Nachdem das Quartett im Jahre 2012 mit einem sehr soliden Stoner Metal-Album namens "The Stump Will Rise" startete, verabschiedeten sich die Esten 2016 von dieser eingängigeren und im Vergleich zum Status Quo jetzt leichten Kost und wurden auf ihrem zweiten Album sehr viel brachialer. Der Einklang von "Tahm" klingt nun so, als würde man beide Band-Phasen miteinander kombinieren. So entsteht schon mit dem Intro ein Aha-Moment, der auf die weiteren fünf Titel der neuen Platte neugierig macht.
Mit dem zweiten Stück "Sammud" wird allerdings klar, dass Estoner sich wohl endgültig vom reinen Stoner Metal verabschiedet haben. Der Song kommt äußerst kraftvoll daher, dröhnend und vor allem sehr monoton. Dabei spielen sich die Esten aber kräftig in Rage und werden nach den ersten zugänglichen Minuten im weiteren Verlauf des Songs noch wuchtiger. Das zeitweise sehr tiefe Gekeuche weicht gegen Ende der knapp zehn Minuten dem bereits vom „LSD“-Album gewohnten Kreischgesang und lässt dadurch weitere Spannung entstehen. "Virvendaja" präsentiert sich jedoch etwas ruhiger und verzichtet zunächst auf groovige Walzpassagen. Während die Gitarren gemütlich dahin plätschern, gurgelt Sänger Kristian-Peter irgendetwas Unverständliches durch die Boxen. Buchstäblich in letzter Minute legt die estnische Planierraupe allerdings wieder los und bereitet den Hörer so auf den vierten Titel "Oomega" vor.
Dieser poltert ab der ersten Sekunde voran und ist für Estoner-Verhältnisse erstaunlich flott auf dem Parkett unterwegs. Mit etwa vier Minuten ist das Stück aber auch der deutlich kürzeste Song des Albums, lässt man das Intro außen vor. Demnach nimmt sich die Band auch weniger Zeit, den Song aufzubauen und sich - wie sonst - in eine Art Raserei zu spielen. Beim vorletzten Track "Noova" schalten die Vier allerdings wieder einen Gang zurück und verfallen in ihre altbekannten Muster. Anfangs scheint noch alles geordnet, doch spätestens ab der Hälfte versinkt das Orchester in Chaos.
Somit liegt es nun am Titeltrack wieder für Ordnung zu sorgen: Und in der Tat zeigt sich "Tahm" sehr strukturiert, ausgeklügelt und direkt, bleibt dabei aber genauso drückend wie beispielsweise "Sammud" zu Beginn der Scheibe. Vor allem im Mittelteil kommen dann zusehends psychedelische Elemente zum Tragen, welche noch einmal neuen Fokus auf die gewohnte Rhythmik setzen. Mit einer knappen Viertelstunde lässt sich das Herzstück des neuen Albums auch nicht aus der Ruhe bringen und entfaltet nach und nach weitere kleine Hingucker, oder viel mehr Hinhörer. Alles in allem schließt "Tahm" die Platte damit sehr solide ab und hinterlässt einen guten Eindruck, welchen man sich jetzt im September auch live verschaffen kann. Denn Estoner sind zusammen mit den ebenfalls estnischen Stoner-Dröhnern von Kannabinõid auf Tour und bereisen dabei über weite Strecken auch Deutschland.
Folgende Termine stehen bereits fest:
06.09. Stockholm / Southside Pub
07.09. Oslo / Blitz
09.09. Dänemark / tba
10.09. Hamburg / Bar 227
11.09. Deutschland / tba
12.09. Groningen / Bambara
13.09. Niederlande / tba
14.09. Eernegem / B52
16.09. Deutschland / tba
17.09. Prag / 007 Strahov
19.09. Warschau / Chmury
20.09. Vilnius / XI20
21.09. Kaunas / Lemmy
22.09. Riga / Adminu Iela 4
Trackliste:
1. Alfa
2. Sammud
3. Virvendaja
4. Oomega
5. Noova
6. Tahm
Bewertung: 7 von 10 Punkten