some drowned
7. My lovely son Reprise
Bewertung:
8,5 von 10 Punkten