Präteritum? Leider ja - Multi-Instrumentalist Genözider und der Irön Kommander ließen nämlich 2018 verlautbaren, dass sie ihr stahlhartes Blut- und Schweiß-Projekt zunächst auf Eis legen würden, unter dessen ins Schlachtfeld getragener Standarte bis 2015 zwei ziemliche Brecher-Platten erschienen. Wo 2013 schon mit dem „frei Schnauze“ betitelten Debüt „Bulldozing The Vatican“ die dreckig-blasphemische Messlatte sehr hoch gelegt wurde und es gar eine Split-EP mit den brasilianischen Whipstriker gab, folgte 2015 der Sound-Rammbock „Under The Ram“. Und der sollte nicht minder kraftvoll einschlagen - denn Phrasen wie „Masculinity will reign“ geben da schon passend vor, was man beim herrlich angeschwärzten Ranz-Black Metal der NRWler zu erwarten hat. Die Hochgeschwindigkeits-Auf die Fresse-Politik der Band hatte einiges zu bieten. Ganz so doll weinen muss man allerdings nicht, wenn man sich ansieht, in wie viele Projekte Mr. Genözider sonst noch so involviert ist: Da wären zum Einen starke Projekte wie Obsessör und sein Soloprojekt Quintessenz, aber auch die mittlerweile sehr gehypeten Vulture, welche in diesen Tagen mit "Ghastly Waves & Battered Graves" ihr neues Album vorlegen.
Letzte Besetzung
S. Genözider - Vocals, Guitars, Drums
Irön Kommander - Vocals, Bass
Diskographie
2012 Disco Destructors (EP)
2013 Bulldozing The Vatican (Album)
2014 Motörized Metal / Born to Spread the Mayhemic Loudness (Split EP mit Whipstriker)
2015 Under The Ram (Album)
Review zu "Under The Ram"
Die 2015er Platte "Under The Ram", welche bei High Roller Records erschien (u.a. Saint Vitus, Stallion), startet mit dem rasanten „Queen of the Night“. Erst ein lüsternes Grunzen, dann ein Frauenschrei, bevor die Party mit druckvollem Bass und intensivem und verzerrtem Gitarrenklang beginnt, alles natürlich begleitet von hallendem Drumming, welches tatsächlich klingt, als hätte man es in einem Schweinestall aufgenommen. Oh, Moment - es WURDE in einem Schweinestall aufgenommen, wie der Genözider höchst selbst verriet. Wenn das nicht gelebte Authentizität ist!
Ob es nun mitreißend-stürmische Parolen wie "it’s a Tornado, a fucking Tornado" im zweiten Song sind, oder skandiertes, gnadenloses Niederwalzen getreu dem Motto “Mayhem Without Mercy”: Das Duo aus dem Raum Hamm/Münster prescht ohne Pause durch alle Formen gewaltvoller Speed-Gänge, und das so schnell, dass die gut 30 Minuten der Platte in ebenso gnadenloser Kurzweil vergehen. Klar erinnert das klangliche Auftreten der beiden immer irgendwie an Venom, Gehennah oder Motörhead, schrappt aber zielgenau am „Nacheifern“ ihrer zweifelsohne vorhandenen Vorbilder vorbei. Denn wir dürfen trotz der in den Augen und Ohren mancher Hörer womöglich platten Texte nicht außer Acht lassen, dass hier dennoch kreativ gewerkelt und eine eigene Soundcouleur gemischt wurde, die es so noch nicht im Farbspektrum dieser Sparten der Metal-Musik gab.
Im Titeltrack „Under The Ram“, dem auch ein stimmungsvolles Musikvideo spendiert wurde, kotzt sich Sänger Nummer 2 Irön Kommander wohl am meisten mit seiner in „Hüärgh“-Stimmlage zum Besten gegebenen, geschwärzten Vocals aus, die dem Sound der planierenden Bastarde eine gleichwohl heftig-bedrohliche wie unbeschwerte und zur Feierei einladende Note verleihen. „Let The Bastard Roar“ kommt einem wie eine Hymne vor, die bei Live-Gigs anerkennende Fäuste in die Höhe treibt – nicht zuletzt wegen des titelgegebenen Verses. Zudem beginnt der Song mit herausragend geilem Bass-Intro. Die Platte endet mit dem Fünfminüter „Once The Dust Has Settled“, welches ungleich melodiöser daherkommt, ohne natürlich seine Wucht einzubüßen. Beschwingt wird hier noch einmal für einen Sturzflug aus großer Höhe ausgeholt, bevor der Tonträger letzten Endes ausklingt und man überfahren und mit schmerzenden Gliedern zurückgelassen wird.
Bulldozing Bastards zweites Bollwerk kommt wie ein Vorschlaghammer, zerlegt mal eben alles um sich herum in brachialer und martialischer Art und bockt mit seinem Tempo einfach tierisch. „Tierisch“ ist ein absolut passendes Güteprädikat, wenn man mal genau darauf schaut, mit welcher Inbrunst und mit welchem Spaß das Duo zur Sache geht. Der Sound kommt schmutzig, roh und „dahingerotzt“ aus den Lautsprechern – beim Genre-Tohuwabohu von BB, liebevoll als „Bastard Metal“ tituliert, muss das aber so. Punkt. Wer auf die Atmosphäre der First Wave Of Black Metal mit einer gehörigen Schippe Punk steht, dem sei “Under The Ram” an Herz und Hoden gelegt. Old School und originell. Ein betäubender Dresch-Sound, der einfach durch seine Kompromisslosigkeit und Konsequenz zum Abgehen einlädt. Eben „a shattering dose of brass, Rock’n Roll & pure fucking mayhem.”
Tracklist:
01. Queen of the Night
02. Tornado
03. Mayhem Without Mercy
04. Full Speed Ahead
05. Brassknuckle Deathstrike
06. Under the Ram
07. Alleys of the Underground
08. Let the Bastards Roar
09. Black Metal Slut
10. Once The Dust Has Settled