Das Werk einem Genre, einer Stilrichtung oder auch nur Referenzen zuzuordnen ist schwierig, da das Album - trotz einer größtenteils erhaltenen inneren Kohärenz - eine enorme Bandbreite an Spielarten abdeckt. So lassen sich Einflüsse aus Stoner und Psycedelic Rock, Atmospheric Black Metal, Sludge, Doom und Post Punk finden, die hier in fünf Songs von stattlicher Länge und vier kleinen Intermezzi zu einem größtenteils stimmigen Gesamtbild mit etwa 48 Minuten Laufzeit kombiniert werden. Die kleinen Zwischenteile sorgen für Phasen der Entschleunigung zwischen den längeren Titeln, die nicht zwingend notwendig ist, aber eine sehr angenehme Höratmosphäre aufbaut.
Die Schwäche des Albums ist der Einstieg. Das Intro Immersion reißt mit seiner Kombination aus Schlagwerk und Bläsern und der repetitiven Inszenierung niemanden um und seine Wahl ist aufgrund seinem Mangel an Repräsentativität für das restliche Album insgesamt fragwürdig. Das folgende Memory Loss ist der mit großem Abstand sludgeigste Song auf der Scheibe. Den eintönigen Ersteindruck, der durch diese Kombination entsteht, hat das Album jedoch nicht verdient. Memory Loss reißt das Ruder glücklicherweise später herum, da die stoneig sludgeigen Riffs, die hier in aller Länge und Breite abgefeiert werden, wahnsinnig gut zirkulieren, stimmig geschrieben sind und spannenden harmonischen Strukturen folgen.
Problematisch ist auch der dritte Titel, Closer, der dem Hörer einige gemischte Signale sendet - Blackmetalklangästhetik trifft auf Riffs mit eigentlich erhebendem Charakter. Gesangsmelodien, die ein wenig an die Neue Deutsche Welle erinnern, und einige allgemein sehr unstimmig erscheinende musikalische Entscheidungen sorgen dafür, dass der Track alles andere als umwerfend ist.
Nach einem etwas kürzeren Zwischenspiel wird man allerdings mit Red Birch konfrontiert und die bereits zuvor ausgekoppelte Single ist ein absolutes Glanzstück. Von gut platzierten, stimmigen Tempowechseln, die den Track einleiten, über ein Mainriff, das sich gewollt oder ungewollt ein wenig an Oh Fortuna aus Carl Orffs Carmina Burana anlehnt, bis hin zu äußerst atmosphärischen Klangfassaden am Ende passt alles. Dieses wunderbar hohe Niveau wird von diesem Punkt an durch das komplette restliche Album gehalten. From Void und Horro Vacui führen das Album mit der kompletten stimmlichen Bandbreite von eindringlichen Clean Vocals und dröhnendem Gutturalgesang und einer dadurch sehr schön aufgebauten Atmosphäre zu einem sehr würdigen Ende.
Insgesamt ist das Album sehr ausführlich ohne dabei langweilig zu werden, da die stark exponierten Riffs und Melodien in den meisten Fällen gut genug sind, um diesem langen Exponieren standzuhalten ohne sich abzunutzen oder gar penetrant zu werden.
Das gewählte Soundgewand tut dann mit seinem distanzierten, kalten und weiten Design sein Übriges, um die größtenteils sehr beeindruckenden Hörerfahrung elegant abzurunden.
Tracklist:
1. Immersion
2. Memory Loss
3. Closer
4. The Passage
5. Red Birch
6. Coma
7. From Void
8. Disappearing Slowly
9. Horror Vacui
Bewertung:
8 von 10 Punkten