„Von Ästen und Schnee“ wird dem gewählten Genre „Post BM“ aus meiner Sicht schon Mal gerecht, bedeutet das „Post“ doch im Allgemeinen meistens einfach den Freifahrtschein für mannigfaltige Experimente mit anderen Klangstrukturen, Instrumenten, oder Beidem. So bekomme ich nach dem Intro, (das in der digitalen Version noch ein eigner Track zu sein scheint) in den ersten Sekunden bevor der Gesang einsetzt im Hintergrund vom Bass eine „Bierzelt-Huftata“ Einlage geliefert, die den Gestanzlern der Wildecker Herzbuben die Zornesröte ins Gesicht treiben würde. Untermalt mit einer Gitarrenwand wird aber glücklicherweise schnell Abstand von dieser strange anmutenden Darbietung genommen und Fronter Volker haut erstmal seine angenehmen Screams raus, bevor abrupt eine sehr melodische Gitarreneinlage den nächsten Schwenk im Song markiert und danach wieder im Geschrammel eines Klangbretts Wut und Hass zelebriert wird. Für mich persönlich sind diese Schwenks der Gesamtstruktur im Song etwas anstrengend und abgehackt, klingen in Summe aber durchdacht und nach mehrmaligen Hören gut platziert.
Bei „Nie mehr träumen“ wird auf diese Experimente größtenteils verzichtet und es beginnt sehr melodisch und durchgängig schwermütig und erinnert irgendwie an unsere Jungs von Firtan. Nach einer knappen Minuten setzt dann eine „Orgelorgie?“ ein, die ich nicht 100%ig einordnen kann und die sich fast durch den kompletten restlichen Song durchzieht. In der Mitte wird ein den Gitarren Raum gelassen um ein kleines Intermezzo zu geben, das wiederum nicht so sehr in den Song passen mag. Dennoch wird spätestens hier klar, dass die Jungs seit „Wanderer“ eine positive Entwicklung durchgemacht haben und nochmal qualitativ zugelegt haben. Weniger Verspieler, mehr Bandbreite in der Entfaltung der einzelnen Instrumente – So sollte es sein!
„In Einsamkeit“ bietet zu Beginn auch wieder schwarzmetallische Hausmannskost, der durch allerlei Effekte an den Gitarren interessante Twists und Wendungen erhält. Fast schon psychodelisch anmutende Klangparts unterstreichen wiederrum den Anspruch eben genau diese Hausmannskost mit andern „Gewürzen“ aufzpeppen und Abwechslung zu bieten. „Wo es dunkel wird“ ist ein erneutes Experiment mit tenoartigen Gesangseinlagen, die Growls und Screams im Duett ergänzen sowie den bereits bekannten psychodelischen Parts aus „In Einsamkeit“. Insgesamt wirkt der letzte Song der Scheibe, der mit dem fast baugleichen Intro aus Outro endet, am exotischsten oder sollte ich sagen, gewöhnungsbedürftigsten?
Seis drum – Wer Post-BM erwartet hat, bekommt genau das geliefert – Einen Ausbruch aus den genormten Strukturen des Black Metal und eine interessante Mixtur aus „Klassik“ und „Moderne“ des Genres, die zwar nicht jedem gefallen wird, aber dennoch ein Reinhören wert ist!
Tracklist:
1. Von Ästen und Schnee
2. Nie mehr träumen
3. In Einsamkeit
4. Wo es dunkel ist
Bewertung:
7,5 von 10 Punkten