Das Album ist weniger doomig bzw. hart ausgefallen, was mehr Freiraum für die Instrumentalisierung und Experimente lässt und der Truppe gut steht. Neue Folk-Einflüsse, wie die leicht Country angehauchten Geigen im Song 'Ballad of the weird Sisters' oder die schon erwähnte Folk-Nummer die mit einem eingängigen, genial gesungenem Duett mit dem Bassist (ja-ha Bassisten können mehr als man denkt) zu Punkten weiß, kommen hinzu. Generell bin ich der Meinung, das Alias Gesang sich kräftiger und selbstbewusster anhört und mehr Variationen zulässt. Die bewährte alte Hure namens Hammondorgel wird effektiv penetriert und wirkt, nicht wie bei vielen Bands der Okkult-Welle fehl am Platz oder einfach nur als Mittel zum Zweck. Auch Classic-Rock angehauchte Gitarren-Soli werden vermehrt eingestreut und lockern das Werk insgesamt nochmals auf. Der Titel-Song der Platte ist die wohl härteste Nummer und wartet mit einem fast schon angepissten Gesang von Alia auf und hätte so auch auf dem Erstling auftauchen können, wenn da nicht das mittlerweile recht ausgetüftelte Songwriting wäre, was einen weiteren Pluspunkt der Platte darstellt. Beinahe jeder Song hat irgendwann eine Wendung die ihn für geraume Zeit umkrempelt oder in einen Instrumentexzesse ausartet. Mehr als ein Gänsehaut-Moment is garantiert.
Schon zuvor und vor allem nach diesem Album muss Blood Ceremony den Vergleich mit Großen Namen wie Coven, Jethro Tull, Black Widow und wie sie auch alle heißen mögen nicht scheuen. Für mich waren sie eh schon immer die besseren Devils Blood (diese Spitze möge mir erlaubt sein). Ein Album, das durch seine strengen Genre Begrenzungen dennoch zu überzeugen weiß und sie auch teils angenehm selbst auslotet, hatte ich schon lang nicht mehr aufm Teller. Von mir ein ganz klare Empfehlung und ergo: Von mir, als Fanboy der ersten Stunde, gibt’s dafür natürlich die volle Punktzahl. Für mich bisher eins der besten Alben anno 2013.
Tracklist:
01. Witchwood
02. Goodbye Gemini
03. Lord Summerisle
04. Ballad of the Weird Sisters
05. Eldritch Dark
06. Drawning Down the Moon
07. Faunus
08. The Magician
Cover und Umfang:
Das Cover wurde lustigerweise von Annick Giroux gestaltet, ihres Zeichens Autorin des 'Hellbent for Cooking' Heavy Metal Kochbuchs. Das Cover gleicht einem Wiener Schnitzel, es ist lecker, man weis was man bekommt, aber ist an sich nix besonderes. Es tummeln sich diverse Faune und Satyren auf dem Cover im mittelalterlichen Holzschnitt Stil. Das Booklet ziert dann nochmals das Cover und beinhaltet alle Texte und ein Bühnen Foto der Band in der Mitte. Farblich ist alles in dunklen Braun und Beige Tönen gehalten aber auch das Weinrot, welches mittlerweile, nebst Lila, so was wie ein Aushängeschild des Genre geworden zu sein scheint. Wenn ich die Vinyl Version dahabe wird das alles nochmal aktualisiert. Die Aufmachung einer CD ist nun mal nicht das gleiche wie die des großen Pappkameraden.
Abwechslung (10/10)
- zwar größtenteils im Midtempo gehalten aber mit vielen Arrangements und Stimmungs-Wechseln
Sound (9/10)
- der Bass wummert angenehm warm
- Hier klingt alles rundum echt, ungefiltert, getriggert oder nach sonstigem neumodischen Schwindel
Gesamtpunktzahl
10 von 10 Punkten